American Psycho
vorherrschenden Farben rot und weiß und braun. Einige ihrer Eingeweide sind an eine Wand geschmiert, andere, zu Knäueln aufgewickelt, liegen verstreut auf der Glasplatte des Kaffeetischs wie lange schwarze Schlangen, mutierte Würmer. Die verbliebenen Hautfetzen auf dem Körper sind blau-grau, der Farbe von Alufolie. Aus ihrer Vagina ist bräunliche dickliche Flüssigkeit ausgetreten, die riecht wie ein krankes Tier, als hätte ich diese Ratte wieder reingeschoben und sie wäre verdaut worden oder so.
Die nächsten fünfzehn Minuten über bin ich außer mir, zerre an einem bläulichen Strang von Eingeweiden, der zum Großteil noch an ihrem Körper hängt, und schiebe ihn mir schnaufend in den Mund, er ist feucht in meinem Mund und voll von einer Paste, die schlecht riecht. Nach einer Stunde Wühlen lege ich die Wirbelsäule frei und beschließe, das Ding per Federal Express, ungereinigt in Papiertaschentücher gewickelt, unter falschem Namen an Leona Helmsley zu schicken. Ich will das Blut des Mädchens trinken, als wäre es Champagner, und grabe mein Gesicht tief in ihren zerfetzten Bauch, meine kauenden Kiefer an einer gebrochenen Rippe aufkratzend. Der riesige neue Fernseher läuft in einem der Zimmer, erst plärrt die Patty Winters Show, Thema heute: Humane Milchwirtschaft, dann eine Spielshow, Wheel Of Fortune, und der Applaus der Studiogäste braust auf wie statisches Knistern, wann immer ein neuer Buchstabe erraten wird. Schwer atmend lockere ich mit der blutverschmierten Hand den Schlips, den ich immer noch trage. Das ist meine Wirklichkeit. Die ganze Außenwelt ist wie ein Film, den ich einmal sah.
In der Küche versuche ich, aus dem Mädchen einen Hackbraten zu bereiten, aber es ist eine zu frustrierende Aufgabe, und so vertreibe ich mir den Nachmittag statt dessen damit, ihr Fleisch über alle Wände zu schmieren, an Hautfetzen kauend, die ich in Streifen vom Körper reiße, und dann erhole ich mich bei einem Video mit der letzten Folge der neuen CBS-Sitcom Murphy Brown. Danach, und nach einem großen Glas J&B, bin ich wieder in der Küche. Der Kopf in der Mikrowelle ist jetzt völlig schwarz und haarlos, und ich setze ihn in einem Metalltopf auf dem Herd auf, um alles restliche Fleisch abzukochen, das ich abzuschälen vergessen habe. Als ich den Rest des Körpers in einen Müllsack wuchte – meine Muskeln, dick beschmiert mit Ben-Gay-Salbe, mühelos die Last des toten Körpers meisternd –, beschließe ich, den Rest von ihr zu irgendeiner Wurst zu verarbeiten.
Eine Richard-Marx-CD läuft auf der Stereoanlage, eine Zabar-Tüte randvoll mit Sauerteig-Zwiebel-Bagels und Gewürzen steht auf dem Küchentisch, während ich Knochen, Fett und Fleisch zu Pastetchen durchdrehe, und obwohl mir sporadisch der Gedanke kommt, wie unentschuldbar einiges von dem ist, was ich tue, rufe ich mir immer ins Gedächnis, daß dieses Ding, das Mädchen, das Fleisch, nichts ist, Scheiße ist, und zusammen mit einer Xanax (die ich jetzt halbstündlich nehme) beruhigt mich der Gedanke, und dann summe ich, summe die Titelmelodie einer Serie, die ich als Kind so oft gesehen habe – Die Jetsons? Die Banana Splits? Scooby Doo? Sigmund und die Seemonster? Ich erinnere mich an den Song, die Melodie, sogar die Tonart, in der er gesungen wurde, aber nicht an die Serie. War es Lidsville? War es H.R. Pufnstuf? Unter diese Fragen mischen sich andere Fragen so unterschiedlicher Natur wie: »Ob ich je in den Knast muß?« und »Ob dieses Mädchen eine treue Seele war?« Der Geruch von Fleisch und Blut durchdringt die Eigentumswohnung, bis er mir kaum noch auffällt. Und später werden mir meine makabren Freuden sauer, und ich weine vor mich hin, unfähig, in all dem Trost zu finden, laut aufschluchzend: »Ich will doch nur, daß man mich liebt«, die Erde verfluchend, und alles, was man mich gelehrt hat: Prinzipien, Unterschiede, Entscheidungsfreiheit, Moral, Kompromisse, Bildung, Einheit, Gebet – alles davon war falsch, ohne tieferen Sinn. Alles, worauf es hinauslief, war: friß oder stirb. Ich sehe mein eigenes leeres Gesicht, die körperlose Stimme dringt aus dem Mund: Wir leben in schrecklichen Zeiten. Maden wimmeln schon über die Menschenwurst, der Sabber, der von meinen Lippen tropft, läuft über sie, und immer noch weiß ich nicht, ob ich das irgendwie richtig koche, weil ich so weinen muß und weil ich ja auch eigentlich noch nie was Richtiges gekocht habe.
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