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Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Amelie und die Liebe unterm Regenschirm

Titel: Amelie und die Liebe unterm Regenschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Molden
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Besucherstuhl Platz genommen und plauderte vor sich hin. Er sei lange auf dem Lande gewesen, sonst hätte er sich schon früher nach Amelies Befinden erkundigt. Wie es den werten Eltern ergehe. Ob sie den Herrn Papa in nächster Zeit in Wien erwarte. Er, Hofeneder, würde Josef Lenz gerne sehen und sprechen. Überflüssig zu sagen, dass es ihm zur Ehre gereichen würde, wenn Gnädigste ihren Vater begleiten wollte. Von der Freude ganz zu schweigen…
    Amelie ärgerte sich, dass es ihr nicht gelang, auf den Konversationston des Wirklichen einzugehen. Sie hatte das doch früher so gut gekonnt, weshalb saß sie jetzt da wie ein beschränkter Backfisch… »Und wie geht es Ihrem Freund Bartenberg?«, sagte sie ohne Apropos.
    Falls Hofeneder über ihre Frage erstaunt war, zeigte er es nicht. »Der gute Leopold, ja«, stieg er ohne Zögern auf Amelies Frage ein. »Nun, da die Feiertage vorbei sind, ist er wieder sein altes fröhliches Selbst.«
    »Mag er Feiertage nicht?« Indiskrete Frage, nicht mein Stil, Fettnapf…
    Der Hofrat schien sich an der Frage nicht zu stoßen und antwortete bereitwillig. Seit dem Tod seiner Frau begehe Leopold Bartenberg die großen kirchlichen Feste nicht mehr. Er versuche, ihnen auszuweichen, verreise in ferne Länder. Bartenberg sei, wiewohl ein Gesellschaftsmensch, im Grunde ein einsamer Mann.
    »Aber er hat doch diesen Neffen«, erinnerte sich Amelie.
    »Daniel, ja. Ein ausnehmend begabter Mensch. Leopold liebt ihn wie einen Sohn.« Hofeneder nickte nachdenklich, ehe er fortfuhr. »Aber Daniel ist ja fast nie da. Er ist Anwalt. Internationales Recht. Höchst erfolgreich, reist um die halbe Welt…«
    »Aha«, unterbrach ihn Amelie desinteressiert. Worauf der Hofrat endlich zum Grund seines Besuches kam. Er habe für den kommenden Donnerstag zwei Karten für ein Konzert im Musikverein, ob Amelie ihm die Freude machen wolle, ihn zu begleiten.
    »Wie schade!«, Amelie war ehrlich enttäuscht. »Ausgerechnet an diesem Tag ist Premiere in der Josefstadt . Da muss ich hin, ich habe es versprochen, mein Freund Uli Hahn hat die Ausstattung gemacht. Aber ein anderes Mal gern, Herr Hofrat. Von Herzen gern.«
    Seit der leisen Unstimmigkeit zwischen ihr und Uli hatte Amelie den Freund nicht mehr gesehen. Mitte des Monats hatte er angerufen, er sei völlig erledigt, Probenstress, er könne sie zurzeit nicht treffen, rechne jedoch fest mit ihrem Kommen zur Premiere. Eine Karte für sie sei an der Abendkasse hinterlegt. »Du sitzt in der Bühnenloge neben Ludwig. Mach dich fesch, Ami, bloß kein Mummu.«
    Im Jahr zuvor hatte Amelie beim Kramen in den Salzburger Altbeständen ein Kostüm von Amelie der Älteren aus dem Jahre Schnee entdeckt: klassisch geschnitten, tailliert, schwarzes feines Tuch mit hauchzartem hellgrauen Nadelstreif. Ein Stoff für die Ewigkeit, hatte die Schneiderin gemeint, die es für Amelie umgearbeitet hatte. Lange hatte Amelie nach einer passenden Bluse gesucht und schließlich eine gefunden, die dem schlichten Kostüm den nötigen Blickfang verschaffte. Hellgraue Seide, überhoher, in winzige Fältchen gelegter Stehkragen, der mit winzigen Knöpfchen im Nacken geschlossen wurde und Amelies langen biegsamen Hals hervorragend zur Geltung brachte.
    Als sie ihren Mantel in der Garderobe abgegeben hatte und sich in dem hohen Spiegel einer kurzen Musterung unterzog, war sie zufrieden. Sie sah toll aus. Man sah sich nach ihr um. Das tat gut. Es half ihr, sich für die Begegnung mit Ludwig zu wappnen. Denn Amelies Verhältnis zu Ludwig war kein entspanntes.
    Die Ursache war ihr durchaus bewusst und lag etliche Jahre zurück. Amelie hatte Ulis Lebensgefährten näher kennen lernen wollen und beide zum Abendessen ins Salettl eingeladen. Als sie in die Küche ging, um die Nachspeise anzurichten blieben die Männer am Tisch zurück, sie hörte sie durch die geschlossene Türe murmeln. Ein Luftzug musste die Küchentür aufgedrückt haben, denn plötzlich hörte sie die Stimmen deutlich. »Gib zu, Ludwig, sie sieht aus wie die Bennent. Sie ist schön«, sagte Uli. »Schön?« Das war Ludwigs klare, ein wenig knarrende Stimme. »Ich finde sie nicht schön. Eher seltsam. Ihr Gesicht ist sehr groß. Es bestimmt ihre ganze Erscheinung.« Diese Worte hatten sich Amelie eingeprägt. Wann immer sie Ludwig sah, fielen sie ihr wieder ein und machten sie ihm gegenüber befangen. Mit der Zeit hatte sich das zu dem Gefühl verdichtet, dass Ludwig sie nicht mochte.
    Er stand an der Logenbrüstung und

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