American Psycho
ausprobiert, das ein paar gute Kritiken bekommen hat, eine im New York Magazine, die andere in der Times, aber ein Gutes hat ein Dinner bei Evelyn: Es ist nah bei meiner Wohnung.
»Ist es in Ordnung, wenn die Sojasoße nicht genau Zimmertemperatur hat?« fragt Courtney. »Ich glaube, da ist Eis in einer der Schalen.«
Evelyn häuft gerade blaßrosafarbene Ingwerstreifen zierlich neben eine Porzellanschale mit Sojasoße. »Nein, das ist keineswegs in Ordnung. Patrick, kannst du so freundlich sein und den Kirin aus dem Kühlschrank nehmen?« Dann geht ihr der Ingwer anscheinend auf die Nerven, und sie wirft den ganzen Packen auf die Platte. »Ach, vergiß es. Ich mach’s selbst.«
Ich schiebe mich trotzdem Richtung Kühlschrank. Price kommt mit düsterem Blick zurück in die Küche und fragt: »Wer zum Teufel ist da im Wohnzimmer?«
Evelyn heuchelt Unwissenheit: »Ach, wer ist denn da?«
Courtney fragt warnend: »Ev-el-yn. Du hast es ihnen doch hoffentlich gesagt?«
»Wer ist es?« frage ich verschreckt. »Victor Powell?«
»Nein, es ist nicht Victor Powell, Patrick«, meint Evelyn beiläufig. »Es ist ein befreundeter Künstler, Stash. Und Vanden, seine Freundin.«
»Ach, das war also ein Mädchen da drinnen«, sagt Price. »Das mußt du gesehen haben, Bateman«, fordert er mich auf. »Laß mich raten. East Village?«
»Oh, Price«, flötet sie und öffnet die Bierflaschen. »Aber nein. Vanden geht nach Camden und Stash lebt in SoHo, zufrieden?«
Ich gehe aus der Küche, vorbei am Speisezimmer, in dem der Tisch gedeckt ist und Bienenwachskerzen von Zona in silbernen Kerzenständern von Fortunoff strahlen, ins Wohnzimmer. Was Stash anhat, kann ich nicht erkennen, denn alles ist schwarz. Vanden hat grüne Strähnen in ihrem Haar. Sie raucht eine Zigarette und glotzt auf ein Heavy-Metal-Video auf MTV.
»Ähem«, räuspere ich mich.
Vanden blickt mißtrauisch herüber, bis zum Haaransatz voll mit Drogen. Stash rührt sich nicht.
»Hi. Pat Bateman«, stelle ich mich mit ausgestreckter Hand vor, registriere dabei mein Bild in einem Spiegel an der Wand – und lächle mir wohlgefällig zu. Sie nimmt meine Hand, ohne etwas zu sagen. Stash schnüffelt an seinen Fingern.
Harter Schnitt, und ich bin wieder in der Küche.
»Schmeiß sie bloß raus.« Price kocht vor Wut. »Sie glotzt total bedröhnt MTV, und ich will den verdammten MacNeil/Lehrer-Report sehen.«
Evelyn öffnet immer noch mächtige Flaschen Importbier und bemerkt geistesabwesend: »Wir sollten dieses Zeug möglichst bald essen, sonst werden wir uns alle vergiften.«
»Sie hat eine grüne Strähne im Haar«, berichte ich. »Und sie raucht.«
»Bateman«, sagt Price, der immer noch zornig auf Evelyn starrt.
»Ja?« antworte ich. »Timothy?«
»Du bist ein Trottel.«
»Oh, laß Patrick in Ruhe«, schaltet sich Evelyn ein. »Er ist der nette Junge von nebenan. Das ist Patrick. Du bist kein Trottel, nicht wahr, Schätzchen?« Evelyn ist ganz woanders, und ich gehe zur Bar, um mir noch einen Drink zu machen.
»Der nette Junge von nebenan«, grinst Tim süffisant und nickt, dann ändert er seine Miene und fragt Evelyn erneut rüde nach einer Kleiderbürste.
Evelyn hört endlich auf, japanische Bierflaschen zu öffnen, und bittet Courtney, Stash und Vanden zu holen. »Wir müssen das hier jetzt essen, sonst werden wir alle vergiftet«, murmelt sie, dreht langsam den Kopf und läßt den Blick durch die Küche wandern, um sicherzugehen, daß sie nichts vergessen hat.
»Falls ich sie vom neusten Megadeth-Video loseisen kann«, meint Courtney, bevor sie geht.
»Ich muß mit dir reden«, sagt Evelyn.
»Worüber?« Ich trete zu ihr.
»Nein«, sagt sie und zeigt auf Tim, »mit Price.«
Tim starrt sie immer noch grimmig an. Ich sage nichts und sehe auf Tims Drink.
»Sei ein Schatz«, sagt sie zu mir, »und stell die Sushi auf den Tisch. Die Tempura ist in der Mikrowelle, und der Sake steht kurz vor dem Überkochen …« Ihre Stimme verklingt, während sie Price aus der Küche führt.
Ich frage mich, woher Evelyn die Sushi hat – Thunfisch, Yellowtail, Makrelen, Shrimps, Aal, Bonito sogar, alles sieht so frisch aus, und es gibt Berge von Wasabi und Massen von Ingwer, strategisch auf der Wilton-Platte verteilt – aber mir gefällt auch die Vorstellung, es nicht zu wissen, es niemals zu wissen und in den Sushi dort in der Mitte des Glastisches von Zona, den Evelyns Vater ihr gekauft hat, eine geheimnisvolle Erscheinung aus dem Orient zu sehen, und
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