Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
Vom Netzwerk:
spüre, daß Kimball gar nicht zufrieden ist, und er fragt: »Was für ein Mann war er? Abgesehen« – er versucht ein klägliches Lächeln – »von den Informationen, die Sie mir schon gegeben haben.«
    Wie soll ich diesem Typ Paul Owen beschreiben? Großspuriges, arrogantes, gutgelauntes Arschgesicht, das sich regelmäßig bei Nell’s um die Rechnung drückte? Daß ich im Besitz der betrüblichen Information bin, daß sein Penis einen Namen hatte und daß dieser Name Michael war? Nein. Ruhiger, Bateman. Ich glaube zu lächeln.
    »Ich hoffe, ich bin hier nicht im Kreuzverhör«, gelingt mir zu sagen.
    »Haben Sie diesen Eindruck?« fragt er. Die Frage klingt drohend, ist es aber nicht.
    »Nein«, sage ich bedachtsam. »Eigentlich nicht.«
    Wieder schreibt er etwas auf, es ist zum Verrücktwerden, fragt dann, ohne aufzusehen, und während er am Füllerende kaut: »Wo ist Paul denn so hingegangen?«
    »Hin … gegangen?« frage ich.
    »Ja«, sagt er. »Sie wissen schon … hingegangen.«
    »Lassen Sie mich nachdenken«, sage ich und trommele mit den Fingern auf den Tisch. »Ins Newport. Harry’s. Fluties. Indochine. Nell’s. Cornell Club. New York Yacht Club. Die üblichen Läden.«
    Kimball schaut verwirrt. »Er hatte eine Yacht?«
    Kalt erwischt sage ich leichthin: »Nein. Er ist nur da hingegangen.«
    »Und welche Schule hat er besucht?« fragt er.
    Ich zögere. »Wissen Sie’s nicht?«
    »Ich wollte nur wissen, ob Sie es wissen«, sagt er, ohne aufzuschauen.
    »Ähm, Yale«, sage ich langsam. »Stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Und dann auf die Business School der Columbia«, füge ich hinzu. »Glaube ich.«
    »Und davor?« fragt er.
    »Wenn ich mich recht erinnere, St. Paul’s … ich meine –«
    »Nein, ist schon gut. Das ist nicht weiter wichtig«, entschuldigt er sich. »Ich glaube, ich habe einfach keine weiteren Fragen mehr. Ich habe wirklich nicht viel, mit dem man arbeiten kann.«
    »Hören Sie, ich …«, beginne ich vorsichtig, taktvoll. »Ich will nur helfen.«
    »Ich verstehe«, sagt er.
    Noch eine lange Pause. Er notiert sich etwas, aber es scheint nicht wichtig zu sein.
    »Sonst noch irgendwas, was sie mir über Owen erzählen können?« fragt er in fast verschüchtertem Ton.
    Ich krame in meinem Kopf und melde dann kläglich: »Wir waren 1969 beide sieben.«
    Kimball lächelt. »War ich auch.«
    Interesse an dem Fall heuchelnd, frage ich: »Haben Sie irgendwelche Zeugen, Fingerabdrücke –«
    Er fällt mir müde ins Wort. »Na ja, da ist eine Ansage auf seinem Anrufbeantworter, er wäre nach London gereist.«
    »Tja«, frage ich darauf hoffnungsvoll, »vielleicht ist er das, hm?«
    »Seine Freundin glaubt das nicht«, sagt Kimball tonlos. Ohne auch nur im mindesten zu begreifen, führe ich mir vor Augen, was für ein Fliegendreck in der unendlichen Weite allen Seins Paul Owen war.
    »Aber …« Ich unterbreche mich. »Hat ihn jemand in London gesehen?«
    Kimball schaut in sein Buch, blättert eine Seite weiter und sagt dann, wieder mit Blick zu mir: »Tatsächlich ja.«
    »Hmmmmm«, sage ich.
    »Tja, wir hatten unsere Schwierigkeiten, die Aussage zu verifizieren« gesteht er.
    »Ein … Stephen Hughes behauptet, ihn dort in einem Restaurant gesehen zu haben, aber das habe ich nachgeprüft, und es stellte sich heraus, daß er ihn mit einem gewissen Hubert Ainsworth verwechselt hatte, also …«
    »Oh«, sage ich.
    »Erinnern Sie sich noch, wo Sie an dem Abend von Pauls Verschwinden waren?«
    Er zieht sein Buch zu Rate.
    »Nämlich am 24. Juni?«
    »Uff … ich glaube …« Ich denke darüber nach.
    »Vielleicht habe ich Videos zurückgebracht.«
    Ich öffne meine Schreibtischschublade, hole meinen Kalender heraus, überfliege den Dezember und verkünde: »Ich war mit einem Mädchen namens Veronica verabredet …«
    Ich lüge wie gedruckt, sauge mir das aus den Fingern.
    »Warten Sie«, sagt er verwirrt und schaut in sein Buch. »Das … ist nicht das, was ich hier habe.«
    Meine Schenkel verkrampfen sich. »Was?«
    »Das ist nicht die Information, die man mir gegeben hat«, sagt er.
    »Tja …« Ich bin plötzlich verwirrt und verängstigt, die Nuprin stoßen bitter auf. »Ich … warten Sie … Welche Informationen haben Sie denn?«
    »Mal sehen …« Er blättert in seiner Kladde, findet etwas. »Daß Sie mit –«
    »Warten sie!« Ich lache. »Ich könnte mich irren …« Mein Rücken fühlt sich feucht an.
    »Also …« Er bricht ab. »Wann waren Sie das letzte Mal mit Paul Owen zusammen?«

Weitere Kostenlose Bücher