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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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brach auch gleich wieder ab. Ihr Hirn war leer, die Jagdlust war hin. Das Lächeln des Angesprochenen wurde breiter. »Pas de quoi, Madame, je suis ravi…« Ein Ausländer!
    Ohne ein weiteres Wort wandte sich Amelie zur Flucht und galoppierte die Wollzeile in Richtung Ring davon. Sie war unglaublich erleichtert. Ein Irrtum, gottlob, es war ein Irrtum gewesen. Ihr Galoschenmann war kein Ausländer. Nein niemals, da war sie absolut sicher. »Hoppla«, hatte er gesagt. Und alles, was er sonst noch gesagt hatte, war eindeutig österreichisch gewesen.
    Am Abend nahm sie die Fragebogen aus dem Laden mit ins Salettl, um darüber zu grübeln. Einen gesichtslosen Hinkenden auf gut Glück in den Straßen der Stadt zu suchen, war Unsinn – zu kleine Nadel in zu großem Heuhaufen. Sie brauchte einen konkreteren Anhaltspunkt, um zielführend suchen zu können. Die Galoschen, ja. Bei denen musste sie ansetzen. Sie suchte ihren Malkasten hervor und begann auf Zeichenpapier so lange ein um das andere Paar schwarzer Galoschen mit grünen Rändern zu malen, bis eines zu ihrer Zufriedenheit geriet. Sie rollte das Blatt, band eine rote Schleife rundum und ging in dem sicheren Gefühl zu Bett, dass sie mit diesem Aquarell dem Phantom auf den Pelz rücken würde.
    Amelies Befasstsein mit der Akte X war eine, die Bewältigung ihres Alltags eine andere Sache. Dass letztere sich zunehmend hürdenreich gestaltete, lag freilich in ersterer begründet.
    Da war zunächst ein besorgter Uli, der sie telefonisch mit Fragen löcherte. »Hallo Ami, ich hatte heute im Theater zu tun und bin zweimal am Laden gewesen, aber außer August war niemand da. Immer nur dieses Schild Auswärtige Geschäfte . Wo gehst du um? Sag an, mein Kind.« Das war am Anrufbeantworter gewesen. Als Amelie ihn nicht zurückrief, erwischte er sie abends daheim. »Hallo Hühnchen, du hast dich nicht gemeldet, geht’s dir auch gut?«
    »Sicher, aber ja«, sagte sie gereizt.
    »Hat sich’s gelohnt?«
    »Was?«
    »Na, dein dringendes auswärtiges Geschäft.«
    »Ach das…nein.«
    »Was war es denn?«
    »Ich…ich habe mir einen Nachlass angesehen.«
    »Und nichts dabei?«
    »Nicht, was ich suchte.«
    »Was hast du denn gesucht – Galoschen?«
    »Blödmann!« Sie hängte ein und überlegte, ob sie sich freuen oder ärgern sollte, weil Uli ihren Schlichen auf der Spur war. Schließlich entschied sie sich fürs Freuen. Er dachte mit, er sorgte sich um sie, er war für sie da. Ihre Suchaktion war eh ein einsames Geschäft.
    Dann war da auch noch Hermann, den sie ihres taktischen Ungeschicks wegen nach wie vor zu ihrem Alltag zählen musste. Amelie hätte das vereinbarte allwöchentliche Treffen vergessen. Hermann hatte nicht. Er meldete sich pünktlich. »Morgen ist Samstag. Passt dir sechzehn Uhr, Café Hawelka? «
    »Nein, nicht das Hawelka , Hermann«, knautschte Amelie, »das ist mit Vergangenheit besetzt.«
    Hermann ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Okay. Wie wäre es mit dem Eiles, liegt da mehr Zukunft drin?«, fragte er geduldig.
    Amelie liebte das Café Eiles . Weil es selbst frisch renoviert seine Aura der Schäbigkeit nie ganz verlor. Weil man mit Glück hier Tisch an Tisch mit Klaus Maria Brandauer oder dem Dichter Christoph Ransmayr sitzen konnte. Weil es obendrein ganz in der Nähe ihres Ladens und ihrer Wohnung lag. Gefährlich nah, fiel ihr ein. Flugs lehnte sie auch das Eiles ab und schlug das Café Schwarzenberg vor. Zwischen dem und ihrem Salettl lag die ganze Innenstadt.
    Ihre diesbezügliche Befürchtung hätte sie sich schenken können. Hermann bewahrte Abstand, wenn nicht in Gedanken, so jedenfalls in Worten und Werken. Zwei Stunden lang hielt er die Konversation in Gang, ohne ihrer beider Beziehung anzusprechen. Er erzählte von seinem Gespräch mit den Münchner Verlagsleuten, berichtete über die abschließende Arbeit an seinem Buch, fragte eher obenhin nach Amelies Plänen für die Zeit bis Weihnachten und rief pünktlich um achtzehn Uhr nach dem Ober, um zu zahlen. »Bis nächsten Samstag«, sagte er und küsste sie zum Abschied auf die Wange.
    Amelie sah ihm nach, als er mit forschem Schritt die Ringstraße überquerte. Er ist ziemlich gelassen, vielleicht hat er ein Gspusi, dachte sie und ärgerte sich, dass sie die Vorstellung wurmte.
    Hermann aus ihrem neuen Geheimleben rauszuhalten, war ein Kinderspiel. Mit Uli würde sich das schwieriger gestalten. Wirklich haarig wurde die Sache freilich, als Josef Lenz Lunte zu riechen begann.
    Er rief

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