American Psycho
getrennt von den Frauenkörpern halten, außerdem wollte ich mir Bloodhungry ansehen, das Video, das ich mir heute nachmittag ausgeliehen habe – der Werbetext lautete: »Manche Clowns bringen dich zum Lachen, aber Bobo bringt dich um und ißt dann deinen Körper« – und ein mitternächtlicher Ausflug nach Hell’s Kitchen läßt mir nicht genug Zeit, selbst ohne einen kurzen Stop im Bellevue’s, um einen Happen zu essen. Bethanys Knochen und der größte Teil ihrer Innereien werden wohl durch den Müllschacht im Flur vor meinem Apartment wandern und in der Verbrennungsanlage landen.
Courtney, McDermott und ich haben gerade eine Morgan Stanley-Party verlassen, die am Seaport an der Spitze Manhattans in einem neuen Club namens Goldcard stattfand, der selbst wie eine mittlere Großstadt wirkte und wo mir Walter Rhodes über den Weg lief, ein überzeugter Kanadier, den ich seit Exeter nicht gesehen habe und der wie McDermott auch nach Xeryus stank, und ich sagte ihm tatsächlich: »Hör mal, ich versuche, mich von Menschen fernzuhalten. Ich vermeide sogar, mit ihnen zu sprechen«, und bat ihn dann, mich zu entschuldigen. Nur leicht verblüfft sagte Walter: »Ehm, sicher, ich, ehm, verstehe.« Ich trage einen doppelreihigen Sechsknopf-Smoking aus Wollcrepe mit Bundfaltenhose und einer Fliege aus Seidenrips, alles von Valentino. Luis Carruthers ist für eine Woche in Atlanta. Im Goldcard habe ich mit Herbert Gittes eine Line Koks gesnieft, und ehe McDermott dieses Taxi anhielt, um zu Nell’s zu fahren, habe ich eine Halcion genommen, um die Koksnervosität zu dämpfen, aber bis jetzt wirkt sie noch nicht. Courtney scheint auf McDermott zu stehen, und da ihre Chembanc-Karte heute nicht funktioniert hat, zumindest nicht an dem Geldautomaten, an dem wir es versuchten (der Grund ist, daß sie zu oft Koks damit schneidet, obwohl sie das niemals zugeben würde; Kokainrückstände haben mir auch schon mehr als einmal die Karte versaut), und McDermotts funktionierte, verschmähte sie meine zugunsten seiner, was, wenn man Courtney kennt, nur bedeuten kann, daß sie McDermott ficken will. Aber was macht das schon. Obwohl ich hübscher bin als Craig, sehen wir beide ziemlich ähnlich aus. Sprechende Tiere waren heute das Thema der morgendlichen Patty Winters Show. Ein Krake schwamm in einem provisorischen Aquarium, hielt ein Mikrophon in einem seiner Fangarme und bat – so versicherte zumindest sein »Trainer«, der fest überzeugt ist, daß Mollusken Stimmbänder haben – um »Käse«. Ich glotzte, vage gefesselt, bis mir die Tränen kamen. Ein als Hawaiianer verkleideter Penner durchwühlt eine Mülltonne an der dunklen Ecke der Eigth und Tenth.
»Destilliertem oder gereinigtem Wasser«, sagt McDermott, »sind die meisten Mineralstoffe entzogen. Das Wasser wird erhitzt, und der Dampf zu gereinigtem Wasser kondensiert.«
»Wohingegen destilliertes Wasser einen schalen Geschmack hat und normalerweise nicht zum Trinken gedacht ist.« Ich stelle fest, daß ich gähne.
»Und Mineralwasser?« fragt Courtney.
»Das richtet sich nicht nach –« beginnen McDermott und ich aus einem Mund.
»Nur zu«, sage ich, wieder gähnend, womit ich Courtney ebenfalls zum Gähnen bringe.
»Nein, sag du«, sagt er apathisch.
»Es fällt nicht unters Lebensmittelgesetz«, sage ich ihr. »Es enthält keinerlei chemische Zusätze, Salze, Süßstoffe oder Koffein.«
»Und Sprudelwasser sprudelt wegen der Kohlensäure, stimmt’s?« fragt sie.
»Ja.« Sowohl McDermott wie ich nicken und starren stur vor uns hin.
»Das wußte ich«, sagt sie zögernd, und am Klang ihrer Stimme kann ich ahnen, ohne hinzusehen, daß sie wahrscheinlich lächelt, während sie es sagt.
»Aber kaufen sollte man nur natürlich sprudelndes Mineralwasser«, warne ich. »Denn das bedeutet, daß die natürliche Quellkohlensäure schon bei der Gewinnung im Wasser enthalten ist.«
»Club Soda und Selterswasser zum Beispiel sind künstlich mit Kohlensäure versetzt«, erklärt McDermott.
»Die Ausnahme ist White Rock-Selters«, merke ich an, verblüfft über McDermotts lächerliche unentwegte Rechthaberei. »Ramlösa Mineralsprudel ist auch sehr gut.«
Das Taxi will in die Fourteenth einbiegen, aber etwa vier oder fünf Wagen versuchen ebenfalls, rechts abzubiegen, also verpassen wir die grüne Ampel. Ich verfluche den Fahrer, aber ein alter Motown-Song aus den Sechzigern, vielleicht die Supremes, läuft dumpf da vorne, der Sound ist blockiert von der
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