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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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lächelte ihn an. »Und was war nach vierzehn, ist Ihnen da der Appetit vergangen?«
    »Auf gewisse Weise ja. Kurz nach meinem vierzehnten Geburtstag ist meine Mutter gestorben.« Als er Amelies erschrockene Augen sah, legte er seine Hand über die ihre und sagte begütigend: »Schsch, Sie konnten es ja nicht wissen.«
    Es ergab sich fast zwingend, dass Bartenberg mehr von seiner Familie erzählte. Seine Mutter Franziska, eine leidenschaftliche Schifahrerin, hatte in Folge einer Schiverletzung eine Embolie erlitten und war, noch keine dreiundvierzig, daran verstorben. Daniels Vater Heinrich war danach völlig gebrochen gewesen. Leopold Bartenberg hatte den Bruder zwar beschworen, in das Haus zurückzukehren, aus dem Heinrich und Franziska bald nach Leopolds Eheschließung ausgezogen waren. Aber Heinrich blieb bis zu seinem Tod vor wenigen Jahren in der Wohnung, in der er mit Franziska glücklich gewesen war.
    Gebannt hatte Amelie ihm zugehört. »Wie traurig für Ihren Onkel«, meinte sie nachdenklich. »Seit Jahren lebt er allein in diesem schönen Haus. Ich weiß von Hofrat Hofeneder…«
    Bartenberg unterbrach sie. »Ah! Der gute Julius, wahrscheinlich hat er Ihnen erzählt, dass meine Mutter eifersüchtig auf Leopolds Thesi war und nicht unter einem Dach mit ihr leben wollte.«
    »Entschuldigen Sie…ich wollte nicht indiskret… ich meine, das Ganze geht mich überhaupt nichts an…«, stotterte Amelie verlegen.
    Doch Bartenberg war offenbar daran gelegen, die Sachlage aus seiner Sicht zu schildern. »Wie die meisten Männer hat auch Julius Hofeneder Thesi angebetet. Für ihn war sie ein Wesen ohne Fehl.« Er winkte dem Kellner und bestellte noch zwei Gläser Weißwein, ehe er fortfuhr. »Thesi war eine eigenartige, leicht orientalisch wirkende Schönheit. Verwöhnt bis dorthinaus. Exaltiert. Besitzergreifend. Ihre Mutter war Marokkanerin aus einer uralten jüdischen Familie, der Vater ein wohlhabender Schweizer, die Tochter eine jewish princess , wie sie im Büchl steht. Thesi war sechzehn, als sie sich in Leopold verliebte. Er war um zehn Jahre älter als sie und hat sie damals gar nicht beachtet. Aber mit zwanzig war Thesi nicht mehr zu übersehen. Leopold verfiel ihr. Sie beherrschte ihn völlig. Man hielt sie allgemein für kapriziös, aber meine Mutter fand sie exaltiert und sekkant und wollte einfach nicht mehr Tür an Tür mit ihr leben. Sie mochte Leopold sehr und war überzeugt, dass Thesi ihn über ihren Tod hinaus für jede andere Bindung verdorben habe. Deshalb nannte sie Thesi eine Madonna ohne Gnade.«
    »Thesi ist sehr jung gestorben, nicht wahr«, sagte Amelie behutsam.
    »Sie war zweiundzwanig Jahre alt und im vierten Monat schwanger, als sie in eine Straßenbahn lief und noch an der Unfallstelle starb.« Daniel drehte den Stiel seines Weinglases zwischen seinen kräftigen Fingern und starrte vor sich hin. »Ironie des Schicksals: Das Luxusgeschöpf Thesi hat Straßenbahnen grundsätzlich abgelehnt und ist nie damit gefahren.« Er leerte sein Glas und bemerkte dann mit einem schiefen Lächeln: »Tja, wir Bartenbergs scheinen kein Glück mit unseren Frauen zu haben. Auf die eine oder die andere Weise verlieren wir sie früh.«
    Als sie das Kameel verließen und auf der Straße standen, bot Daniel an, Amelie im Taxi zum Laden zurückzubringen. Aber Amelie wollte nicht zurück. Es hätte Alltag bedeutet, und die letzten Stunden waren alles andere als alltäglich gewesen. Sie würde ins Dorotheum gehen, mit Glück würde sie Burgi noch erwischen, ein wenig übers Geschäft mit ihr reden und in einem großen Bogen über die Ringstraße nach Hause wandern.
    »Gut, dann begleite ich Sie«, entschied Bartenberg, legte seine Hand leicht um ihren Ellbogen und wanderte mit ihr Richtung Dorotheum. Es kam ihr schon fast selbstverständlich vor, auf diese vertraute Weise neben ihm einherzugehen.
    »Sie verplempern ganz schön viel Zeit mit mir«, sagte sie scherzhaft und sah zu seinem wüsten Profil mit der markanten Nase auf.
    Bartenberg lachte. »Gut angelegte Zeit, glauben Sie mir. Ich bin ein gewiefter Taktiker.«
    Amelie fragte sich, was er damit gemeint haben konnte. Taktik in welcher Hinsicht? Besser nicht hinterfragen. Schweigend ging sie neben ihm her. ›Ich mag sein Lachen‹, dachte sie. ›Es ist ungekünstelt und warm und tief.‹ Ein wenig später ging ihr durch den Kopf, dass sie auf Bartenbergs Lachen wartete, ›wie auf das Aufgehen einer Sonne‹.
    Wenige Tage später sagte sich Uli zum

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