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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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spannend. Sie lenkt mich ab und hilft mir über Hermann hinweg.«
    »Als ob du dafür Hilfe bräuchtest. Über Hermann Söhnke warst du schon hinweg, als ihr noch beisammen wart.« Mit hängenden Armen stand Uli vor ihr und sah sie sorgenvoll an. »Ami, mein Hühnchen, ich will dich doch nur davor bewahren, dass du dir wegen eines Hirngespinsts die Wirklichkeit versaust. Ich will nicht, dass du sonderbar wie eine alte Jungfer wirst.«
    Amelies Brauen schossen erschrocken in die Höhe, gleich darauf wurden ihre Augen verdächtig feucht. »Das war gemein«, sagte sie leise.
    »Nicht eine alte Jungfer, wie eine alte Jungfer habe ich gesagt.« Er streckte die Arme aus und zog sie an sich. »Ich wollte dich nicht kränken, ich mach mir bloß Sorgen um dich und will dich vor dir selbst beschützen. Ich hab dich doch lieb.«
    »Ich dich auch«, murmelte Amelie in die edle Wolle seines Pullovers. »Du darfst mir auch alles sagen. Du bist doch mein einziger Freund.«
    Nachdem Uli gegangen war, saß sie lange am Schreibtisch und starrte Löcher in die Luft. Es ging gegen Mittag, eine trübe Spätherbstsonne hellte die gegenüberliegende Häuserfront ein wenig auf, als Amelie einer plötzlichen Eingebung folgend an die Wand mit den Fragebogen trat. »Akte X«, sagte sie laut, kniff die Augen zu und tippte mit dem Finger auf eines der Transparentpapiere. Als sie die Augen öffnete, sah sie, dass sie auf Bogen drei, Punkt eins gelandet war: Wo suche ich?
    Entschlossen nahm sie Mantel und Mütze vom Haken und suchte nach dem Schildchen Komme gleich . Als sie es an die Tür hängen wollte, bemerkte sie, dass sie vergessen hatte, August am Morgen aus dem Schaufenster zu nehmen. »Schlunze«, sagte sie zu sich selbst, legte dem Bären das Schild zwischen die Pfoten, schloss ohne Gewissensbisse ab und ging.
    Sie glaubte, ohne Ziel zu gehen. Nur rasch ausschreiten wollte sie, in der Hoffnung, dass Luft und Bewegung sie von dem Wirrwarr in ihrem Hirn befreien würden. Erst als sie den Volksgarten durchquert hatte und vor sich den Ballhausplatz sah, realisierte sie, wohin es sie gezogen hatte. »Zwanghaftes Handeln«, murmelte sie und lachte leise.
    Sie blieb stehen, lehnte sich mit dem Rücken gegen das Parkgitter und begann, die Passanten zu beobachten. Lag es am windstillen Wetter oder an der Mittagsstunde, dass kaum welche in Eile schienen? Stadtauswärts ein paar Damen, die schwer an den roten Säcken aus Wiens renommiertestem Delikatessengeschäft schleppten. Stadteinwärts eine nicht enden wollende Kette von Touristen hinter einer zwergenhaft kleinen Fremdenführerin. Junge Leute mit Rucksäcken und Hundebesitzer kreuz und quer. Einige Herren in dem gewissen stets und überall passenden Grau auf dem Weg vom und ins Bundeskanzleramt. Keiner hinkte.
    Amelie wandte sich nach rechts und nahm den Durchgang zum Inneren Burghof aufs Korn. Da war er hergekommen. Wenn sie es sich fest genug wünschte, dass er käme – würde er kommen? Und wenn er käme – was würde sie tun? Wie hypnotisiert starrte sie auf die Passage. Plötzlich fühlte sie, dass sie ihrerseits beobachtet wurde. Suchend sah sie sich um.
    Der Wachmann, der am Eingang der in der Hofburg untergebrachten Präsidentschaftskanzlei Dienst tat, starrte zu ihr herüber. Amelie sah rasch weg. Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, dass der Mann seinen Posten verließ und die paar Schritte zu ihr herüberkam. Grüßend hob er die Hand an die Kappe und fragte höflich: »Darf ich Ihren Ausweis sehen, gnädige Frau?«
    »Ja…bitte sehr…warum?« Amelie wurde rot wie Mohn und begann ungeschickt in ihrer Tasche zu wühlen. »Ich hoffe, ich habe ihn bei mir…gleich…hier, mein Personalausweis.« Sie reichte ihn dem Polizisten und hoffte vergeblich, dass die Erde sich auftun und sie verschlingen würde. Vorübergehende verlangsamten ihre Schritte und streiften sie mit neugierigen Blicken.
    »Mama, was hat die Frau angestellt?«, schrie ein kleiner Bub und zerrte an der Hand seiner Mutter, weil er stehen bleiben und zuschauen wollte.
    »Komm weiter, das geht uns nix an«, zischte die Mutter und zog ihn fort.
    Der Polizeibeamte hatte Amelies Ausweis kontrolliert und reichte ihn ihr zurück. »Nichts für ungut, gnädige Frau«, sagte er freundlich. »Alles in Ordnung.«
    Das half nicht, Amelie fühlte sich bekleckert. »Okay«, erwiderte sie scharf, »trotzdem wüsste ich gern, warum Sie unbescholtene, friedfertige Staatsbürger auf diese beschämende Weise anhalten und sich ausweisen

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