American Psycho
flüsterte ich lasziv in mein tragbares Telefon. »Ich inszeniere feindliche Übernahmen. Wie findest du das?«, machte dann nach einer kleinen Pause saugende Geräusche und abartige schweinische Grunzer, um dann zu fragen: »Eh, Schlampe? « Meistens spürte ich, daß sie Angst hatten, was mich so aufgeilte, daß es mir gelang, eine harte, pochende Erektion für die ganze Dauer der Telefongespräche aufrechtzuerhalten, bis eins der Mädchen, Hilary Wallace, unbeeindruckt fragte: »Dad, bist du das?« und der ganze mühsam erzielte Enthusiasmus in sich zusammenfiel. Vage enttäuscht machte ich noch ein paar Anrufe, aber nur halbherzig, während ich nebenher die heutige Post öffnete, und legte schließlich mitten im Satz auf, als ich auf eine Einladung von Clifford, meinem ›persönlichen‹ Armani-Verkäufer, stieß, der mich in der Boutique auf der Madison zu einem Einzeltermin erwartete … vor zwei Wochen! und obwohl ich schnell darauf komme, daß wahrscheinlich einer der Türsteher meine Einladung unterschlagen hat, um mich zu ärgern, ändert das nichts an der Tatsache, daß ich den Scheiß-Privattermin verpaßt habe, und als ich über dieses Versäumnis nachbrüte, während ich durch den Central Park West irgendwo Nähe Seventy-sixth, Seventy-fifth herumwandere, kommt mir der tiefschürfende Gedanke, wie oft diese Welt doch ein böser und grausamer Ort ist.
Jemand, der fast genau wie Jason Taylor aussieht – schwarzes, zurückgekämmtes Haar, navyblauer doppelreihiger Kaschmirmantel mit Biberpelzkragen, schwarze Lederstiefel, Morgan Stanley –, geht unter einer Straßenlampe vorbei und nickt, als ich den Walkman leiser drehe, um ihn »Hallo Kevin« sagen zu hören; ich schnuppere einen Hauch Grey Flannel und drehe mich im Gehen nach der Person um, die Taylor ähnlich sieht, die Taylor sein könnte, und frage mich, ob er noch immer mit Shelby Phillips geht, als ich fast über eine Bettlerin stolpere, die auf der Straße liegt, ausgestreckt im Eingang eines verlassenen Restaurants – ein Laden namens Amnesia, den Tony McManus vor zwei Sommern aufgemacht hatte –, und sie ist schwarz, völlig durchgedreht und wiederholt wie einen buddhistischen Chant ständig die Worte: »Geld bitte helfen Sie Mister Geld bitte helfen Sie Mister.« Ich versuchte, sie zu überzeugen, daß es von Vorteil wäre, irgendwo einen Job anzunehmen – vielleicht im Cineplex Odeon, schlug ich nicht unfreundlich vor –, und fragte mich im stillen, ob ich die Aktentasche öffnen und die Pistole oder das Messer herausziehen sollte. Aber sie erscheint mir als zu leichte Beute, um wirklich zu befriedigen, also sage ich ihr, sie soll sich zum Teufel scheren, und stelle den Walkman lauter als Bon Jovi gerade »It’s all the same, only the names have changed …« schreit, und gehe weiter, bleibe am Geldautomaten stehen, um aus keinem besonderen Grund dreihundert Dollar abzuheben, alles in brandneuen, frischen Zwanziger-Scheinen, und ich bette sie vorsichtig in meine Brieftasche aus Gazellenleder, um sie nicht zu zerknittern. Am Columbus Circle zeigt ein Jongleur in Regencape und Zylinder, der nachmittags immer hier ist und sich Stretch Man nennt, vor einer kleinen, uninteressierten Gruppe seine Künste; obwohl ich Beute wittere und er meinen Haß redlich verdient hat, gehe ich weiter auf der Suche nach einem weniger beknackten Opfer. Wäre er Pantomime gewesen, hätte er beste Chancen gehabt, jetzt bereits tot zu sein.
Verblaßte Poster von Donald Trump auf dem Cover des Time Magazine verdecken die Fenster eines anderen leerstehenden Restaurants, des ehemaligen Palace, und das erfüllt mich mit neuer Zuversicht. Ich bin bei D’Agostino’s angekommen, stehe direkt davor, schaue hinein und spüre den fast unwiderstehlichen Drang, hineinzugehen und sämtliche Regale zu plündern, meinen Einkaufskorb mit Balsamessig und Meersalz zu füllen, die Stände mit Gemüse und Lebensmitteln zu durchstreifen und die Schattierungen von rotem Paprika, gelbem Paprika, grünem Paprika und lila Paprika zu betrachten, abzuwägen, welche Geschmacksrichtung, welche Form von Lebkuchen ich kaufen soll, aber es zieht mich noch immer nach etwas Tieferem, Unbestimmtem, das ich vorher tun könnte, und ich pirsche mich durch die dunklen, kalten Straßen um den Central Park West, sehe mein Spiegelbild in den getönten Fensterscheiben einer Limousine, die vor dem Café des Artistes parkt, und mein Mund zuckt unwillkürlich, meine Zunge ist feuchter als sonst, und
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