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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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Womanizer?«
    Er stutzte. »Bin ich nicht. Wie kommst du darauf?«
    Verlegen nagte Amelie an ihrer Unterlippe. Wie sollte sie ihm erklären, dass sie plötzlich Angst hatte, sie könnte für ihn bloß eine von vielen sein. Oder er könne sie einer anderen wegen vergessen.
    »Der Hofrat war unlängst bei mir. Du weißt, wie gern er über euch Bartenbergs spricht. Er hat mir von dir erzählt. Dass du kein Heiliger bist, hat er gesagt. Dass deine große Liebe Carla heißt…«
    »Schwätzer«, sagte Daniel ärgerlich. Er stand auf und begann auf und ab zu gehen. »Der gute Julius… Ich bin sicher kein Heiliger, damit hat er Recht. Ich liebe Frauen. Und Carla ist eine schöne, aufregende Frau. Sie hat mich fasziniert, wir hatten eine wilde Affäre. Sie wollte ihren Mann und ihre Kinder verlassen und mit mir leben. Das wollte ich nicht. Wahrscheinlich habe ich sie nicht genug geliebt, um meinen Teil an der Verantwortung für eine Scheidung zu tragen.«
    Er blieb stehen und sah auf Amelie herunter, und seine Augen wurden schmal. »Erinnerst du dich an meinen ersten Besuch in deinem Laden? Ich habe ein Lebensrad gekauft. Es war ein Geschenk für Carla. Ich fuhr damals nach Paris, um endgültig Schluss zu machen. Sie wollte es nicht glauben.«
    Er verschränkte seine Hände im Nacken und beugte den Kopf weit zurück, als wolle er sich von einer Anspannung befreien. Nach einer Weile suchte er Amelies Augen und fuhr fort.
    »Danach haben wir uns noch einmal gesehen. Meine Reise nach Paris und nach Straßburg vor ein paar Wochen – weißt du noch? –, ich habe keine Klienten besucht. Ich fuhr hin, um zwei Beziehungen zu beenden. In Straßburg hatte ich ein Verhältnis mit einer entzückenden, leichtlebigen Dolmetscherin, der ich für immer Adieu sagte. Und in Paris machte ich endgültig reinen Tisch mit Clara.«
    Amelie hatte ihn unverwandt angesehen.
    »Deine Augen sind groß wie fliegende Untertassen.« Er lächelte unwillkürlich. »Glaubst du mir?«
    Sie zögerte ein paar Augenblicke, dann nickte sie ernsthaft wie ein Kind. »Und warum hast du überall Schluss gemacht?«, fragte sie leise.
    »Was glaubst du wohl, Amelie Lenz?«
    Daniel ließ sich wieder auf das Sofa fallen. Es senkte sich unter seinem Gewicht. »Weil zwischen dir und mir von Anfang an nichts Unklares sein sollte.«
    Er zog sie zu sich, bis sie auf ihm lag. Sein Kinn war in ihrem Haar. »Ich sah dich durch die Auslagenscheibe, damals, Weihnachten vor einem Jahr. Das Erste, was ich dachte, war: Ich weiß, wie diese Frau riecht.«
    Amelie hob den Kopf und sah ihn an, als sei er nicht ganz bei sich. »Wie ich rieche? Das ist nicht dein Ernst.«
    »Doch, und ich habe mich nicht getäuscht.«
    Sie wartete ein Weilchen, ihre Finger strichen sachte über seinen Brustkorb, fühlten seine Haut.
    »Und wie rieche ich?«, fragte sie schließlich.
    »Du riechst…«, er vergrub sein Gesicht in ihrem Haar und suchte mit seinem Mund ihren Nacken, »…du riechst nach mehr.«
    Als Amelie am Neujahrsmorgen aufwachte, hatte sie keine Schwierigkeiten sich zurechtzufinden, sie wusste sofort, wo sie war.
    »Du hast dich fein gemacht, wohin gehen wir?«, fragte sie, als Daniel fertig angezogen vor das Bett trat.
    »Mach dich auch fein, dann sag ich es dir«, antwortete er und grinste auf sie nieder.
    Sie wusste es, sobald das Taxi auf der Höhe des Hotel Imperial von der Ringstraße Richtung Musikverein abbog.
    »Neujahrskonzert«, sagte sie atemlos, und ihre Wangen wurden vor Aufregung rosig. Daniel nickte. Ihm selbst sei zwar Jazz lieber, aber Leopold habe ihm die Karten vor seiner Abreise von Wien mit hintergründigem Lächeln und der Bemerkung, Walzer von Strauss und Lanner seien verlässliche Verbündete in der Liebe, überreicht.
    »Hast es auch ohne Walzer mit links geschafft«, lächelte Amelie und hielt sich an seiner Hand fest, als wäre ohne diese kein gutes Sein.
    Sobald sie ihre Plätze eingenommen hatten, rückte sie an ihn heran, bis ihre Schulter seinen Arm berührte. »Wenn die Eltern wüssten, dass ich hier sitze!«, flüsterte sie und sah sich um, als könne sie es selbst nicht fassen.
    Es war ihr nicht bewusst, dass während der gesamten Dauer des Konzerts Daniels Aufmerksamkeit ausschließlich ihr galt. Ihrem Entzücken, ihren sprühenden Augen, ihrem temperamentvollen Mitgehen mit der Musik, ihrer totalen Hingabe an den Augenblick. »Pass auf, gleich wird die Haut platzen«, kommentierte er lachend, als sie am Schluss beim traditionellen Radetzkymarsch

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