American Psycho
der Nacht, wenn der Himmel so klar war, daß ich das ganze Sonnensystem sehen konnte, und der Sand in seinem Widerschein fast aussah wie der Mond. Ich schleppte sogar eine gestrandete Qualle ins Haus und briet sie in der Mikrowelle, früh an einem Morgen, noch vor der Dämmerung, als Evelyn noch schlief, und was ich selbst nicht aß, verfütterte ich dem Chow.
Während wir Bourbon, dann Champagner, aus geschliffenen Highball-Gläsern schlürften, die Evelyn auf Adobe-Untersetzer stellte und in die sie mit jalapeñoförmigen Barlöffeln Himbeer-Cassis rührte, lag ich herum und schwelgte in der Vorstellung, jemand mit einem Allsop-Racer-Skistock um zubringen, oder ich starrte auf die antike Wetterfahne, die über einem der Kamine hing, und fragte mich mit wildem Blick, ob ich damit jemand niederstechen könnte, und dann beschwerte ich mich lauthals, ob Evelyn im Zimmer war oder nicht, daß wir lieber in Dick Loudon’s Stratford Inn hätten buchen sollen. Bald sprach Evelyn nur noch von Trinkkuren und Schönheitsoperationen, und dann engagierte sie einen Masseur, eine schaurige Tunte, die in einem Haus etwas weiter unten auf der Straße bei einem berühmten Verleger wohnte und unverblümt mit mir schäkerte. In unserer letzten Woche in den Hamptons mußte Evelyn dreimal zurück in die Stadt, einmal für Maniküre, Pediküre und Gesicht, das zweite Mal für ein Einzeltraining bei Stephanie Herman, und schließlich, um ihren Astrologen zu treffen.
»Warum denn hinfliegen?« fragte ich im Flüsterton.
»Was erwartest du denn von mir?« kreischte sie und warf sich noch einen Diättrüffel in den Mund. »Soll ich mir einen Volvo mieten?«
Während sie fort war, kotzte ich – einfach nur so – in die rustikalen Terrakotta-Schalen, die den Patio säumten, oder ich fuhr mit dem schaurigen Masseur in die Stadt und holte Rasierklingen. Nachts stülpte ich Evelyn einen Lampenschirm aus Betonimitat und Aluminiumdraht von Jerry Kott auf den Kopf, und weil sie so mit Halcion zugeknallt war, schob sie ihn auch nicht weg, und obwohl ich darüber lachte, wenn der Lampenschirm sich mit jedem ihrer schweren Atemzüge hob und senkte, machte es mich bald traurig, und ich hörte auf, den Lampenschirm über Evelyns Kopf zu stülpen.
Nichts verschaffte mir Erleichterung. Bald wurde alles schal: noch ein Sonnenaufgang, Heldenleben, große Liebe, Krieg, Entdeckungen, die Menschen übereinander machen. Das einzige, was mich nicht langweilte, war natürlich, wieviel Tim Price verdiente, doch die Selbstverständlichkeit dessen langweilte mich auch wieder. In mir war kein klares, greifbares Gefühl außer Gier und vielleicht noch grenzenloser Abscheu. Ich hatte alle äußeren Kennzeichen eines menschlichen Wesens – Fleisch, Blut, Haut, Haare –, aber meine Entmenschlichung war so gravierend, reichte so tief, daß die Fähigkeit zur Anteilname abgetötet, einem schleichenden, zielstrebigen Verfall zum Opfer gefallen war. Ich imitierte einfach die Wirklichkeit, die grobe Karikatur eines menschlichen Wesens, und nur ein düsterer Winkel meines Hirns blieb in Betrieb. Etwas Schreckliches ging vor sich, doch ohne daß ich begreifen konnte, warum – ich konnte einfach nicht den Finger auf den entscheidenden Punkt legen. Das einzige, was mir Linderung brachte, war der angenehme Klang von Eiswürfeln, die in ein Glas J&B fallen. Schließlich ertränkte ich den Chow, den Evelyn nicht vermißte; es fiel ihr gar nicht auf, daß er nicht da war, noch nicht mal dann, als ich ihn in den Kühlschrank legte, in einen ihrer Bergdorf-Goodman-Sweater eingewickelt. Es wurde Zeit, die Hamptons zu verlassen, denn in den Stunden vor der Dämmerung fand ich mich über unser Bett gebeugt, einen Eispickel in der Hand, und wartete, daß Evelyn die Augen aufschlug. Auf meinen Vorschlag, eines Morgens beim Frühstück, willigte sie ein, und am letzten Sonntag vor dem Labor Day kehrten wir per Hubschrauber nach Manhattan zurück.
Girls
»Ich fand die Pinto-Bohnen mit Lachs und Minze wirklich, wirklich … na ja«, sagt Elizabeth, als sie ins Wohnzimmer meines Apartments geht, in einer einzigen anmutigen Bewegung beide Satin-und-Wildleder-Pumps von Maud Frizon abschüttelt und auf die Couch plumpst, »gut, aber Pat rick, mein Gott, es war un verschämt teuer und …« In nörglerischem Ton keift sie: »Es war nur pseudo- nouvelle.«
»Habe ich das geträumt, oder waren Goldfische auf den Tischen?« frage ich und streife meine Brooks-Brothers-Hosenträger ab,
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