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Amerika!: Auf der Suche nach dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten (German Edition)

Amerika!: Auf der Suche nach dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten (German Edition)

Titel: Amerika!: Auf der Suche nach dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geert Mak
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Mind seinen Klienten empfiehlt, die Hand aufs Herz zu legen und anschließend zu sagen:
    » I admire rich people !«
    » I bless rich people !«
    » I love rich people !«
    » And I’m going to be one of those rich people too !«
    Auch östliche Religionen sind sehr en vogue. Konzerne wie AT&T , DuPont, TRW , Ford und Procter & Gamble kaufen »spirituelle Erfahrungen« für ihre leitenden Angestellten, als wären es Zirkuskarten, inklusive schamanischer Heilungssessions und Übungen in » deep listening «. Auf diese Weise werden die Probleme des untergeordneten Personals unkenntlich gemacht. Entlassungen werden als » releases of resources « oder » career-changing opportunities « umschrieben.
    Die Kehrseite dieses magischen Denkens ist grausam. Wenn es nach solch einer career-changing opportunity mal nicht so gut läuft oder wenn man krank wird oder die Firma pleitegeht, ist man letztendlich immer selbst schuld: Man hat sich einfach nicht genug angestrengt, man hat nicht genug an den eigenen Erfolg geglaubt. Dennoch wird das magische Denken immer populärer, vielleicht gerade weil die Wirklichkeit und der Traum zunehmend auseinanderklaffen und nur noch ein Wunder die Brücke schlagen kann. 1962 gaben 22 Prozent der Amerikaner in einer Gallup-Umfrage an, schon mal eine »religiöse oder mystische Erfahrung« gemacht zu haben; im Jahr 2009 war der Prozentsatz auf fast 50 gestiegen.
    »Amerikaner glauben an das Böse, aber wir fühlen uns unwohl angesichts einer Tragödie«, schrieb der Kolumnist Ross Douthat. »Wir akzeptieren, dass es auf der Welt schlechte Menschen gibt, die im Herzen boshaft sind und die ein Ohr haben, in das der Teufel flüstert. Die Vorstellung, dass es viele Katastrophen gibt, die durch Entscheidungen hervorgerufen wurden, die von anständigen und wohlwollenden menschlichen Wesen getroffen wurden, können wir sehr viel schwerer akzeptieren.«
    Viele Amerikaner bleiben so ihrem Ideal vom ewigen Überfluss, vom Guten Land, das demjenigen, der anständig lebt, den Boden bearbeitet und mit seinen Talenten wuchert, alles gibt, treu, sklavisch treu sogar.
    Nicht in Washington, in den Badlands liegen die Wurzeln der modernen amerikanischen Außenpolitik. Hier befindet sich die Basis für die Einmischung Amerikas in die übrige Welt, hier entstand das Modell, demzufolge sich Amerika im 20. Jahrhundert der Badlands von Europa, Asien, Arabien, Afrika und Südamerika annehmen sollte.
    1884 zog sich Theodore Roosevelt – republikanischer Präsident von 1901 bis 1909 – in diese Gegend zurück, um nach dem Verlust seiner ersten Frau zu sich selbst zu finden. Er lebte auf einer Ranch, Elkhorn. Roosevelt war damals gerade fünfundzwanzig Jahre alt, und diese raue Episode sollte prägend für sein weiteres Leben werden – für sein Image übrigens auch. Die Badlands, die er vorfand, waren eine deathscape , eine Landschaft, die mit Bisonknochen und -schädeln übersät war, in deren Tälern es überall Treibsand gab, in dem Mensch und Tier spurlos verschwanden. Mancherorts hingen Dampf, Schwefel und andere Spuren unterirdischer vulkanischer Aktivität in der Luft.
    All das kümmerte ihn nicht, er erlebte dort seinen eigenen Western. »Ich trage einen Sombrero, ein seidenes Halstuch, ein Wildlederhemd mit Fransen und eine Reithose aus Seehundleder sowie Stiefel aus Krokodilleder«, schrieb er nach Hause, »und mit meinen Revolvern mit Perlmutschalen und meiner wunderbar verzierten Winchester kann ich allem Widerstand bieten.« Er prügelte den Dorfschurken aus dem Saloon, verfolgte drei Gauner, die er nach einer langen Jagd tatsächlich auch zu fassen bekam, richtete ein Massaker unter dem dortigen Wild an und kehrte zwei Jahre später gestärkt in den politischen Dschungel Washingtons zurück.
    Roosevelt stieg zum Gouverneur von New York auf, wurde 1901 unter William McKinley Vizepräsident, und als dieser im darauffolgenden Jahr von einem Anarchisten erschossen wurde, war er plötzlich selbst Präsident. Zu diesem Zeitpunkt war er zweiundvierzig Jahre alt und damit der jüngste Präsident in der Geschichte Amerikas.
    Der Einfluss seiner Präsidentschaft sollte jedoch weit über die zwei Amtsperioden hinausreichen, die ihm vergönnt waren. Mit seinem flamboyanten Stil, seinem theatralischen Umgang mit dem »wahren Amerika«, seinen engen Kontakten zu Autoren und Journalisten, mit der Selbstverständlichkeit, mit der er schwierige Entscheidungen traf, und dem sichtbaren Vergnügen, das ihm sein Handeln

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