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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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ihm, Leopold, der letzte seines Namens. Daniel, der in die Tradition dieses Hauses geboren und in ihr aufgewachsen sei; der trotz vieler im Ausland verbrachter Jahre nach wie vor zu diesem Haus, dieser Stadt und diesem Land gehöre und nun bereit sei, sich den daraus resultierenden Aufgaben zu stellen. Daniel habe seine Zelte in Amerika abgebrochen und sich entschlossen, wieder in Wien zu leben. Er werde als Partner in die Kanzlei Bartenberg einsteigen. Der alte Herr sprach von der geschäftlichen Zukunft der Kanzlei, den Möglichkeiten, die sich ihr durch Daniel eröffneten, von internationaler Ausrichtung und größeren Horizonten. Er nahm auf die Geschichte der Familie Bezug und sprach von der Freude, die es Heinrich und Richard Bartenberg bereiten würde, den Sohn beziehungsweise Enkel wieder daheim zu wissen. Am Ende seiner Ansprache hielt Leopold mit der eigenen Bewegtheit nicht mehr hinter dem Berg, ging um den Tisch herum, trat auf den Neffen zu, umarmte ihn und stieß mit ihm an.
    Daniel antwortete stehend, einen Arm um die Schulter des Onkels gelegt. Amelie hatte ihren Stuhl so gerückt, dass sie beide Männer im Visier hatte. Ein eigenartiges Gespann: der elegante Leopold, Geschöpf einer untergehenden Kultur. Und der kraftvolle, auf Äußerlichkeiten wenig bedachte Daniel, einer, der aussah, als wisse er mit der Zukunft umzugehen. Daniel sprach humorvoll und kurz. Amelie lauschte seiner dunklen, klaren Stimme nach und verglich sie im Geist mit einer Glocke.
    Während des Desserts schoss ihr plötzlich durch den Kopf, dass in den Ansprachen von Onkel und Neffe etwas gefehlt hatte, irgendetwas Wesentliches ausgeklammert worden war. Der Gedanke ließ sie nicht los. Der Hausherr war dabei, die Tafel aufzuheben, als es ihr endlich einfiel. Klar, der Heimkehrer ist doch verheiratet. Wo hat er Frau und Kind gelassen? Weshalb hat keiner von ihnen gesprochen?‹
    Sie stand auf, wandte sich zu Daniel, der den Stuhl für sie beiseiterückte, und fragte: »Wann wird Ihre Familie nach Österreich kommen?«
    »Gar nicht.« Seine Stimme klang plötzlich kühl, und das Lachen wich aus seinen Augen. »Meine Frau und meine Tochter bleiben in Chicago. Ich bin allein zurückgekommen. Ich bin seit zwei Monaten geschieden.«
    Er blieb an ihrer Seite, bis sie wieder im Salon waren. Als er sah, dass sich Peter Sattler anpirschte, grinste er sarkastisch und überließ ihm Amelie.
    Gnadenlos, fand sie und sah ihm nach, wie er sich mit dem Industriellen in eine Ecke zurückzog, um die nächste halbe Stunde dortselbst in intensivem Gespräch zu verbleiben.
    Der Chirurg nützte seine Chance und ging zum Angriff über. Geschickt manövrierte er Amelie an den Flügel. Sie lehnte in der Ausbuchtung des Instruments, die Mokkatasse in der Hand. Er hatte sich vor ihr aufgepflanzt und versperrte ihr derart die Sicht, dass sie gezwungen war, ihm ins Gesicht zu sehen. Ein Entkommen war vorerst unmöglich.
    Er habe sich sagen lassen, dass sie mit altem Spielzeug handle, er werde demnächst bei ihr vorbeikommen, ansehen, was sie zu bieten habe…Amelie blickte in sein hübsches Gesicht. Er erinnerte sie an Gregor. Er könne sich freilich erst abends freimachen, vielleicht könne man anschließend zum Essen gehen, quasselte Sattler fort. Erstaunlich unsubtil für einen doch offenbar intelligenten Mann, dachte Amelie kühl und ließ seine verbalen Bemühungen teilnahmslos über sich ergehen: Sie sei eine unglaublich anziehende, aparte Erscheinung, mit Augen wie den ihren müsse sie jede Schlacht gewinnen, ihn habe sie bereits besiegt etc., etc.
    Entschlossen stellte Amelie die Mokkatasse auf den Flügel. »Würden Sie mich einen Augenblick entschuldigen«, sagte sie, schlüpfte an Sattler vorbei und machte sich auf die Suche nach dem rettenden Klo. Als sie den Salon wieder betrat, sah sie sich rasch um und erspähte den Notar an einem fahrbaren Tisch, auf dem Flaschen mit harten Getränken standen. Sinnend betrachtete er die verschiedenen Marken. Er stand allein. Mein Fall, beschloss Amelie und trat auf ihn zu.
    Es fiel ihr nicht schwer, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Ein paar positive Bemerkungen zum heutigen Abend, Lob für den Gastgeber, Begeisterung angesichts des Hauses – und schon geriet der rundliche Mann in Fahrt. Er sei schon als kleiner Bub hier aus- und eingegangen. Er kenne kein Haus in Wien, das auch nur annähernd das gleiche Flair besäße. Erstaunlich immerhin, denn es gäbe ja nun schon jahrelang keine Hausherrin mehr.
    »Sie

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