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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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beziehungsweise empfinde, ist es der über mein mangelndes Einschätzungsvermögen«, setzte er nach einer Weile fort.
    Amelie vergaß, dass Mittag längst vorüber war und sie eigentlich hatte zusperren wollen, um Burgi aufzusuchen. Sie dachte nicht mehr daran, dass Bartenberg gekommen war, um bei ihr einzukaufen, und dies für sie ein Segen wäre. Wie festgewachsen saß sie auf dem Boden und lauschte, was der Fremde ihr erzählte, ohne sich zu fragen, weshalb er es tat.
    Yale. Der junge Daniel Bartenberg hat ein post graduate Stipendium für die angesehene amerikanische Universität erhalten. Eine seiner Kommilitoninnen stammt aus Philadelphia, hört auf den Vornamen Penelope und ist die Fleisch gewordene Perfektion schlechthin. Kein Mann am Campus, der nicht hinter ihr her wäre. Mehr aus sportlichem Ehrgeiz denn aus Leidenschaft reiht sich der Stipendiat aus Wien unter die Konkurrenten.
    Sei’s, weil er im Sport kaum zu schlagen ist, sei’s, weil ihn als Mitteleuropäer eine Art Aura von terra incognita umgibt – er sticht sämtliche Bewerber aus, die heiß umworbene »Penny« wird die Seine, und zu Daniels allmählich einsetzendem Befremden ist sie entschlossen, dies auch zu bleiben. Sie stellt ihn Eltern, Verwandten und Freunden vor und besteht darauf, mit ihm nach Wien zu reisen, um seine Welt kennen zu lernen.
    Bartenbergs nehmen die Amerikanerin freundlich zur Kenntnis, sind jedoch bass erstaunt, als Daniel sie wenige Monate später wissen lässt, dass er sich mit dem schönen kühlen Mädel aus den USA verlobt hat. Im Übrigen kann es Daniel selbst nicht fassen. Weiß er doch kaum, wie es zu dem Verlöbnis gekommen ist. Der Versuchung, einen Rückzieher zu machen, widersteht er, weil Rückzug nicht seine Sache ist.
    Im Sommer 1984 feiern David und Penelope Hochzeit in Philadelphia. Beide stürzen sich in ihre Karrieren. Penny Bartenberg ist ehrgeizig, will hoch hinaus. Was Daniel zuzufliegen scheint, muss sie sich hart erarbeiten. Er hat Sehnsucht nach Europa. Sie findet Europa kleinkariert, Wien zu geschichtsbeladen, und die Familie Bartenberg hängt ihr zu sehr an Überkommenem. Hier wolle sie nicht auf Dauer leben. Obwohl beide im Grunde schon damals wissen, dass sie auseinanderdriften, versuchen sie die Beziehung mit einem Kind zu retten. Anna. Sieht aus wie ihre Wiener Großmutter Franziska. Penny nennt sie beharrlich Anne und ist bemüht, die latent vorhandenen österreichischen Wesenszüge des Kindes auszumerzen.
    Die junge Familie zieht nach Chicago, wo sich Penny eine beachtliche Aufstiegsmöglichkeit in einer angesehenen Lawfirm bietet. Daniels Karriere hat längst internationalen Zuschnitt. Er reist zwischen Europa und den USA hin und her, sieht Frau und Kind zunehmend selten, entfremdet sich ihnen. Dem Paar ist klar, dass es wenig Sinn hat, ihre Ehe aufrechtzuerhalten. Zur endgültigen Trennung entschließen sie sich freilich erst, als es in Pennys Leben einen festen neuen Partner gibt.
    »Die Scheidung ging vor zwei Monaten über die Bühne. Kurz und schmerzlos«, schloss Bartenberg.
    Amelie, die aus der Geborgenheit eines fest gefügten Familienlebens kam, konnte sein ›schmerzlos‹ nicht nachvollziehen. »Aber was ist mit Anna? Hat sie denn nicht unter der Trennung gelitten?«, fragte sie fast verstört.
    »Anna ist die Tochter ihrer Mutter. Unsentimental, intelligent, kühl und praktisch. Alles, was Penny tut, findet sie in Ordnung, sie will genauso leben wie Penny, sie tickt wie Penny.« Er sagte es ohne Bedauern.
    Amelie wiegte den Kopf, als könne sie nicht ganz glauben, was sie gehört hatte. »Und Sie?«, fragte sie nach einer Weile. »Wie wollen Sie leben?«
    Die Antwort folgte spontan. »Im Rahmen des Möglichen frei.« Ohne sichtbare Mühe stand er vom Boden auf, begann vor Amelie auf und ab zu gehen und schien das Gesagte zu überdenken. »Falls ich mich je wieder binde, wird es ein Mensch sein, der meine Sprache spricht«, fügte er schließlich hinzu. »Es muss jemand sein, der meine Welt versteht. Jemand, der über dieselben Dinge lachen kann wie ich und den dieselben Dinge zum Weinen bringen.« Er unterbrach sich und sah auf sie herunter. »Und Sie?«
    »Was… ich…?«
    »Wie wollen Sie leben? Paarweise oder als Single? Wer oder was schwebt Ihnen vor? Und haben Sie sich schon einmal geirrt?«
    Blitzartig erschien Gregor vor Amelies innerem Auge. Sie wurde rot, senkte die großen weißen Lider, ruckelte hin und her und machte Anstalten aufzustehen, aber ihr linkes Bein

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