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Amerika!: Auf der Suche nach dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten (German Edition)

Amerika!: Auf der Suche nach dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten (German Edition)

Titel: Amerika!: Auf der Suche nach dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geert Mak
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bis heute Bestand hat. Ein immer wiederkehrendes Motiv in amerikanischen Filmen und Erzählungen ist der Ausflug von Vater und Sohn, die gemeinsam ein Wochenende angeln und jagen gehen – ein unverzichtbares Element, das sogar in Die Reise mit Charley kurz auftaucht, als Steinbeck in Michigan mit dem jungen Waldhüter einen Tag lang angelt.
    Im Frühjahr 2010 verfolgte halb Amerika verzückt im Fernsehen die Sendung Sarah Palin’s Alaska , in der diese ehemals vielversprechende Dame Felsen erklomm, auf Flüssen paddelte und auf allerlei andere Art und Weise der atemberaubenden Landschaft Alaskas die Stirn bot. In den Jahren davor konnten wir uns immer wieder an den Fotoshootings von Präsident George W. Bush auf seiner »Ranch« in Crawford erfreuen, einem schalen Abklatsch der festlichen Cowboyshows, die Ronald Reagan in Santa Barbara aufführte. Jeder rechte Politiker spielt auf seine Weise Theodore Roosevelt, inklusive des dazugehörigen Kults um das Gewehr und das Grundrecht eines jeden Amerikaners, sich, wenn er das wünscht, ein ganzes Waffenarsenal zulegen zu können.
    Auch Steinbeck bretterte schließlich mit seinem Hund vor allem deswegen durch das ganze Land, um zu zeigen, dass er kein Schwächling war. Seine Vorliebe für Waffen sei ein knabenhaftes Spiel gewesen, schreibt Jackson Benson, »der Tagtraum eines heranwachsenden Kindes, ein Teil der harten Schale«. Tatsächlich habe er, mit dem starrenden Blick, den er sich zulegte, »doppelt so hart ausgesehen, wie er in Wirklichkeit war«. In Amerika und die Amerikaner notiert Steinbeck, dass seine Landsleute in ihren Träumen immer wieder große Jäger, Spurensucher, Waldläufer und Scharfschützen sein wollen: »Und dieser Traum wird von Amerikanern gehegt, die nie ein Gewehr abgefeuert und nie etwas Größeres und Gefährlicheres als eine Motte gejagt haben.«
    Und Theodore Roosevelt selbst? »Teddie« oder »Teddy« war in seinem früheren Leben in der Tat ein asthmatischer, kränklicher Junge gewesen, erzogen von Hauslehrern in einem reichen und beschützten Milieu. Aber verdient er wirklich das Urteil, das jeder amerikanische Macho fürchtet wie den Tod?
    In der Nähe von Medora gibt es ein kleines Museum, wo man Roosevelt in Ehren gedenkt. In einigen Vitrinen werden originale Kleidungsstücke ausgestellt, und man kann sein auf einem großen hölzernen Pferd sitzendes Standbild bewundern. Am Eingang hängt ein Plakat, das alle Besucher einlädt, am 27. Oktober um Viertel vor zwei vorbeizukommen und Roosevelts 152. Geburtstag zu feiern.
    Man ist ihm hier dankbar, und das zu Recht. Seine Liebe für diese wilde Natur war keine Pose. Gleich nachdem er 1901 Präsident geworden war, begann er mit dem Aufbau des US Forest Service, und unter seiner Regierung wurden fünf Nationalparks und über fünfzig Naturschutzgebiete eingerichtet. Er war einer der Begründer des amerikanischen Naturschutzes, und damit brach er mit der Frontier -Philosophie der Grenzenlosigkeit und des ewigen Überflusses, des endlosen Raums und der Freiheit, die keine Verantwortung kennt.
    Theodore Roosevelt war, wie sein Biograph Henry Pringle schreibt, der Traum eines jeden amerikanischen Jungen: Er kämpfte in einem Krieg, jagte Bären und anderes Großwild, lebte wie ein Cowboy, wurde Präsident und legte sich mit dem Papst an. In vielerlei Hinsicht war Roosevelt auch ein Reformer. Er widersetzte sich den damaligen Großindustriellen und Eisenbahnmagnaten, die der Ansicht waren, dass die Gesetze des Marktes alles regeln sollten und dass die Regierung lediglich die Aufgabe habe, dafür den Weg freizumachen und alle Hindernisse beiseitezuräumen.
    Roosevelts Vater hatte sich als überzeugter Christ immer für den social gospel , das soziale Evangelium, eingesetzt. Ein Amerika, das sich einzig dem Konsum und dem Materialismus hingab, verspiele seine Zukunft, davon war er überzeugt. Diese Normen und Werte waren auch die Theodore Roosevelts, und Steinbeck und seine politischen Freunde erinnerten fünfzig Jahre später daran. Allerdings suchte Roosevelt die Lösung in der Vergangenheit: Amerika könne im Kampf um den Fortbestand der Nationen nur als ein Land überleben, das seine fighting qualities , die es an der Grenze im Westen entwickelt habe, weiterhin pflege.
    Roosevelt hasste ganze und halbe Sozialisten. Als es ab dem 1. Mai 1886 in Chicago zu Massenstreiks kam, die in Gewalt endeten und eine Reihe von Toten forderten, schrieb er von seiner Ranch in den Badlands, es sei schade,

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