Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
Vom Netzwerk:
Detektiv.
    »Die hat sie hergetragen. Rühren Sie das Mädchen nicht an.«
    »Und wer sind Sie, Scheiße noch mal?«
    Ich präsentiere meine Marke. »Ich bin der Typ, der Sie wegen Körperverletzung verklagen wird, wenn Sie nicht loslassen.«
    Sarah greift in die Innentasche ihres Mantels und zieht eine Packung Teebeutel heraus, wartet, dass die Kassiererin alles einscannt und packt es in eine Plastiktüte.
    Ich nehme die Einkäufe, und sie folgt mir zum Ausgang. Der Filialleiter fängt uns ab. »Sie hat ab sofort Hausverbot. Ich möchte sie hier nicht noch einmal sehen.«
    »Sie bezahlt, also kommt sie«, sage ich im Vorbeigehen und trete in die Sonne.
    Einen flüchtigen Moment lang glaube ich, dass Sarah weglaufen könnte, stattdessen dreht sie sich um und streckt die Hand nach der Einkaufstüte aus.
    »Nicht so schnell.«
    Sie streift den Mantel ab. Darunter trägt sie Khakishorts und ein T-Shirt.
    »Ist ein bisschen auffällig«, sage ich und zeige auf den Mantel.
    »Danke für den Tipp«, erwidert sie und gibt sich abgebrüht.
    »Möchtest du was trinken?«
    Sie sträubt sich, weil sie eine Predigt über die Sünde des Ladendiebstahls erwartet.

    Ich halte die Einkaufstüte hoch. »Wenn du das Zeug hier willst, gehst du mit mir was trinken.«
    Wir gehen zu einer Saftbar an der Ecke und setzen uns an einen Tisch vor dem Lokal. Sarah bestellt einen Bananenshake und mustert dann die Muffins. Ich kriege Hunger, als ich ihr beim Essen zusehe.
    »Wir haben uns vor ein paar Wochen getroffen.«
    Sie nickt.
    »Wo?«
    Sie sieht mich seltsam an.
    »Ich hatte einen Unfall. Ich habe ein paar Dinge vergessen. Ich hatte gehofft, du könntest mir helfen, mich daran zu erinnern. «
    Sarah guckt auf mein Bein. »So was wie Amnesie, meinen Sie?«
    »So ähnlich.«
    Sie beißt erneut in ihren Muffin.
    »Warum habe ich dich besucht?«
    »Sie wollten wissen, ob ich je Mickey die Haare geschnitten oder die Münzen in ihrer Kassette gezählt hätte.«
    »Habe ich gesagt, warum ich das wissen wollte?«
    »Nein.«
    »Worüber haben wir sonst noch geredet?«
    »Ich weiß nicht. Alles Mögliche.«
    Sarah blickt auf ihre Schuhe und stubst mit der Spitze an das Stuhlbein. Die Sonne steht hoch und gestochen scharf am Himmel, ein letztes Hurra vor dem Winter.
    »Denkst du manchmal an Mickey?«, frage ich.
    »Manchmal.«
    »Ich auch. Ich nehme an, du hast jetzt jede Menge neue Freundinnen. «
    »Ja, ein paar, aber Mickey war anders. Sie war wie ein… ein… ein… Fortsatz.«
    »Ein Anhängsel, meinst du?«
    »Ja, wie ein Herz.«

    »Das ist aber eigentlich kein Anhängsel.«
    »Okay, wie ein Arm, jedenfalls echt wichtig.« Sie trinkt ihren Shake aus.
    »Triffst du Mrs. Carlyle manchmal?«
    Sarah streicht mit dem Finger über den Glasrand und sammelt Schaum. »Sie wohnt immer noch in derselben Wohnung. Meine Mum sagt, ihr persönlich wäre es unheimlich, irgendwo zu wohnen, wo jemand umgebracht wurde, aber ich glaube, Mrs. Carlyle bleibt aus einem bestimmten Grund.«
    »Und aus welchem?«
    »Sie wartet auf Mickey. Damit will ich nicht sagen, dass Mickey irgendwann nach Hause kommt. Ich denke nur, Mrs. Carlyle will wissen, wo sie ist. Deswegen geht sie auch jeden Monat ins Gefängnis und besucht ihn.«
    »Wen besucht sie?«
    »Mr. Wavell.«
    »Sie besucht ihn!«
    »Jeden Monat. Meine Mum sagt, das ist irgendwie krank. Sie findet es unheimlich.«
    Sarah streckt die Hand aus und dreht mein Handgelenk um, weil sie auf meine Uhr gucken will. »Ich krieg einen Haufen Ärger. Kann ich jetzt meine Sachen haben?«
    Ich gebe ihr die Plastiktüte und einen Zehnpfundschein. »Wenn ich dich noch einmal beim Ladendiebstahl erwische, sorge ich dafür, dass du einen Monat lang Supermärkte putzt.«
    Sie verdreht die Augen und ist verschwunden. Sie saust auf ihrem Fahrrad davon, in der Hand den Mantel, die Tüte mit Lebensmitteln und mein tiefgefrorenes chicken korma .
    Die Vorstellung, dass Rachel Carlyle Howard Wavell im Gefängnis besucht, lässt mich schaudern. Ein aktiver Pädophiler und eine trauernde Mutter – das ist verkehrt, es ist krank, aber ich weiß, was sie tut. Rachel will Mickey finden. Sie will sie nach Hause zurückholen.

    Mir fällt etwas ein, das sie vor langer Zeit zu mir gesagt hat. Sie drehte unablässig ihre Finger im Schoß, während sie ein kleines Ritual von sich und Mickey beschrieb. »Und wenn es nur zur Post geht«, sagten sie zueinander und umarmten sich zum Abschied.
    »Manchmal kommen Menschen nicht zurück«, sagte Rachel.

Weitere Kostenlose Bücher