American Psycho
Umkleideraum bei Xclusive, nach zwei Stunden Training, fühle ich mich wohl. Die Waffe in meinem Schließfach ist eine Uzi, die mich siebenhundert Dollar gekostet hat, und obwohl ich auch eine Ruger Mini ($ 469) in meinem Bottega-Veneta-Aktenkoffer bei mir trage, der die meisten Jäger den Vorzug geben, habe ich mich noch immer nicht mit ihrem Aussehen anfreunden können; die Uzi hat etwas Männlicheres, Dramatisches, das mich erregt, und während ich hier sitze, den Walkman auf dem Kopf, in 200-Dollar-Radlershorts aus Lycra, und eine Valium langsam Wirkung zeigt, starre ich verlockt in die Dunkelheit des Schließfachs. Die Vergewaltigung, der anschließende Mord an einer Studentin der NYU hinter dem Gristede’s am University Place, unweit ihres Wohnheims, waren trotz des ungünstigen Timings und der untypischen Geschmacksverirrung hochbefriedigend, und obwohl mich mein Sinneswandel überrascht, bin ich in besonnener Stimmung und lege die Waffe, die mir als Symbol der Ordnung erscheint, zurück ins Schließfach, um sie bei anderer Gelegenheit zu benutzen. Ich muß Videos zurückbringen, Geld aus dem Automaten ziehen und habe eine Dinnerreservierung bei 150 Wooster, die nicht ganz einfach zu bekommen war.
Chase, Manhattan
Dienstag abend bei Bouley im No Man’s Land ein in jeder Hinsicht ereignisloses Marathondinner, selbst nachdem ich am Tisch erzählt habe: »Hört mal, Leute, mein Leben ist die Hölle auf Erden«, beachtet mich kein Schwein, die versammelte Mannschaft (Richard Perry, Edward Lampert, John Costable, Craig McDermott, Jim Kramer, Lucas Tanner) diskutiert weiter über intelligente Aktiva, welche Aktien vielversprechend fürs kommende Jahrzehnt aussehen, Hardbodies, Immobilien, Gold, warum Langläufer im Moment zu riskant sind, den Haifischkragen, Depots, wie man Macht sinnvoll einsetzt, neue Trainingsmethoden, Stolichnaya Cristall, wie man bei VIPs am besten Eindruck schindet, ständige Wachsamkeit, die Sonnenseiten des Lebens. Ich scheine mich hier im Bouley kaum zügeln zu können, hier in einem Raum, in dem es vor Opfern nur so wimmelt; ich kann mir nicht helfen, in letzter Zeit sehe ich sie überall – bei Meetings, in Nachtclubs, Restaurants, in vorbeifahrenden Taxis und in Aufzügen, aufgereiht vor Geldautomaten und auf Pornovideos, in David’s Cookies und auf CNN, überall, und alle haben sie eins gemeinsam: sie sind Beute, und während des Dinner gehe ich fast aus dem Leim, verfalle in einen Zustand, der an Höhenangst grenzt und mir keine andere Wahl läßt, als mich vor dem Dessert zu entschuldigen, und dann kommt der Moment, wo ich auf der Herrentoilette eine Line Kokain nehme, meinen Giorgio-Armani-Wollmantel und die schlecht verborgene 357er Magnum darin von der Garderobe abhole, ein Schulterhalfter anlege, und dann bin ich draußen, aber heute morgen war in der Patty Winters Show ein Interview mit einem Mann, der seine Tochter angezündet hatte, während sie in den Wehen lag, zum Dinner hatten wir alle Haifisch …
… draußen in Tribeca ist es diesig, Himmel am Rande des Regens, die Restaurants hier unten leer, nach Mitternacht die Straßen entlegen, unwirklich, das einzige Zeichen menschlichen Lebens einer, der an der Ecke Duane Street Saxophon spielt, im Eingang des ehemaligen DuPlex, jetzt ein verlassenes Bistro, das letzten Monat geschlossen hat, ein junger Typ, bärtig, weiße Baskenmütze, der ein sehr schönes und furchtbar abgelutschtes Saxophonsolo spielt, vor seinen Füßen ein offener Regenschirm mit einem feuchten Dollar und ein wenig Kleingeld, und unwiderstehlich angezogen nähere ich mich, der Musik lauschend, irgendwas aus Les Misérables, er bemerkt meine Anwesenheit, nickt, und während er die Augen schließt – das Instrument angehoben, den Kopf zurückgeworfen in einer Anwandlung, die er für Extase halten mag –, ziehe’ ich mit einer flüssigen Bewegung die 357er Magnum aus dem Schulterhalfter und schraube, um unerwünschtes Aufsehen in der Nachbarschaft zu vermeiden, einen Schalldämpfer auf die Waffe, ein kalter Herbstwind fährt durch die Straße und umweht uns, und als das Opfer die Augen öffnet und auf die Waffe blickt, hört es zu spielen auf, das Mundstück des Saxophons noch zwischen den Lippen, und auch ich zögere, fordere ihn dann mit einem Nicken auf weiterzuspielen, und er tut es, zaghaft, und dann hebe ich die Waffe an sein Gesicht und ziehe den Abzug mitten in einem Akkord, aber der Schalldämpfer funktioniert nicht, und im selben Moment,
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