American Psycho
Eingeständnis rührt und zermürbt; ich fühle mich benommen. Evelyn entgeht, wie immer, der Kern meiner Ausführungen, und ich frage mich, wie lange ich noch brauchen werde, sie mir endlich vom Hals zu schaffen.
»Wir müssen uns unterhalten«, sage ich leise.
Sie stellt ihr leeres Wasserglas ab und starrt mich an. »Patrick«, sagt sie. »Wenn du wieder davon anfangen willst, daß ich mir die Brust vergrößern lassen soll, gehe ich«, sagt sie warnend.
Ich lasse mir das durch den Kopf gehen, sage dann: »Es ist aus, Evelyn. Es ist alles aus.«
»Was sind wir empfindlich«, sagt sie und winkt dem Kellner nach mehr Wasser.
»Es ist mein Ernst«, sage ich ruhig. »Es ist scheiß noch mal aus. Mit uns. Das ist kein Witz.«
Sie erwidert meinen Blick, und gerade als ich denke, daß vielleicht irgend jemand hier endlich erfaßt, was ich versuche zu erklären, sagt sie: »Laß uns das Thema abschließen, in Ordnung? Tut mir leid, falls ich irgendwas gesagt habe. Also, nehmen wir noch Kaffee?« Und wieder winkt sie den Kellner her.
»Ich nehme koffeinfreien Espresso«, sagt Evelyn. »Patrick?«
»Port«, seufze ich. »Irgendeinen Port.«
»Möchten Sie vielleicht unsere –« hebt der Ober an.
»Einfach den teuersten Portwein«, falle ich ihm ins Wort. »Und, ach ja, ein Dry-Bier.«
»Mann o Mann«, murmelt Evelyn, nachdem der Kellner gegangen ist.
»Gehst du noch immer zu deinem Irrenarzt?« frage ich.
»Patrick«, warnt sie. »Wem?«
»Tut mir leid«, seufze ich. »Deinem Doktor.«
»Nein.« Sie öffnet ihre Handtasche und kramt nach etwas.
»Warum nicht?« frage ich betroffen.
»Ich hab dir gesagt, warum«, sagt sie kategorisch.
»Aber ich kann mich nicht erinnern«, äffe ich sie nach.
»Nach einer Sitzung hat er mich gefragt, ob ich ihn abends mit drei Mann Begleitung zu Nell’s reinbringen könnte.« Sie prüft ihren Mund, die Lippen, im Spiegel der Puderdose. »Warum fragst du?«
»Weil ich glaube, daß du Hilfe brauchst«, beginne ich zögernd, aufrichtig. »Ich glaube, du bist emotional labil.«
»Du hast ein Poster von Oliver North in der Wohnung und nennst mich labil?« fragt sie, wieder etwas in der Handtasche suchend.
»Nein. Du bist es, Evelyn«, sage ich.
»Übertreibung. Du übertreibst«, sagt sie und wühlt ihre Handtasche durch, während sie mich ansieht.
Ich seufze und hebe dann gewichtig an. »Ich will ja die Sache nicht breittreten, aber –«
»Wie uncharakteristisch für dich, Patrick«, sagt sie.
»Evelyn. Das muß ein Ende haben«, seufze ich meine Serviette an. »Ich bin siebenundzwanzig. Ich will mich nicht mit einer festen Beziehung belasten.«
»Süßer?« fragt sie.
»Nenn mich nicht so«, schnappe ich.
»Wie? Süßer?« fragt sie.
»Ja«, schnappe ich wieder.
»Wie soll ich dich denn nennen?« fragt sie indigniert. »B-O-S-S?« Sie unterdrückt ein Kichern.
»O Jesus.«
»Nein, wirklich, Patrick. Wie soll ich dich denn nennen?« King, denke ich. King, Evelyn. Ich will, daß du mich King nennst. Aber das sage ich nicht. »Evelyn. Ich will nicht, daß du mich irgendwie nennst. Ich finde, wir sollten uns nicht mehr sehen.«
»Aber deine Freunde sind meine Freunde. Meine Freunde sind deine Freunde. Ich glaube nicht, daß es klappen würde«, sagt sie, und dann, auf einen Punkt über meinem Mund starrend: »Du hast einen kleinen Klecks auf der Oberlippe. Nimm deine Serviette.«
Erbittert wische ich mir den Klecks ab. »Hör zu, ich weiß, daß deine Freunde meine Freunde sind und umgekehrt. Das habe ich schon berücksichtigt.« Nach einer Pause sage ich: »Du kannst sie haben.«
Endlich sieht sie mich an, verstört, und murmelt: »Es ist wirklich dein Ernst, oder?«
»Ja«, sage ich. »Ist es.«
»Aber … was ist mit uns? Was ist mit allem, was zwischen uns war?« fragt sie ausdruckslos.
»Die Vergangenheit ist nicht real. Sie ist ein Traum«, sage ich. »Sprich nicht über Vergangenes.«
Ihre Augen verengen sich mißtrauisch. »Hast du was gegen mich, Patrick?« Und dann wandelt die Härte auf ihrem Gesicht sich blitzschnell zu Erwartung, vielleicht auch Hoffnung.
»Evelyn«, seufze ich, »es tut mir leid. Du bist mir nur … nicht besonders wichtig.«
Ohne Zeit zu verlieren, schnauzt sie: »Okay, wer dann? Wer, glaubst du, könnte dir etwas bedeuten, Patrick? Wen willst du?« Und nach einer wütenden Pause fragt sie: »Cher?«
»Cher?« frage ich verwirrt zurück. » Cher? Wovon sprichst du? Oh, vergiß es. Ich will, daß Schluß ist. Ich brauche
Weitere Kostenlose Bücher