American Psycho
abtrocknen und sich was zum Überziehen – aber nicht den Bijan – aus dem Schrank holen, und dann mir und meinem Gast im Wohnzimmer bei einem Drink Gesellschaft leisten. Ich gehe in die Küche, um Sabrina ein Glas Wein einzuschenken.
Sabrina ist alles mögliche, nur nicht blond. Da sie einmal vor der Tür steht, lasse ich sie schließlich ein, nachdem mein erster Schock überwunden ist. Ihr Haar ist bestenfalls mittel- blond, nicht richtig blond, und obwohl ich deshalb ziemlich sauer bin, sage ich nichts, weil sie ziemlich hübsch ist; nicht so jung wie Christie, aber auch nicht allzu verbraucht. Kurz gesagt, sie sieht aus, als sei sie wert, was auch immer sie mich pro Stunde kostet. Ich beruhige mich, und mein letzter Ärger verfliegt auch, als sie ihren Mantel auszieht und einen totalen Hardbody in hautengen schwarzen Steghosen und geblümtem Trägertop zu schwarzen, extrem spitzen hochhackigen Schuhen enthüllt. Angenehm überrascht, führe ich sie ins Wohnzimmer, pflanze sie auf das weiße, daunengefütterte Sofa und bringe ihr, ohne sie erst zu fragen, was sie möchte, ein Glas Weißwein und einen Untersetzer aus dem Mauna Kea Hotel auf Hawaii. Eine CD mit der Aufnahme der Broadway-Inszenierung von Les Misérables läuft auf der Stereoanlage. Als Christie aus dem Bad kommt und sich zu uns gesellt, in einem Frottee-Bademantel von Ralph Lauren, das Haar zurückgekämmt, noch weißer nach dem Bad, setze ich sie neben Sabrina auf die Couch – sie nicken sich zu – und mache es mir selbst in einem Nordian-Stuhl aus Chrom und Teak gegenüber der Couch bequem. Ich halte es für besser, wenn wir einander näher kennenlernen, ehe wir die Angelegenheit ins Schlafzimmer verlagern, also breche ich das lange, nicht unfreundliche Schweigen mit einem Räuspern und einigen harmlosen Fragen.
»Na«, sage ich, und schlage die Beine übereinander. »Wollt ihr denn gar nicht wissen, was ich so mache?«
Die beiden starren mich erst mal lange an. Mit gezwungenem Lächeln tauschen sie einige Blicke, ehe Christie unschlüssig die Achseln zuckt und leise antwortet: »Nein.«
Sabrina lächelt und schließt sich ihrem Beispiel an. »Nein, eigentlich nicht.«
Ich starre die beiden eine Minute lang an, ehe ich die Beine in anderer Richtung übereinanderschlage und irritiert seufze. »Tja, ich arbeite auf der Wall Street. Bei Pierce & Pierce.«
Lange Pause.
»Schon mal davon gehört?« frage ich.
Noch eine lange Pause. Schließlich bricht Sabrina das Schweigen. »Hat es irgendwie mit Mays … zu tun? Oder mit Macys?«
Ich zögere, bevor ich frage: »Mays?«
Sie grübelt einen Augenblick und sagt dann: »Ja. Der Schuhladen. Ist P & P nicht ein Schuhladen?«
Ich starre sie streng an.
Christie steht auf und bewundert zu meiner Überraschung meine Anlage. »Du hast wirklich eine nette Wohnung … Paul«, und dann, während sie die CDs durchsieht, Hunderte und Aberhunderte, in einem großen Regal aus Weißeiche säuberlich aufgereiht und alphabetisch geordnet: »Wieviel hast du dafür bezahlt?«
Ich stehe auf, um mir ein neues Glas Acacia einzuschenken. »Ich weiß zwar nicht, was dich das angeht, Christie, aber ich kann dir versichern, ganz billig waren sie nicht.« Aus der Küche sehe ich, daß Sabrina eine Schachtel Zigaretten aus ihrer Handtasche genommen hat, und ich gehe zurück ins Wohnzimmer und schüttele den Kopf, ehe sie sich eine anzünden kann.
»Rauchen verboten«, sage ich. »Nicht hier.«
Sie lächelt, zögert kurz und steckt die Zigarette mit einem kleinen Nicken zurück in die Schachtel. Ich trage ein Tablett Pralinen herein und biete sie Christie an.
»Varda-Trüffel?«
Sie glotzt ausdruckslos auf den Teller und schüttelt dann höflich den Kopf. Ich reiche ihn an Sabrina weiter, die lächelt und eine nimmt, und dann sehe ich besorgt auf ihr Weinglas, das noch voll ist.
»Ich will dich ja nicht betrunken machen«, sage ich. »Aber das ist ein recht anständiger Chardonnay, und du hast noch nichts davon getrunken.«
Ich stelle das Tablett mit den Trüffeln auf den gläsernen Parazetti-Couchtisch, lehne mich im Sessel zurück und winke Christie wieder auf die Couch, wo sie folgsam Platz nimmt. Wir sitzen schweigend da und lauschen der Les-Misérables- CD. Sabrina kaut versonnen ihren Trüffel und nimmt einen zweiten.
Wieder bleibt es mir überlassen, ein Gespräch anzufangen. »Wo seid ihr beiden denn schon rumgekommen?« Kaum ausgesprochen, wird mir schon klar, wie dieser Satz ankommen muß, wie
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