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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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Musik, wieder INXS, ist lauter denn je, aber auf welchen Höhepunkt steuert sie zu? Ich berühre versehentlich meine Stirn, und meine Finger werden naß. An der Theke nehme ich mir ein paar Streichhölzer. Auf dem Rückweg durch die Menge treffe ich McDermott und Van Patten, die mich um Getränkebons anschnorren. Ich gebe ihnen die übriggebliebenen Bons im Wissen, daß sie nicht mehr gültig sind, aber wir sind in der Mitte des Raumes eingekeilt, und die Getränkebons sind ihnen nicht Anreiz genug, sich auf die Expedition zur Theke zu machen.
    »Verfilzte Schnepfen«, meint Van Patten. »Nimm dich in acht. Keine Hardbodies.«
    »Das Basement ist Scheiße«, brüllt McDermott.
    »Habt ihr Drogen aufgetrieben?« brüllt Van Patten. »Wir haben Ricardo gesehen.«
    »Nein«, brülle ich. »Negativ. Madison konnte nichts auftreiben.«
    »Bedienung, verflucht noch mal, Bedienung«, brüllt ein Typ hinter mir.
    »Hoffnungslos«, brülle ich. »Ich versteh kein Wort.«
    »Wie?« schreit Van Patten. »Ich versteh kein Wort.«
    Plötzlich packt McDermott meinen Arm. »Was zum Teufel macht Price da? Schau.«
    Wie in einem Film drehe ich mich mit einiger Mühe um, stelle mich auf die Zehenspitzen und sehe, wie Price auf dem Geländer hockt, versucht, die Balance zu halten – jemand hat ihm ein Champagnerglas gegeben –, und betrunken oder zugeknallt die Arme ausstreckt und die Augen schließt, als würde er die Menge segnen. Hinter ihm geht das Strobelight weiter an und aus, an und aus, und die Trockeneismaschine läuft wie verrückt, grauer Nebel steigt auf und hüllt ihn ein. Er ruft irgend etwas, aber ich kann ihn nicht verstehen – der Raum ist bis zum Bersten überfüllt, der Lärm eine ohrenbetäubende Mischung aus Eddie Murphys »Party All the Time« und dem konstanten Gequassel der Geschäftsleute –, also dränge ich mich nach vorn, den Blick auf Price geheftet, und schaffe es, an Madison, Hugh, Turnball, Cunningham und ein paar anderen vorbeizukommen. Aber die Menge ist zu dicht, und es ist sinnlos, es überhaupt zu versuchen. Nur ein paar der Gesichter schauen Tim an, der immer noch auf dem Geländer balanciert, die Augen halb geschlossen, und etwas ruft. Peinlich berührt bin ich plötzlich froh, daß ich in der Menge feststecke, ihn nicht erreichen und vor der ziemlich sicheren Erniedrigung retten kann, und während eines perfekt getimeten Bytes des Schweigens höre ich Price ›Auf Wiedersehen!‹ rufen und dann, die Menge ist endlich aufmerksam geworden: »Arschgeigen!« Elegant schwingt er herum, hüpft über das Geländer, springt auf die Gleise und beginnt zu rennen, die Champagnerflöte wippt an seiner Seite auf und ab. Er stolpert einmal, zweimal, im flackernden Strobelight sieht es wie in Zeitlupe aus, findet aber sein Gleichgewicht wieder, bevor er in der Dunkelheit verschwindet. Ein Sicherheitsmann sitzt müßig am Geländer, als Price im Tunnel verschwindet. Ich glaube, er schüttelt nur den Kopf.
    »Price! Komm zurück!« rufe ich, aber die Menge beklatscht seine Vorstellung auch noch. »Price!« rufe ich erneut über den Applaus. Aber er ist weg, und es ist zu bezweifeln, daß er, sollte er mich gehört haben, reagieren würde. Madison steht neben mir und streckt mir seine Hand hin, als wolle er mir zu irgend etwas gratulieren. »Dieser Typ ist ja spitze. «
    McDermott taucht hinter mir auf und zieht mich an der Schulter. »Weiß Price von einem VIP-Raum, von dem wir nichts wissen?« Er wirkt beunruhigt.
    Draußen vor Tunnel: Ich bin high, aber richtig müde, und mein Mund schmeckt erstaunlicherweise nach NutraSweet, obwohl ich noch zwei Stolis und einen halben J&B getrunken habe. Halb eins, und wir gucken zu, wie Limousinen versuchen, auf dem West Side Highway links abzubiegen. Wir drei, Van Patten, McDermott und ich, debattieren über die Wahrscheinlichkeit, diesen neuen Club namens Nekenieh zu finden. Ich bin nicht richtig high, eher betrunken.
    »Lunch?« frage ich sie gähnend. »Morgen?«
    »Kann nicht«, sagt McDermott. »Haareschneiden bei Pierre.«
    »Wie steht’s mit Frühstück?« schlage ich vor.
    »Nee«, sagt Van Patten. »Gio’s. Maniküre.«
    »Da fällt mir ein«, sage ich und inspiziere meine Hand, »ich bräuchte auch eine.«
    »Wie wär es mit Dinner?« fragt mich McDermott.
    »Ich bin verabredet. Mist.«
    »Und du?« wendet sich McDermott an Van Patten.
    »Nein, geht nicht. Ich muß zu Sunmakers. Anschließend privates Training.«

Büro
    Im Lift erzählt mir Frederick Dibble

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