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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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schätze ich«, sagte Burgi. »Was hältst du davon?«
    Amelie blies die Backen auf und stieß die Luft langsam aus. »Eine Sauarbeit, das zu restaurieren. Aber man könnte was daraus machen.«
    Burgi nickte. »Ich kenne niemanden außer dir, der sich das zutrauen würde. Hör zu, ich gebe dir die Stube zu genau dem Preis, den ich beim Tandler dafür bezahlt habe. Und wenn sie fertig ist und du sie teuer verkauft hast, lädst du mich zum Essen ein. Ist das ein Deal?«
    »Ein Deal und fair noch dazu«, antwortete Amelie grinsend.
    »Gut so«, Burgi rieb sich die Hände. »Und jetzt lässt du das Ding hier stehen und gehst mit mir zu einer Vernissage. Nein, keine Widerrede…«, wedelte sie Amelies keimenden Einspruch beiseite, »es ist bloß um die Ecke, es dauert nicht ewig, und der Künstler, der ausstellt, ist ein Freund von mir.«
    Ein Freund. Burgi hatte viele Freunde. Die meisten waren in ihrem Alter oder jünger. Wie weit diese Freundschaften gingen, ließ sich schwer sagen. Fest stand, dass Männer an Burgi Gefallen fanden. Sie war attraktiv, unverklemmt und diskret. Und sie war ein guter Kumpel. Irgendwann war sie auch verheiratet gewesen. Als Amelie noch für Burgi gearbeitet hatte, war sie einmal ohne anzuklopfen ins Büro der Chefin getreten, hatte Letztere in enger Umarmung mit einem Mann gefunden und war, Entschuldigungen stammelnd, entwichen. »Keine Ursache«, hatte ihr Burgi später versichert, »das war nur mein Ex«. »Freund?«, hatte Amelie schüchtern gefragt. »Mann«, hatte Burgi lachend erwidert.
    Die Galerie befand sich nicht um eine, sondern um zwanzig Ecken. Als sie ankamen, war die Vernissage bereits in vollem Gange. Gedränge, Rauch, Stimmengewirr, über allem der Geruch von preisgünstigem Weißwein und Schmalzbroten. Die Exponate, die ohnehin nicht im Mittelpunkt des Interesses standen, verschwanden hinter einem Meer von Köpfen und Schultern. »Dort drüben steht mein Freund Maxim«, schrie Burgi, ließ Amelie zurück und begann, sich zu dem Künstler durchzuarbeiten.
    Ein großer Mann, der seine Umgebung überragte. Er kehrte ihnen den Rücken zu. Breite Schultern, nackenlanges, dunkles Haar…Amelie verspürte eine Art elektrischen Schlag und hörte vorübergehend zu atmen auf.
    Burgi hatte den Maler Maxim erreicht. Sie stupste ihn an. Er drehte sich um. Ein bärtiges, wildes Gesicht. Buschige Augenbrauen, scharf geschnittene Nase. »Amelie!« Burgi überschrie das Stimmengewirr. »Komm her! Du musst Maxim kennenlernen.«
    Wie in Trance ging sie auf den Mann zu. Er sah ihr entgegen. Dunkle Augen, die sie mit Interesse musterten. Sie hörte auf zu atmen.
    »Maxim – meine Freundin Amelie Lenz,« stellte Burgi vor.
    Die Augen des Malers ließen Amelie nicht los. Er streckte ihr seine Hände entgegen, große dunkel behaarte Tatzen. Als Amelie nicht reagierte, haschte er nach ihren Fingern. Amelie hielt immer noch den Atem an.
    »Ich frreie mich.« Bass, Kehllaute, gerolltes »r«.
    »Ach, Sie sind Ausländer…«, sagte Amelie ein wenig blöde.
    Wie hatte sie derart die Fassung verlieren können? Das auf Verführung ausgelegte Gebrumm Maxims erreichte ihr Ohr, ohne in ihr Bewusstsein zu dringen. Weißrusse… Porträtmaler… Amelie solle ihm Modell sitzen… Rasputin, schoss es ihr durch den Kopf. Bald darauf ging sie.
    Auf dem Heimweg murmelte sie leise vor sich hin: »Amelie, du blöde Nocken, schlag dir den X aus dem Kopf! Er ist und bleibt ein Phantom.« Die Enttäuschung tat fast körperlich weh. »Reiß dich zusammen, werd normal, triff Menschen zum Anfassen«, sagte sie laut und erschrak, weil ihre Worte in der schmalen, menschenleeren Gasse widerhallten.
    Menschen zum Anfassen. Wo waren sie? Amelie überlegte, ob sie den Wirklichen Hofrat anrufen sollte. Weil ihr kein Vorwand einfiel, ließ sie es sein. Indes, Mitte Jänner zwitscherte Julius v. Hofeneder durch die Ladentür, als hätte sie ihn bestellt.
    »Schön wie der junge Morgen.« Der Wirkliche lächelte sie an, als hätte er sie im Lotto gewonnen, und beugte sich über ihre Hand.
    Er sah gesund und gut aus. Die endlich kälter werdende Luft hatte seine glatten, runden Weihnachtsmann-Wangen gerötet. Er riecht frisch gelüftet, dachte Amelie und überlegte, wie es wäre, mit diesem appetitlichen älteren Herrn auszugehen. Nichts sonst, nur ausgehen, sich an der Seite eines Mannes zeigen können, geborgen fühlen. Dumme Ziege! Hermann hast du abgehalftert, und einen Opa tätst du nehmen?
    Hofeneder hatte auf dem

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