American Gods
gebrauchen können, möchte ich mit fünfhundert die Woche anfangen.« Die Zahl war ein Schuss ins Blaue. Wednesdays Blick verriet keine Reaktion. »Wenn wir beide zufrieden sind mit unserer Zusammenarbeit, erhöhen Sie nach sechs Monaten auf tausend die Woche.«
Er hielt inne. Es war die längste Rede, die er in den letzten Jahren gehalten hatte. »Sie sagen, dass es nötig sein könnte, Leuten wehzutun. Nun, ich werde jedem wehtun, der versucht, Ihnen wehzutun. Aber ich verletze niemanden aus Spaß oder gegen Geld. Ich gehe nicht wieder ins Gefängnis zurück. Einmal reicht.«
»Das werden Sie nicht müssen«, sagte Wednesday.
»Nein«, sagte Shadow. »Bestimmt nicht.« Er trank sein Glas aus. Irgendwo in seinem Kopf tauchte plötzlich die Frage auf, ob wohl der Met es war, der ihm die Zunge gelockert hatte. Aber die Worte schossen aus ihm heraus wie das Wasser aus einem geplatzten Hydranten im Sommer, und selbst wenn er gewollt hätte, hätte er sie nicht aufhalten können. »Ich mag Sie nicht, Mr. Wednesday, oder wie immer Sie in Wirklichkeit heißen mögen. Wir sind keine Freunde. Ich weiß nicht, wie Sie aus dem Flugzeug steigen konnten, ohne von mir gesehen zu werden, oder wie Sie meine Spur hierher verfolgt haben. Aber ich habe im Moment keine andere Beschäftigung. Wenn wir fertig sind, bin ich weg. Und wenn Sie mich annerven, bin ich auch weg. Bis dahin arbeite ich erst mal für Sie.«
»Sehr gut«, sagte Wednesday. »Dann machen wir einen Vertrag. Und wir sind uns einig.«
»Was soll’s«, sagte Shadow. Auf der anderen Seite des Raumes stopfte Mad Sweeney Vierteldollarstücke in die Jukebox. Wednesday spuckte sich in die Hand und hielt sie ausgestreckt. Shadow zuckte die Achseln. Auch er spuckte sich in den Handteller. Sie schüttelten sich die Hand. Wednesday begann zu drücken. Shadow drückte zurück. Nach ein paar Sekunden schmerzte ihm die Hand. Wednesday hielt den Griff noch etwas länger, dann ließ er los.
»Gut«, sagte er. »Gut. Sehr gut. Also, noch ein letztes Glas von dem abscheulichen Scheißmet, um unsere Vereinbarung zu besiegeln, dann sind wir damit durch.«
»Für mich Southern Comfort und Coke, bitte sehr«, sagte Sweeney, der eben von der Jukebox zurückgeschlingert kam.
Die Jukebox spielte jetzt »Who Loves the Sun?« von Velvet Underground. Shadow wunderte sich. Es kam ihm höchst unwahrscheinlich vor, dass eine Jukebox einen Song wie diesen enthalten sollte. Andererseits hatte der gesamte Abend eine zusehends unwahrscheinliche Note angenommen.
Shadow nahm den Vierteldollar, den er für den Münzenwurf benutzt hatte, vom Tisch, genoss das Gefühl, das die frisch gerändelte Münze den Fingern bereitete, und zeigte sie zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand vor. Mit einer flüssigen Bewegung schien er sie in die linke Hand zu nehmen, drückte sie aber unauffällig mit dem Finger in den Handteller der rechten. Er schloss die linke Hand um den imaginären Vierteldollar. Dann nahm er einen zweiten Quarter in die rechte Hand, zwischen Finger und Daumen, und ließ, während er so tat, als würde er diese Münze in die linke Hand nehmen, den palmierten Quarter so in die rechte Hand fallen, dass er unterwegs gegen den anderen stieß. Das Klimpern bestärkte die Illusion, dass beide Münzen nun in seiner linken Hand lagen, während sie beide sicher in der rechten ruhten.
»Ah, Münzentricks, wie?«, sagte Sweeney und hob das Kinn, auf dem der struppige Bart sich zu sträuben schien. »Also, wenn wir Münzentricks machen wollen, dann passen Sie mal auf.«
Er nahm ein leeres Glas vom Tisch. Dann streckte er die Hand aus und holte eine große, golden glänzende Münze aus der Luft. Er ließ sie ins Glas fallen. Er nahm eine weitere Goldmünze aus der Luft und warf sie ins Glas, wo sie klimpernd auf die erste fiel. Er holte eine Münze aus der Flamme einer Wandkerze, eine weitere aus seinem Bart, eine dritte aus Shadows leerer linker Hand, und ließ sie, eine nach der anderen, in das Glas fallen. Dann rollte er die Finger über dem Glas ein und pustete kräftig auf die Hand, worauf weitere Goldmünzen ins Glas purzelten. Er kippte sich das Glas mit den klebrigen Münzen in die Jackentasche und klopfte dann darauf, um zu demonstrieren, dass die Tasche unzweifelhaft leer war.
»Da«, sagte er. » Das nenne ich einen Münzentrick!«
Shadow, der aufmerksam zugesehen hatte, legte den Kopf schief. »Ich muss unbedingt wissen, wie Sie das gemacht haben.«
»Soll ich sagen, wie
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