American Psycho
das alles, und zuerst dachte ich, das Haus sei im Southwestern-Stil gebaut, aber das war es doch nicht. Die Küche war tausend Quadratmeter purstes minimalistisches Design; alles an einer Wand: zwei Riesenherde, massive Geschirrschränke, ein begehbarer Gefrierschrank, ein dreitüriger Kühlschrank. Eine Insel aus maßgearbeitetem rostfreiem Stahl teilte die Küche in drei getrennte Bereiche. Vier der neun Badezimmer enthielten Trompe-l’oeil-Gemälde, und fünf von ihnen hatten antike Widderköpfe aus Blei über dem Waschbecken, aus denen das Wasser floß. Alle Waschbecken, Wannen und Duschen waren aus Antikmarmor, und die Fußböden bestanden aus winzigen Marmormosaiken. Ein Fernseher war in eine Wandnische über der Badewanne eingebaut. Jedes Zimmer hatte Stereoanlage. Außerdem verfügte das Haus über zwölf Frank-Lloyd-Stehlampen, vierzehn Josef-Heffermann-Clubsessel, zwei Wände mit deckenhohen Regalen voller Videokassetten und eine weitere Wand, an der sich ausschließlich Tausende von CDs in Glasvitrinen stapelten. Ein Kronleuchter von Eric Schmidt hing in der vorderen Eingangshalle, und darunter stand ein Atomic-Ironworks-Hutständer in Gestalt eines Elchs von einem mir gänzlich unbekannten jungen Bildhauer. Ein runder russischer Eßtisch aus der Jahrhundertwende thronte in einem an die Küche grenzenden Zimmer, hatte aber keine Stühle. Gespenstische Photografien von Cindy Sherman bedeckten alle Wände. Es gab einen Fitneßraum. Es gab acht begehbare Schränke, fünf Videorecorder, einen Noguchi-Eßtisch aus Glas und Walnußholz, eine Anrichte von Marc Schaffer und ein Faxgerät. Im großen Schlafzimmer stand ein kunstvoll beschnittener Baum neben einer Louis-XVI-Fensterbank. Ein Eric-Fischl-Bild hing über einem der marmornen Kamine. Es gab einen Tennisplatz. Es gab zwei Saunen und einen Heim-Jacuzzi in einem kleinen Gästehaus, das neben den Pool gepflanzt war, der einen schwarzen Grund hatte. An den unmöglichsten Stellen standen Steinsäulen.
Ich versuchte wirklich, das Beste aus den Wochen zu machen, die wir dort verbrachten. Evelyn und ich fuhren Fahrrad und joggten und spielten Tennis. Wir redeten davon, nach Südfrankreich oder nach Schottland zu reisen; wir redeten darüber, durch Deutschland zu fahren und unverfälschte Opernhäuser zu besuchen. Wir gingen windsurfen. Wir redeten über romantische Dinge: die Lichter im Osten von Long Island, den aufgehenden Mond im Oktober über den Hügeln im Jagdgebiet von Virginia. Wir badeten zusammen in den großen Marmorwannen. Wir frühstückten im Bett, unter Kaschmirdecken gekuschelt, nachdem ich importierten Kaffee aus einer Melior-Kanne in Hermes-Tassen eingeschenkt hatte. Ich weckte sie mit frischen Blumen auf. Ich legte ihr Zettelchen in ihre Louis-Vuitton-Tragetasche, ehe sie zu ihrem wöchentlichen Termin beim Kosmetiker nach New York abschwirrte. Ich kaufte ihr einen Welpen, einen kleinen schwarzen Chow, den sie NutraSweet nannte und mit Diät-Schokotrüffeln fütterte. Ich las lange Passagen aus Doktor Schiwago und In einem andern Land (meinem Lieblings-Hemingway) laut vor. Ich lieh Videos aus, die Price nicht hatte, hauptsächlich Komödien aus den Dreißiger Jahren, und spielte sie auf einem der vielen Videorecorder, unser Favorit war Ein Herz und eine Krone, den wir zweimal sahen. Wir hörten Frank Sinatra (nur seine Sachen aus den 50ern) und Nat King Coles After Midnight, die Tim auf CD hatte. Ich kaufte kostspielige Dessous, die sie manchmal sogar anzog.
Nach nächtlichem Planschen im Ozean kamen wir bibbernd ins Haus, in ein riesiges Ralph-Lauren-Laken gewickelt, und machten uns Omeletts und in Olivenöl geschwenkte Nudeln mit Trüffeln und Porcini-Pilze; wir machten Soufflés mit pochierten Birnen und Obstsalate mit Zimt, überbackene Polenta mit gepfeffertem Lachs, Apfel- und Beeren-Sorbet, Mascarpone, rote Bohnen mit Arrozo in römischen Salat gewickelt, schüsselweise Salsa und in Balsamessig pochierten Rochen, geeiste Tomatensuppe und aromatische Risottos mit Limone und Kohlrabi und Spargel und Minze, und wir tranken Limonade oder Champagner oder gute Jahrgänge Château Margaux. Aber bald hörten wir auf, zusammen Gewichte zu stemmen und Bahnen zu schwimmen, und Evelyn aß nur noch die Diät-Schokoladentrüffel, die NutraSweet verschmäht hatte, jammerte über Pfunde, die sie gar nicht zugenommen hatte. In manchen Nächten fand ich mich streunend am Strand, buddelte Babykrabben aus und fraß Händevoll Sand – das war mitten in
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