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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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müssen wissen, meine Liebe, ich habe noch die alte Baronin Bartenberg gekannt, Leopolds Mutter, eine geborene von Fechter. Sie war die einzige Tochter und Erbin des Privatbankiers Fechter. Hat das Haus samt Kunstwerken und einem beträchtlichen Aktienvermögen in die Ehe mit Richard Bartenberg gebracht.«
    »Ich wusste nicht, dass Bartenbergs adelig sind«, antwortete Amelie erstaunt.
    »Doch, ja, aber sie haben der Tatsache nie Gewicht beigemessen. Zu klug, um davon Gebrauch zu machen.« Der Notar hatte die längste Zeit an einer Zigarre herumgedrückt und versucht, sie anzuzünden. Endlich war es ihm geglückt. Zufrieden sog er den Rauch ein, blies ihn gegen die Decke und rollte die Augen. »Ah, meine Liebe, die Frauen der Bartenbergs…«
    Der alte Herr geriet ins Schwärmen. Leopolds Mutter Gabriele, eine vollendete Dame, eine souveräne Persönlichkeit, eine der glänzendsten Gastgeberinnen ihrer Zeit…
    Amelie lauschte begierig. »Wie sah sie aus, war sie schön?«, fragte sie interessiert.
    »Alle Bartenbergfrauen waren schön.« Der Notar zupfte einen Tabakbrösel von seiner Unterlippe und schwelgte weiter vor sich hin: »Leopolds Mutter war eher von der imposanten Art. Großartige Haltung, klares, eher strenges Gesicht, prachtvolles Haar, das ich aschblond in Erinnerung habe. Naja, und dann Leopolds Thesi. Ein Feenwesen. Alles an ihr war zart, lang, schmal. Sie besaß eine unnachahmliche Grazie. Und diese eigenartige Augenfarbe…« Er beugte sich vor, um Amelie in die Augen sehen zu können. »In der Tat ein wenig so wie die Ihre, meine Liebe.«
    Amelie unterbrach ihn. »Und die Mutter von Daniel Bartenberg, war die auch so schön?«, fragte sie gespannt.
    »Wenn Sie mit mir in den ersten Stock kommen, können Sie sie sehen. In meinem Arbeitszimmer hängt ein Porträt von ihr.« Daniel. Seine warme dunkle Stimme. Unbemerkt war er hinter Amelie getreten.
    Sie wusste nicht, weshalb sie plötzlich verlegen war. Sie dankte, lehnte ab und geriet dabei leicht ins Stottern. Wenig später gab die Frau des Notars das Zeichen zum Aufbruch. Händeschütteln, Dankesbezeugungen, der Chirurg flüsterte Amelie bei der Verabschiedung zu, er werde sich demnächst bei ihr einstellen. Daniel schob sich dazwischen und bot ihr an, sie mit dem Wagen nach Hause zu bringen. Amelie lehnte ab, das Hausmädchen habe bereits ein Taxi für sie bestellt.
    »Gut. Dann sehen wir uns morgen«, sagte er, als hätten er und sie ein Rendezvous vereinbart.
    Irritiert sah Amelie ihn an, ihre Augenbrauen schwebten auf und nieder.
    »Ich weiß nicht…ich…«, fing sie an zu sprechen und brach es hilflos wieder ab.
    Daniel Bartenberg schien ihre Verwirrung nicht zu bemerken. »Ich komme gegen Mittag bei Ihnen im Laden vorbei. Es wird nicht lange dauern. Es handelt sich um eine geschäftliche Angelegenheit«, sagte er sachlich. Knapp vor zwölf Uhr mittags trat er durch die Tür. Amelie war nicht sicher gewesen, ob er tatsächlich auftauchen würde. Sie hätte auch nicht mit Sicherheit sagen können, ob sie gehofft hatte, dass er kommen würde. Aber als der schwere Mann mit dem leichten Tritt auf sie zukam, wusste sie es, weil sich ein Gemisch aus freudiger Erleichterung und leisem Triumph in ihr breitmachte.
    Er begrüßte sie eher kühl und kam gleich zur Sache. Er habe von seinem Onkel erfahren, dass sie dabei sei, ihr Geschäft aufzugeben. Er finde das bedauerlich und frage sich, was sie mit den zum Teil seltenen und, wie es ihm scheine, bemerkenswerten Objekten, die sie angesammelt habe, unter den gegebenen Umständen vorhabe.
    Amelie bat ihn, sich zu setzen und deutete auf den Besucherstuhl. Er schüttelte den Kopf und hockte sich auf die Schreibtischkante. ›Wie damals‹ sei ihm lieber. Sie musste einen Augenblick nachdenken, was er meinte, ehe es ihr einfiel.
    »Ach ja! Im vergangenen Frühjahr war das, Sie sind gekommen, um August zu kaufen. Sie saßen dort und ich da.« Sie klopfte auf die andere Ecke des Schreibtisches, hopste hinauf und begann mit den Beinen zu schlenkern. Den Blick auf die Spitzen ihrer bequemen Schuhe geheftet, sagte sie nüchtern: »Ich bin auch traurig, dass ich zusperren muss, aber ich habe keine andere Möglichkeit. Ich habe schlecht gewirtschaftet, der Laden trägt sich nicht mehr.«
    Bartenberg betrachtete ihr hübsches Profil, das Haar, das wie ein schwerer Vorhang über ihre Wange fiel und sich im gleichen Rhythmus wie ihre Beine bewegte, die knabenhafte Erscheinung in dem unförmigen Hosenanzug, die

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