Amerikanische Reise
hat, vermieden, ihn anzusehen. Sie hat Hank zum
hinteren Teil des Bettes geführt, um Jan nicht ansehen zu müssen, während sie mit einem anderen schläft. Mit Rick. Es ist
kein Vierer gewesen, es waren zwei durch Ariels Mund kurzzeitig verbundene Zweier. Mehr nicht. Jetzt sieht sie ihn an. Dann
löst sie sich von der Wand. Sie geht durch den Raum, ein weißes Wesen mit dünnen Beinen und dünnen Armen. Sie taucht in die
dunkle Zone in der Mitte des Raumes, erreicht die Tür und geht hinaus. Jan steht auf und folgt ihr. Es hat aufgehört zu regnen,
der Boden glänzt, ist aufgeweicht. Sie lehnt an den Holzbalken des Bungalows. Jan geht auf sie zu, seine Füße sinken in den
Boden, weicher Lehm dringt zwischen seine Zehen. Kristin dreht sich mit dem Gesicht zur Wand, stützt sich mit ausgestreckten
Armen ab und spreizt die Beine. Jan stellt sich hinter sie, spielt das Spiel, tastet ihren Körper ab, ihre Beine, ihre Schenkel,
das Gesäß, ihre Taille und schließlich ihre Brüste, er knetet sie, zärtlich zuerst, rauher dann. Er bückt |236| sich und taucht die Hände in den morastigen Boden. Er richtet sich auf und bestreicht ihren weißen Körper mit der schwarzen
Erde, ihren Rücken zuerst, dann ihren Bauch, ihre Brüste. Er nimmt die Brustwarzen zwischen zwei Finger und drückt. Er ist
längst soweit. Er schiebt seinen Schwanz in sie hinein und beginnt sich zu bewegen. Von der Dachkante fallen Wassertropfen
auf ihren mageren, beschmierten Rücken, die entlang der eidechsenartigen Wirbelsäule hinunterrinnen und die Ritze zwischen
ihren Pobacken entlangfließen auf Jans Schwanz. Immer noch quetscht er ihre Brustwarzen, zieht an ihnen. Sie beginnt tiefer
zu atmen, tiefer, lauter. Ihr Atmen – Jan würde es erkennen, wie man Schritte erkennt. Der Boden, auf dem ihre Stimme wächst. Tiefer, lauter. Sonst nur das Geräusch
der Füße, die in dem aufgeweichten Morast schmatzen. Er weiß nicht, wie weit sie ist. Ein Keuchen jetzt fast. Es interessiert
ihn nicht, wie weit sie ist. Es darf ihn nicht interessieren. Das Keuchen kommt aus ihrem Bauch, dorther, wo der Embryo wächst,
der weiß und milchig ist wie ihre Haut. Er drückt sie mehr und mehr gegen die Hauswand. Ihre Arme sind jetzt ausgebreitet
und liegen flach auf dem waagerechten Holzbalken, gegen den sie atmet, keucht, während Jan sich dem Ende nähert, das sich
nicht mehr aufhalten läßt. Er spritzt in sie hinein, weiß und milchig auf ihren weißen milchigen Embryo. Dann lehnt er sich
neben sie. Sie sehen sich an, während ihr Atmen sich langsam beruhigt. Sie sehen sich an. Jetzt könnte es enden.
Jan richtet sich langsam auf, neben ihm liegen Kristin und Ariel mit übergezogenen T-Shirts , Hank trägt Boxershorts, nur er selbst ist noch nackt. Durch das Fenster fällt die erste Helligkeit. Jan rutscht vorsichtig
vom Bett, zieht |237| seine Hose und sein Hemd an und verläßt den Bungalow. Die Luft hat sich durch den Regen kaum abgekühlt, ist nur feuchter geworden
und liegt schwer auf den Pfützen, die die Sonne innerhalb der nächsten Stunde in dampfende Quellen verwandeln wird. Die Baumstämme
sind noch schwarz, und auf den Autodächern formt das Wasser gläserne Landkarten. Die Kronen der höchsten Bäume auf den Hügelketten
beginnen bereits zu leuchten, während die schwarzen Kugeln der Grillgeräte vor den Bungalows wirken wie in den Morgen gestanzte
Löcher der vergangenen Nacht. Jan erinnert sich. Das Gefühl befriedigter Sinnlichkeit durchsetzt ihn. Er denkt nichts. Die
Berührungen haften noch an seiner Haut wie frischer Schaum. Gewichtslos. Dann der Geruch der Nacht, salzige Körper und weißer
Schlick zwischen Fäulnis und Fruchtbarkeit. Hin und wieder eine Spur der Seife, mit der Kristin sich geduscht hat.
Er hat sie nicht bekommen. Und doch wäre er nicht in der Lage, die Frage zu beantworten, ob er sie geliebt hat oder nicht.
Ihr Geruch begleitet ihn. Gegenüber Walter könnte es schwierig werden. Walter in New York. Er raucht. Er sitzt vor seinen
Kursen, während Kristin sich betrinkt und ihren Kopf auf Hanks Schultern legt. Sie hat mit Rick geschlafen, Jan macht sich
nichts vor. Er ist nicht eifersüchtig. Es fällt ihm nicht schwer, die vergangene Nacht in all die anderen Nächte einzureihen,
die ihn seit mehr als zehn Jahren begleiten. Haut auf Haut. Die Nässe des Regens, die allmählich mit dem Schweiß verkocht.
Kristin, die auf allen vieren kniet. Kristin, die seit
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