American Psycho
wir uns auf einen Drink mit Meredith Taylor, Louise Samuelson und Pierce Towers verabredet haben, sage ich Courtney im Wagen, daß ich noch Drogen besorgen muß, und verspreche, vor Mitternacht zurückzusein. »Oh, und sag Nell hallo von mir«, füge ich lässig hinzu.
»Du kannst doch einfach unten was kaufen, wenn’s unbedingt sein muß, mein Gott «, winselt sie.
»Aber ich habe mich schon woanders verabredet. Paranoia. Klar?« winsele ich zurück.
»Wer hat Paranoia?« fragt sie mit zusammengekniffenen Augen. »Ich versteh das nicht.«
»Honey, die Drogen unten liegen von der Wirkung her knapp unter NutraSweet«, sage ich. »Solltest du doch wissen.«
»Zieh bloß nicht mich mit da rein«, sagt sie warnend.
»Geh einfach rein und bestell mir ein Foster’s, okay? «
»Und wo gehst du wirklich hin?« fragt sie nach einem Augenblick, jetzt mißtrauisch geworden.
»Ich gehe zu … Noj«, sage ich. »Ich kaufe meinen Koks bei Noj.«
»Aber Noj ist der chef im Deck Chairs«, sagt sie, während ich sie aus der Limousine schiebe. »Noj ist doch kein Dealer. Er ist Koch! «
»Courtney, mach keinen Aufstand«, sage ich seufzend, meine Hände auf ihrem Hintern.
»Aber lüg mir nichts über Noj vor«, jault sie und will sich nicht aus dem Wagen schieben lassen. »Noj ist chef im Deck Chairs. Hast du mich verstanden?«
Ich starre sie an, sprachlos, unschlüssig, unter den harten Lichtern über den Absperrseilen vor Nell’s.
»Fiddler meine ich«, lenke ich schließlich leutselig ein. »Ich kaufe bei Fiddler.«
»Du bist unmöglich«, murmelt sie, während sie vom Wagen zurücktritt. »Mit dir stimmt doch wirklich was nicht.«
»Bin gleich wieder da«, rufe ich ihr nach, knalle die Tür der Limo zu, dann kichere ich schadenfroh vor mich hin, während ich meine Zigarre wieder anzünde: »Aber verlaß dich nicht drauf.«
Ich sage dem Fahrer er soll mich zum Fleischmarkt westlich von Nell’s bringen, neben dem Bistro Florent, wo ich mich nach Prostituierten umsehen will, und nachdem ich die Gegend zweimal durchforstet habe – tatsächlich suche ich in diesem Teil der Stadt schon seit Monaten nach einem geeigneten Mädel –, entdecke ich sie an der Ecke Washington und Thirteenth. Sie ist blond, schlank und jung, billig, aber keine Begleitservice-Schlampe, und was viel wichtiger ist, sie ist weiß, eine echte Rarität in diesen Kreisen. Sie trägt hautenge abgeschnittene Shorts, ein weißes T-Shirt und eine billige Lederjacke, und abgesehen von einem blauen Fleck über dem rechten Knie ist ihre Haut makellos weiß, wie ihr Gesicht, obwohl der Mund knallrosa angemalt ist. Hinter ihr steht in vier Fuß hohen Buchstaben FLEISCH an der Wand eines verlassenen Backsteinlagerhauses, die Art, wie sich die Buchstaben über die ganze Hauswand ziehen, läßt in mir etwas erwachen, und über dem Haus steht wie eine Kulisse der mondlose Himmel, der früher, am Nachmittag, von Wolken verhangen war, heute nacht aber klar ist.
Die Limousine hält neben dem Mädchen an. Durch die getönten Scheiben, aus nächster Nähe, ist sie blasser, das blonde Haar wirkt gebleicht, und ihre Gesichtszüge lassen sie noch jünger wirken, als ich zuerst geschätzt hatte, und weil sie das einzige weiße Mädchen ist, das ich heute nacht in dieser Gegend gesehen habe, wirkt sie – zu Recht oder Unrecht –, besonders sauber; sie könnte fast als eins der NYU-Mäuschen auf dem Heimweg vom Mars durchgehen, ein Mädchen, das den ganzen Abend Seabreezes getrunken und zu neuen Madonna-Songs auf der Tanzfläche gehüpft ist, ein Mädchen, das später vielleicht Streit mit ihrem Freund hatte, einem Angus oder Nick oder … Pokey, ein Mädchen auf dem Weg zum Florent auf einen Schwatz mit Freunden, um vielleicht noch einen Seabreeze zu bestellen oder auch einen Cappuccino oder ein Glas Evian – und anders als die meisten Huren hier reagiert sie kaum auf die Limousine, die näher kommt und wartend neben ihr anhält. Statt dessen bleibt sie lässig stehen, anscheinend ohne die Bedeutung der wartenden Limousine zu erfassen.
Als sich das Fenster öffnet, lächelt sie, sieht jedoch beiseite. Der folgende Wortwechsel dauert nicht länger als eine Minute.
»Dich habe ich noch nie hier gesehen«, sage ich.
»Dann hätten Sie die Augen besser aufmachen sollen«, sagt sie unbeeindruckt.
»Möchtest du dir mein Apartment ansehen?« frage ich und schalte das Licht in der Limousine an, damit sie mein Gesicht und den Smoking erkennen kann. Sie mustert die
Weitere Kostenlose Bücher