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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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Zadrazil davon überzeugt hatte, dass eine ungeheizte Nacht im Salettl nicht mit ihrem, Amelies, Tod enden würde. Nach dem Abgang der besorgten Frau stellte sie fest, dass sämtliche ihrer rasch rotierenden Lebensmittelvorräte die Feiertage nicht unbeschadet überlebt hatten. Hungrig, mit Wollsocken, Pullover und einem Schultertuch ausgerüstet, erklomm sie den Hängeboden, verkroch sich zwischen den klammen Polstern des »Orient« und rief Uli an. Er hatte offensichtlich schon geschlafen.
    »Sorry«, sagte Amelie ohne echtes Mitgefühl. »Ich wollte dich nur daran erinnern, dass ich dich sprechen möchte, ehe du den Söhnke triffst.«
    »Was ist los mit dir«, nuschelte Uli, »du klingst, als würdest du vor Wut mit den Zähnen knirschen.«
    »Nicht vor Wut, vor Kälte.« Ulis lahmen Versuch, sie zu einem nächtlichen Umzug in sein gut beheiztes Domizil zu überreden, schmetterte sie ab und nagelte ihn auf ein High Noon -Treffen im Café Eiles fest. »Beschissener Jahresanfang«, murmelte sie ergrimmt in die Kissen und wartete, dass ihre Zehen sich erwärmten, damit sie endlich einschlafen konnte.
    Als sie am Mittag des nächsten Tages das Café betrat, saß Uli bereits in einer der Fensternischen und wartete. Er wirkte erholt und zufrieden, und sein Gesicht war glatt. »Happy New Year, du siehst aus wie nach einer Frischzellenkur«, begrüßte ihn Amelie.
    »Wirklich?« Uli lächelte glücklich und ein wenig gefallsüchtig, ehe er sie umarmte. »Happy New Year auch dir, mein Hühnchen. Hast du es wieder warm in deinem Palazzo?«
    Der Mann vom Notdienst war am Morgen erschienen und hatte die Therme wieder zum Leben erweckt. »Es wird«, sagte Amelie kurz angebunden und kam gleich zur Sache.
    »Horch zu, mir war heut Nacht so lange kalt, dass ich genügend Zeit zum Nachdenken hatte. Folgendes habe ich mir überlegt, und ich möchte es dir als Hintergrundinformation auf den Weg geben. Wenn du Hermann sprichst, bedenke erstens: Er war nie alarmiert oder gar verzweifelt, als ich von Trennung gesprochen habe. Ich könnte mir denken, dass seine jetzige Affäre nicht die erste in unserer gemeinsamen Zeit gewesen ist. Zweitens: Höre dir an, was er zu sagen hat, aber lass dich nicht hinreißen, etwas von mir zu erzählen. Nichts, Uli, ich bitte dich, vor allem sage ihm nichts vom Gamaschenmann.«
    »Du meinst, dann hielte er dich zu Recht für meschugge«, sagte Uli grinsend, um sich gleich darauf zu entschuldigen, »verzeih, das war nicht nett von mir. Übrigens, wenn schon vom großen Unbekannten die Rede ist – wie steht’s mit dir und ihm? Status quo?«
    Amelie zuckte die Achseln. »Das Thema liegt im Augenblick nicht an. Ich will erst meine Altlasten loswerden. Den Hermann vor allem. Du triffst ihn heute gegen Abend? Wenn’s irgendwie geht, komm nachher bei mir vorbei und erzähl mir, warum er dir sagt, was er mir nicht ins Gesicht sagen will.«
    Lange konnte das Gespräch nicht gedauert haben. Amelie wollte eben die Abendnachrichten im Fernsehen ansehen, als Uli vor der Tür stand. Das Gespräch sei im Grunde keines gewesen, er habe sich an Amelies Wunsch gehalten und sich kommentarlos angehört, was der Cherusker so dringend hatte loswerden wollen.
    »Und das war?«, sagte Amelie spitz.
    »Du seist von jeher ein wenig fragil und manieriert und – warte, wie waren seine Worte? – ein Finde-Siècle-Figürchen gewesen…«
    »Ha!«, japste Amelie empört.
    »Willst du weiterhören?« Amelie nickte, Uli fuhr fort. Hermann Söhnke habe eingeräumt, dass ihm anfangs just dieses Unzeitgemäße an Amelie bestrickt habe. Nun aber habe er erkannt, dass er fürs Leben doch etwas Handfestes, Bodenständiges suche. Amelie sei in letzter Zeit besorgniserregend exaltiert gewesen, er fürchte, dass sie in einer schweren seelischen Krise stecke. Mit derlei komme er, Hermann, nicht zurande. Er wolle aber Amelie nicht wehtun, daher seine Bitte an Uli: Als Amelies engster Freund und Vertrauter möge er, Uli, sie schonend auf eine endgültige Trennung vorbereiten.
    Während Uli sprach, war Amelie auf- und abgetigert. Als er seinen Bericht beendet hatte, blieb sie vor ihm stehen, beugte sich so heftig vor, dass ihr Haar ins Schwingen geriet und Ulis Stirn streifte, und drosch mit ihren beiden geballten Fäusten auf die gläserne Tischplatte.
    »Ja, hat denn der Kerl gar nichts verstanden!«, schnaubte sie. »Auf diese Trennung braucht man mich nicht vorzubereiten! Ich lasse eine Messe lesen, wenn es endlich so weit ist!«
    Bald

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