American Gods
bezahlen sie mich.« Seine Unterlippe beginnt zu zittern. Der Ifrit scheint ziemlich aufgebracht zu sein. »Einer hat mir mal auf den Rücksitz geschissen. Ich musste alles sauber machen, bevor ich den Wagen zurückbringen konnte. Wie kann man so etwas nur tun? Ich musste die nasse Scheiße vom Rücksitz putzen. Gehört sich das etwa?«
Salim streckt eine Hand aus und tätschelt dem Ifrit die Schulter. Er fühlt festes Fleisch unter dem Wollpullover. Der Ifrit nimmt eine Hand vom Lenkrad und legt sie für einen Moment auf die von Salim.
Salim muss an die Wüste denken: Roter Sand bläst ihm einen Staubsturm durch die Gedanken, und die scharlachrote Seide der Zelte, welche die verlorene Stadt Ubar einst umgaben, flattert und bauscht sich in seinem Kopf.
Sie fahren die Eighth Avenue hinauf.
»Der alte Glaube. Sie pissen nicht in Erdlöcher, weil der Prophet ihnen erzählt hat, dass Dschinn in Erdlöchern hausen. Sie wissen, dass die Engel flammende Sterne nach uns werfen, wenn wir versuchen, ihren Unterhaltungen zu lauschen. Aber selbst für die Alten sind wir, sobald sie in dieses Land kommen, weit weg, sehr weit. Früher musste ich jedenfalls nicht Taxi fahren.«
»Traurig, das zu hören«, sagt Salim.
»Es sind schlimme Zeiten«, sagt der Fahrer. »Ein Sturm zieht auf. Es macht mir Angst. Ich würde alles tun, um hier wegzukommen.«
Den Rest der Fahrt bis zum Hotel schweigen beide.
Beim Aussteigen gibt Salim dem Ifrit einen Zwanzigdollarschein, will aber kein Wechselgeld von ihm haben. Dann, in einem jähen Anfall von Mut, nennt er ihm noch seine Zimmernummer. Der Taxifahrer gibt darauf keine Antwort. Eine junge Frau steigt ins Taxi, und er fährt wieder hinaus in die Kälte und den Regen.
Sechs Uhr abends. Salim hat das Fax an seinen Schwager noch nicht geschrieben. Er geht noch einmal in den Regen hinaus und kauft sich seine heutige Ration Kebab mit Fritten. Eine Woche ist er erst hier in diesem Land New York, aber schon fühlt er sich schwerer, runder, unförmiger werden.
Als er ins Hotel zurückkommt, sieht er zu seiner Überraschung den Taxifahrer, der die Hände tief in den Taschen vergraben hat, in der Empfangshalle stehen. Er beguckt sich angestrengt einen Ständer mit Schwarzweißpostkarten. Beim Anblick Salims lächelt er verlegen. »Ich hab dein Zimmer angerufen«, sagt er, »aber es ist niemand rangegangen. Also dachte ich mir, dass ich ein bisschen warte.«
Auch Salim lächelt und berührt den Mann am Arm. »Da bin ich«, sagt er.
Zusammen betreten sie den trüben, grün schimmernden Fahrstuhl, mit dem sie dann Hand in Hand in den fünften Stock hinauffahren. Der Ifrit fragt, ob er wohl Salims Bad benutzen dürfe. »Ich fühl mich sehr schmutzig«, sagt er. Salim nickt. Er sitzt auf dem Bett, welches das kleine weiße Zimmer fast ganz ausfüllt, und lauscht dem Strömen des Duschwassers. Salim zieht die Schuhe aus, die Socken und dann den Rest seiner Kleidung.
Der Taxifahrer kommt, noch nass, mit einem Handtuch um den Bauch aus der Dusche. Die Sonnenbrille hat er abgelegt, und in dem düsteren Zimmer leuchten seine Augen in scharlachroten Flammen.
Salim hält blinzelnd seine Tränen zurück. »Ich wünschte, du könntest sehen, was ich sehe«, sagt er.
»Ich erfülle keine Wünsche«, flüstert der Ifrit, lässt das Handtuch fallen und schiebt Salim sanft, aber unwiderstehlich aufs Bett.
Es dauert eine Stunde oder sogar länger, ehe der Dschinn, sich heftig in Salims Mund windend, endlich kommt. Salim ist in der gleichen Zeit schon zweimal gekommen. Der Samen des Dschinns schmeckt seltsam und brennt ihm feurig im Hals.
Salim geht ins Bad, wo er sich den Mund auswäscht. Als er zurückkommt, ist der Taxifahrer in dem weißen Bett bereits eingeschlafen und schnarcht friedlich. Salim legt sich neben den Ifrit, schmiegt sich eng an ihn, und malt sich in Gedanken die Wüste auf dessen Haut aus.
Als er gerade dabei ist einzuschlafen, fällt ihm ein, dass er noch immer nicht das Fax an Fuad geschrieben hat, und bekommt ein schlechtes Gewissen. Tief drinnen fühlt er sich leer und einsam: Er streckt die Hand aus, lässt sie auf dem anschwellenden Schwanz des Ifrits ruhen und schläft getröstet ein.
In den frühen Morgenstunden erwachen sie, reiben sich aneinander, und dann schlafen sie wieder miteinander. Irgendwann bemerkt Salim, dass er weint und dass der Ifrit ihm die Tränen mit brennenden Lippen wegküsst. »Wie heißt du?«, fragt Salim den Taxifahrer.
»Auf meinem Taxischein steht
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