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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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unterhielt sich mit einem jungen Mann, als sie eintrat. »Amelie«, sagte er statt eines Grußes und küsste sie auf beide Wangen. Nachdem er sie mit dem Mann bekannt gemacht hatte, unterhielt er sich weiter mit ihm, als wäre sie gar nicht da. Ein sachliches Gespräch über Choreographie. Amelie fühlte sich wie ein nutzloses Requisit und begann, sich zu verkrampfen. Just da beendete Ludwig das Gespräch mit einem kurzen »So«, verwies den jungen Mann auf einen der hinteren Plätze, rückte Amelies Stuhl für sie zurecht und setzte sich neben sie. »Du siehst gut aus. Sehr distinguiert«, sagte er, nachdem er sie offen gemustert hatte. Dann ließ er seine Blicke mit kühlem Interesse über die Zuschauer schweifen.
    In Wien war Ludwig Berger eine bekannte Größe. Er wurde viel beachtet und oft gegrüßt und erwiderte die Grüße, ohne sein Gesicht zu verziehen. Amelie sah ihn von der Seite an. Breiter, kräftiger Körper, feste Hände, starker Hals. Runder Schädel, Stoppelglatze. Eine bäuerliche Erscheinung, wäre nicht das regelmäßige Gesicht mit den hellen, alles und jeden durchdringenden Augen gewesen, das Ludwigs scharfen Intellekt, seine kühle Geistigkeit verriet. ›Was fängt mein Uli, mein gefühlsbetonter Kuschelbär mit diesem Eisberg an‹, fragte sich Amelie.
    Als hätte Ludwig sie denken gehört, drehte er sich zu ihr und lächelte in ihre Augen. Kein Eis. Leichter, durchaus freundlicher Spott. »Sieh nicht mich an, schau auf den Lüster, er wird jetzt hochgezogen«, mahnte er und deutete auf das Wahrzeichen des Josefstädter Theaters: den Kristalllüster, der langsam an die Decke hochgezogen wurde, ehe sich der Vorhang hob, und dessen Lichter, während er aufwärts glitt, allmählich verloschen.
    Das Stück gefiel. Ohne besondere Gags inszeniert, hatte sich der Regisseur vor allem auf Nestroys Genie und das versierte Ensemble des Theaters verlassen. Ulis Bühnenbild war sparsam, es setzte weniger auf Gegenständliches als auf Symbolhaftes. »Es macht sich nicht wichtig, es unterstützt«, sagte Amelie, als Ludwig sie nach ihrer Meinung dazu fragte. Ihre Antwort trug ihr einen seiner kühlinteressierten Blicke ein.
    In den Pausen füllte sich die Bühnenloge mit Theaterleuten. Eine bekannte Schauspielerin, ein Autor, der Dramaturg des Theaters. Amelie machte sich dünn und ging zum Buffet. Am Ende der Vorstellung freilich fiel von all dem Glamour auch etwas Glanz auf sie. Der Schlussapplaus war lange und freundlich. Auch Uli trat vor den Vorhang. Schwarzer Anzug, schwarzer Rollkragenpullover, weißer Seidenschal, glücklich lachendes Bubengesicht. Er verbeugte sich nach allen Seiten, dann sah er zur Bühnenloge herauf und warf eine Kusshand in ihre Richtung. ›Muss das sein, Uli, Küsschen für Ludwig, die Leute werden sich die Mäuler zerreißen.‹ Aber Ludwig war längst in den Hintergrund der Loge getreten, nur Amelie stand an der Brüstung. Die Leute im Parkett sahen zu ihr auf. Die Kusshand hatte ihr gegolten.
    »Du kommst doch mit zur Premierenfeier«, fragte Ludwig, als sie die Loge verließen.
    Amelie schüttelte den Kopf. »Nein, Ludwig, das tue ich nicht. Der Abend war wunderschön, ich bin froh für Uli, und ich werde ihn irgendwann bejubeln. Aber nicht auf der Premierenfeier. Die ist für euch Leute vom Theater. Ich kann ja doch nicht mitreden. Und Uli hätte das Gefühl, dass er sich um mich kümmern muss…« Sie hatte es locker gesagt, weil es ihre Überzeugung war.
    Ludwig sah sie an. Diesmal keineswegs kühl. »Gut so, Mädel. Es war eine Freude, die Vorstellung mit dir zu sehen. Ich bin jetzt wieder länger am Stück in Wien und hätte gern, dass du zu uns zum Essen kommst.«
    Ludwig war bekannt dafür, dass er die Dinge, die er sagte, auch meinte. Zwei Wochen nach der Premiere war Amelie an einem Sonntag Mittag zum Essen in die Casa Berger-Hahn gebeten. Was sie den beiden Herren mitbringen würde, war klar: Blumen. Uli und Ludwig liebten Blumen und gaben eine Menge Geld für ausgefallene, nach ihren Angaben gesteckte Blumenarrangements aus.
    »Rosen, Madame, nehmen Sie Rosen«, gurrte der Iraker, der im Winter zwar nur den Zeitungsstand an der Straßenbahnhaltestelle offenhielt, seiner Leidenschaft für Frischblumen aber auch in der kalten Jahreszeit frönte, indem er eine Art Blumenhalle in der Nähe von Amelies Laden betrieb. In der Hauptsache kauften seine Blumen-wiederverkaufenden Landsleute bei ihm ein. Amelie durfte ebenfalls kommen. Immer. Weil er gerne in ihre »Augen

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