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American Gods

American Gods

Titel: American Gods Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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sieht er diesen mächtigen Hirsch, dem ein richtiger, ausladender Kirschbaum zwischen dem Geweih rauswächst. Tja, den hat er dann geschossen, und Großmutter hat so viele Kirschkuchen gebacken, dass sie noch am Unabhängigkeitstag davon essen konnten …‹«
    Und da mussten sie beide lachen.

drittes zwischenspiel
     
     
    Jacksonville, Florida. 2:00 Uhr
     
    »Auf dem Schild da draußen steht, dass Sie Aushilfskräfte suchen.«
    »Wir stellen jederzeit ein.«
    »Ich kann nur nachts arbeiten. Wäre das ein Problem?«
    »Normal nicht. Ich kann Ihnen ja mal ein Formular zum Ausfüllen geben. Haben Sie schon mal auf einer Tankstelle gearbeitet?«
    »Nein. Ich dachte mir aber, das kann so schwer nicht sein.«
    »Na ja, Raketentechnik ist es nicht, so viel steht fest. Wissen Sie, Ma’am, nehmen Sie’s mir nicht übel, aber Sie sehen gar nicht gut aus.«
    »Ich weiß. Das liegt an einem gesundheitlichen Leiden. Sieht schlimmer aus, als es ist. Nichts Lebensbedrohendes.«
    »Okay. Lassen Sie Ihre Bewerbung da. Was die Nachtschicht angeht, haben wir zur Zeit wirklich einen personellen Engpass. Wir nennen sie auch die Zombieschicht. Genauso fühlt man sich, wenn man es zu lange macht. Also gut … Was heißt das hier, Larna ?«
    »Laura.«
    »Laura. Okay. Tja, ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn Sie es mit ziemlich schrägen Gestalten zu tun bekommen. Die kriechen nämlich nachts aus ihren Löchern.«
    »Kann ich mir denken. Ich komme damit schon klar.«

13
    Hey, old friend.
    What do you say, old friend?
    Make it okay, old friend,
    Give an old friendship a break.
    Why so grim?
    We’re going on forever.
    You, me, him,
    Too many lives are at stake …
      – Stephen Sondheim,›Old Friends‹
     
     
    Es war Samstagmorgen. Es hatte geklopft, und Shadow ging an die Tür.
    Marguerite Olsen stand vor ihm. Sie kam nicht herein, sondern stand einfach nur da im Sonnenlicht und wirkte ernst. »Mister Ainsel …?«
    »Mike, bitte«, sagte Shadow.
    »Mike, ja. Möchten Sie vielleicht morgen Abend zum Essen zu uns kommen? Es gibt nichts Aufregendes, nur Spaghetti bolognese.«
    »Ich mag Spaghetti bolognese.«
    »Falls Sie natürlich andere Pläne haben …«
    »Ich habe keine anderen Pläne.«
    »Sechs Uhr.«
    »Sollte ich Blumen mitbringen?«
    »Wenn Sie es nicht lassen können. Aber es ist bloß eine gesellige Veranstaltung, keine romantische.«
    Er duschte. Er hatte einen kurzen Spaziergang runter zur Brücke und wieder zurück unternommen. Die Sonne stand wie eine matt glänzende Vierteldollarmünze am Himmel, und bis er wieder nach Hause kam, hatte er in seinem warmen Mantel zu schwitzen begonnen. Jetzt fuhr er mit seinem Geländewagen zu Dave’s Finest Food und kaufte eine Flasche Wein. Es war eine Flasche zu zwanzig Dollar, was Shadow eine Art Qualitätsgarantie zu sein schien. Er verstand nichts von Weinen, daher kaufte er einen kalifornischen Cabernet. Damals, als er noch jünger war und man noch Stoßstangenaufkleber am Auto hatte, hatte Shadow mal einen Stoßstangenaufkleber gesehen, auf dem LIFE IS A CABERNET stand, und das hatte ihn zum Lachen gebracht.
    Er kaufte eine Topfpflanze als Geschenk. Grüne Blätter, keine Blumen. Nichts, was auch nur entfernt romantisch wirkte.
    Er kaufte eine Tüte Milch, die er bestimmt nicht trinken, und diverses Obst, das er bestimmt nicht essen würde.
    Dann fuhr er rüber zu Mabel’s, um sich eine einzelne Pastete zum Mittagessen zu kaufen. Mabels Gesicht hellte sich auf, als sie ihn sah. »Hat Hinzelmann Sie zu fassen gekriegt?«
    »Ich wusste gar nicht, dass er mich sucht.«
    »Und ob. Will mit Ihnen zum Eisfischen gehen. Und Chad Mulligan wollte auch wissen, ob ich Sie gesehen habe. Seine Cousine von auswärts ist zu Besuch. Es ist eine Cousine zweiten Grades, das, was wir früher entfernte Mischpoke genannt haben. Ein richtiger Schatz. Sie werden von ihr begeistert sein.« Sie steckte die Pastete in eine braune Papiertüte, deren oberes Ende sie umfaltete, damit die Pastete schön warm blieb.
    Shadow fuhr den langen Weg nach Hause einhändig, mit der anderen Hand aß er die Pastete, die Krümel ließ er auf seine Jeans und den Boden fallen. Er passierte die Bibliothek am Südufer des Sees. Bei Eis und Schnee war Lakeside eine Schwarzweißstadt. Der Frühling schien unvorstellbar weit weg zu sein: Die Rostlaube würde für immer und ewig auf dem Eis bleiben, und daneben die Eisfischerunterstände und die Pick-ups und die Spuren der Schneemobile.
    Er parkte vor seinem

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