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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bret Easton Ellis
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Ich reiße mich zusammen, bemerke, daß der Maître d’ mit einem Kellner tuschelt, die zwei schauen zweifelnd zu mir her, also richte ich mich auf, lächele schüchtern und winke ihnen zu. Luis schlendert gelassen auf mich zu, grinst errötend, und ich bleibe einfach stehen und lasse ihn näher kommen. Er sagt nichts.
    »Was … noch?« zische ich schließlich.
    »Wo gehst du hin?« flüstert er verwirrt.
    »Ich … ich muß noch …« Verdattert schaue ich durch den vollbesetzten Speisesaal, dann wieder in Luis bebendes, schmachtendes Gesicht. »Ich muß noch Videos zurückbringen«, sage ich und hämmere auf den Aufzugknopf, verliere die Geduld, wende mich zum Gehen und will an meinen Tisch zurück.
    »Patrick«, ruft er mir nach.
    Ich fahre herum. »Was?«
    Er formt mit den Lippen »Ich rufe dich an«, und sein Gesichtsausdruck gibt mir zu verstehen, versichert mir, daß mein »Geheimnis« bei ihm gut aufgehoben ist. Ich würge ein »O mein Gott« hervor und setze mich sichtbar zitternd wieder an unseren Tisch, geschlagen auf der ganzen Linie, immer noch mit Handschuhen, und stürze den Rest meines verwässerten J&B mit Eis herunter. Kaum habe ich mich hingesetzt, fragt Van Patten: »Hey, Bateman, wie trägt man eine Krawattennadel oder Krawattenklammer?«
    »Obwohl der Krawattenhalter keineswegs unabdingbarer Bestandteil des Tagesanzugs ist, unterstreicht er die adrette, gepflegte Erscheinung. Aber das Accessoire soll niemals die Krawatte dominieren. Man sollte einfachen Goldnadeln oder kleinen Clips den Vorzug geben, die schräg, in einem Winkel von fünfundvierzig Grad, am unteren Ende der Krawatte getragen werden.«

Toter Hund
    Courtney ruft an, zu benommen vom Elavil, um ein gemeinsames Dinner bei Cranes durchzustehen, Kitty Oates Sanders neuem Restaurant in Gramercy Park, wo Jean, meine Sekretärin, letzte Woche für uns reserviert hat, und ich bin sprachlos. Obwohl es erstklassige Kritiken bekommen hat (eine im New York Magazine; die andere in The Nation ), beschwere ich mich weder, noch versuche ich, Courtney doch noch zu überreden, denn ich habe noch zwei Akten durchzuarbeiten, und die Patty Winters Show, die ich heute morgen aufgenommen habe, habe ich auch noch nicht gesehen. Um halb acht, beim Frühstück vor der Arbeit, hatte ich nicht die Kraft, sechzig Minuten lang Frauen, die eine Gebärmutteroperation hinter sich haben, über mich ergehen zu lassen, aber nach dem heutigen Tag – die Quälerei im Büro, in dem die Klimaanlage ausgefallen war, ein öder Lunch mit Cunningham im Odeon, meine beschissene chinesische Reinigung, die es wieder nicht geschafft hat, Blutflecken aus einem Soprani-Jackett zu entfernen, vier zu spät zurückgebrachte Videos, die mich schließlich ein Vermögen kosteten, zwanzig Minuten Wartezeit am Stairmaster – bin ich reif dafür; diese Ereignisse haben mich gestählt, und ich bin bereit, mich diesem speziellen Thema zu stellen.
    Zweitausend Klappmesser und dreißig Minuten Seilspringen im Wohnzimmer, dazu aus der Wurlitzer-Jukebox immer wieder »The Lion Sleeps Tonight«, und das, obwohl ich heute fast zwei Stunden im Gym trainiert habe. Danach ziehe ich mich an, um ein paar Einkäufe bei D’Agostino’s zu machen: blaue Armani-Jeans, ein weißes Hemd von Polo, ein Sportmantel von Armani, kein Schlips, das Haar mit Thompson-Mousse zurückgekämmt; und weil es regnet, schwarze wasserfeste Schnürschuhe von Manolo Blahnik; drei Messer und zwei Pistolen in einem schwarzen, ledernen Epi-Diplomatenkoffer ($ 3200) von Louis Vuitton; ein Paar Hirschleder-Handschuhe von Armani, weil ich mir in der Kälte nicht die Maniküre ruinieren möchte. Und schließlich ein Trenchcoat mit Gürtel aus schwarzem Leder von Gianfranco Ferré, der viertausend Dollar gekostet hat. Obwohl es zu D’Agostino’s nur ein kurzer Fußweg ist, setze ich den CD-Walkman auf, in dem schon die lange Version von Bon Jovis »Wanted Dead or Alive« wartet. Ich schnappe mir einen Etro-Regenschirm mit Paisleymuster und Holzgriff von Bergdorf Goodman – dreihundert Dollar im Ausverkauf – aus dem neuerworbenen Schirmständer in der Nische neben der Diele und bin durch die Tür.
    Nach dem Büro habe ich bei Xclusive trainiert und glücklich daheim, führte ich ein paar obszöne Anrufe mit jungen Dalton-Girls, deren Nummern ich aus einer Kopie des Registers pickte, die ich aus der Immatrikulationsstelle geklaut habe, als ich letzten Donnerstag nachts eingestiegen bin. »Ich plündere Firmen aus«,

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