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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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fragt er.
    »Wir hatten« – o mein Gott, Bateman, laß dir was einfallen – »uns dieses neue Musical angesehen, das gerade angelaufen war, es hieß … Oh Afrika, Brave Afrika. « Ich schlucke. »Es war … brüllend komisch … und das war’s auch schon. Ich glaube, wir waren zum Dinner bei Orso’s … nein, Petaluma. Nein, Orso’s.« Ich breche ab. »Das … letzte Mal, als ich ihn leibhaftig sah, war … an einem Geldautomaten. Ich weiß nicht mehr, an welchem … irgendeiner in der Nähe von Nell’s.«
    »Aber in der Nacht, als er verschwand?« fragt Kimball.
    »Da bin ich nicht sicher«, sage ich.
    »Ich glaube, Sie haben vielleicht ihre Termine verwechselt«, sagt er und schielt in sein Buch.
    »Aber wie?« frage ich. »Wo vermuten Sie Paul denn in dieser Nacht?«
    »Seinem Kalender zufolge, und seine Sekretärin hat das bestätigt, war er zum Dinner mit … Marcus Halberstam«, sagt er.
    »Und?« frage ich.
    »Ich habe ihn befragt.«
    »Marcus?«
    »Ja. Und er hat es abgestritten«, sagt Kimball. »Obwohl er sich erst nicht ganz sicher war.«
    »Aber Marcus hat es bestritten?«
    »Ja.«
    »Hat Marcus denn ein Alibi?« Meine Empfänglichkeit für seine Antworten ist jetzt stark gestiegen.
    »Ja.«
    Pause.
    » Hat er?« frage ich. »Sind Sie sicher?«
    »Ich habe es überprüft«, sagt er mit einem seltsamen Lächeln. »Er ist sauber.«
    Pause.
    »Oh.«
    »Und wo waren Sie nun?« Er lacht.
    Ich lache auch, obwohl ich nicht weiß, warum. »Wo war Marcus?« Ich fange fast an zu kichern.
    Kimball lächelt noch immer, während er mich mustert. »Er war nicht bei Paul Owen«, sagt er vieldeutig.
    »Bei wem war er dann?« Ich lache noch immer, aber ich bin auch sehr benommen.
    Kimball schlägt sein Buch auf und wirft mir zum ersten mal einen fast feindseligen Blick zu. »Er war im Atlantis – mit Craig McDermott, Frederick Dibble, Harry Newman, George Butner und« – Kimball macht eine Kunstpause, schaut dann zu mir – »Ihnen«.
    Hier und jetzt in diesem Büro frage ich mich, wie lange wohl eine Leiche brauchen würde, um just hier im Büro zu verwesen. Das sind die Dinge, über die ich nachgrübele, während ich im Büro vor mich hin träume: Rippchen essen im Red, Hot & Blue in Washington, D.C. Ob ich mein Shampoo wechseln soll. Was ist das wirklich beste Pils? Ist Bill Robinson als Designer überschätzt? Was ist faul bei IBM? Totaler Luxus. Ist der Ausdruck »Andere Saiten aufziehen« eine Adverbialkonstruktion? Der fragile Frieden von Assisi. Elektrisches Licht. Der Scheißkerl trägt den gleichen leinenen Armani-Anzug wie ich. Wie einfach wäre es, diesem Scheißer seinen goldenen Humor auszutreiben. Kimball entgeht völlig, wie weggetreten ich eigentlich bin. Und obwohl sich in diesem Büro nicht das geringste Lebenszeichen regt, macht er sich immer noch Notizen. In der Zeit, die Sie brauchen, diesen Satz zu Ende zu lesen, landet oder startet irgendwo auf der Welt ein Boeing-Linienjet. Ich könnte ein Pilsener Urquell vertragen.
    »Ach richtig«, sage ich. »Natürlich … Paul Owen hatte auch kommen wollen«, sage ich nickend, als sei mir gerade etwas aufgegangen. »Aber er sagte, er hätte schon was vor …« Dann, lahmer: »Das Dinner mit Victoria war wohl … am nächsten Abend.«
    »Ja, wie ich sagte, ich arbeite nur für Meredith.« Er seufzt, klappt sein Buch zu.
    Zögernd frage ich, »Wissen sie, daß Meredith Powell was mit Brock Thompson hat?«
    Er zuckt die Achseln, seufzt. »Davon weiß ich nichts. Ich weiß nur, daß Paul Owen ihr anscheinend eine Menge Geld schuldet.«
    »Ach«, sage ich nickend. »Wirklich?«
    »Ich persönlich«, sagt er, vertraulich, »glaube ja, daß der Typ einen leichten Ausraster hatte. Hat sich für ’ne Weile aus der Stadt verzogen. Vielleicht ist er nach London. Zum Sightseeing. Saufen. Was immer. Na ja, ich bin ziemlich sicher, daß er früher oder später von selbst wieder auftaucht.« Ich nicke langsam, in der Hoffnung, angemessen konsterniert auszusehen.
    »Hatte er eigentlich, was meinen Sie, na ja, mit Okkultismus oder mit Satanskult zu tun?« fragt Kimball allen Ernstes.
    »Eh, was?«
    »Ich weiß, die Frage klingt bescheuert, aber letzten Monat in New Jersey – ich weiß nicht, ob sie davon gehört haben, aber ein junger Börsenmakler ist kürzlich verhaftet und angeklagt worden, ein junges Chicano-Mädchen ermordet und Voodoo-Rituale mit ihren, na ja, diversen Körperteilen vollzogen zu –«
    »Igitt!« rufe ich aus.
    »Und ich meine …« Er

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