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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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habe, und nach einer Xanax bin ich soweit, daß ich meinen Ernährungsberater in einem teuren, besseren Vollwertrestaurant namens Cuisine de Soy in Tribeca treffen kann, und während wir unter dem ausgestopften, lackierten Delphin sitzen, der mit gebogenem Körper über der Tofu-Bar hängt, gelingt es mir sogar, meinem Ernährungsberater Fragen zu stellen wie: »Okay, was gibt’s Neues an der Muffin-Front?«, ohne daß sich mir der Magen umdreht. Wieder im Büro, zwei Stunden später, erwartet mich die Nachricht, daß keins meiner Telefone abgehört wird.
    Gegen Ende der Woche, am Freitagabend, laufe ich außerdem Meredith Powell über den Weg, die mit Brock Thompson bei Ereze sitzt, und obwohl wir uns zehn Minuten unterhalten, hauptsächlich darüber, warum wir beide nicht in den Hamptons sind, während Brock mich die ganze Zeit mißgünstig anstarrt, erwähnt sie Paul Owen nicht einmal. Ich durchleide ein gräßlich langwieriges Dinner mit Jeanette, dem Mädchen, mit dem ich mich verabredet habe. Das Restaurant ist totschick und neu, und das Essen schleppt sich dahin und will kein Ende nehmen. Die Portionen sind mager. Ich verliere zusehends die Fassung. Nachher will ich noch im M.K. vorbeischauen, obwohl Jeanette sich beschwert, weil sie tanzen gehen will. Ich bin müde und brauche Ruhe. In meinem Apartment liege ich im Bett, zu niedergeschlagen für Sex, also geht sie, und nachdem ich mir ein Tape der Patty Winters Show von heute morgen angesehen habe, in der es um die besten Restaurants im Nahen Osten ging, greife ich mir mein Funktelefon und rufe versuchsweise, widerstrebend, bei Evelyn an.

Sommer
    Den größten Teil des Sommers verbrachte ich im Tran, saß entweder in meinem Büro oder neuen Restaurants, zu Hause vor dem Videorecorder oder auf dem Rücksitz von Taxis, in Nachtclubs, die gerade eröffneten, oder in Kinos, in dem Haus in Hell’s Kitchen oder in neuen Restaurants. Vier schwere Flugkatastrophen gab es diesen Sommer, von den meisten gab es Videoaufnahmen, fast als seien die Ereignisse geplant gewesen, die endlos im Fernsehen wiederholt wurden. Immer wieder zerschellende Flugzeuge in Zeitlupe, gefolgt von zahllosen Schwenks über verstreute Trümmer und den gleichen willkürlichen Ansichten der verkohlten, blutigen menschlichen Überreste und weinender Rettungsmannschaften, die Körperteile bergen. Ich begann Oscar de la Renta Männerdeo zu benutzen und zog mir eine leichte Hautreizung zu. Ein Film über einen kleinen sprechenden Käfer lief mit großem Trara an und spielte über zweihundert Millionen Dollar brutto ein. Für die Mets lief es nicht gut. Bettler und Obdachlose schienen sich im August rapide vermehrt zu haben, und die Reihen der Unglücklichen, Schwachen und Alten säumten überall die Straßen. Ich fand mich mit zu vielen Sommerbekanntschaften in zu vielen todschicken neuen Restaurants und fragte sie zu oft, ob irgendwer The Toolbox Murders auf HBQ gesehen hätte, ehe ich sie zu Les Misérables begleitete, worauf mich immer der ganze Tisch schweigend anstarrte, ehe ich höflich hüsteln und dem Kellner nach der Rechnung winken konnte, oder ein oder zwei Sorbets bestellen oder noch eine Flasche San Pellegrino, falls es früher während des Dinners war, und dann fragte ich die Sommerbekanntschaft: »Nein?« und versicherte ihr: »War ziemlich gut.« Meine Platin Am-Ex-Karte war so oft im Einsatz gewesen, daß sie mittendurch brach, Selbstzerstörung bei einem der Dinners, zu dem ich zwei Sommerbekanntschaften zu Restless und Young, Pablo Lesters neuem Restaurant in Midtown, eingeladen hatte, aber ich hatte genug Bargeld in meiner Gazellenlederbörse, um das Essen zu bezahlen. Die Patty Winters Shows waren alle Wiederholungen. Das Leben blieb eine nackte Leinwand, ein Klischee, eine Soap Opera. Ich fühlte mich tödlich, am Rande der Raserei. Mein nächtlicher Blutdurst sickerte in meine Tage durch, und ich mußte die Stadt verlassen. Meine Maske geistiger Gesundheit bröckelte bedenklich. Das war meine tote Saison, und ich mußte raus aus der Stadt. Ich mußte in die Hamptons.
    Ich machte Evelyn den Vorschlag, und wie eine Spinne nahm sie an.
    Das Haus, in dem wir wohnten, war eigentlich das von Tim Price, zu dem Evelyn aus unerfindlichen Gründen die Schlüssel hatte, aber in meinem Tran widerstrebte es mir, Genaueres zu erfahren.
    Tims Haus lag gleich am Wasser in East Hampton, war mit reichlich Giebelchen geschmückt und vierstöckig, eine Treppe aus galvanisiertem Stahl verband

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