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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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zurückgekehrt?«
    »Nein.«
    »Bedauerlich.«
    Sein Blick kreuzt den meinen mit distanziertem Interesse. Er glaubt mir nicht. Er sieht sich auf dem Platz um.
    »Wissen Sie, dass es heutzutage digitale Richtmikrofone gibt, die eine Unterhaltung in einem über dreihundert Meter entfernten Restaurant oder Park aufnehmen können.«
    »Über derart ausgefeilte Technik verfügt die Londoner Polizei nicht.«
    »Mag sein.«
    »Ich versuche nicht, Sie in eine Falle zu locken, Alexej. Niemand hört zu. Ich kann mich tatsächlich nicht daran erinnern, was geschehen ist.«
    »Es ist ganz einfach – ich habe Ihnen neunhundertfünfundsechzig ein- und mehrkarätige Diamanten von erstklassiger Qualität gegeben. Sie haben versprochen, meine Tochter abzuholen. Ich habe mich ganz klar ausgedrückt – ich zahle nicht zwei Mal.«
    Sein Mobiltelefon klingelt. Er greift in sein Jackett, zieht ein elegantes Handy heraus und liest eine SMS.
    »Ich bin ein Technikfreak, Inspector«, erklärt er. »Irgendwer hat vor kurzem mein Handy gestohlen. Natürlich habe ich das bei der Polizei gemeldet. Außerdem habe ich den Dieb angerufen und ihm erklärt, was ich mit ihm mache.«
    »Hat er es zurückgegeben?«
    »Das spielt keine Rolle. Als ich ihn zum letzten Mal sah, zeigte er sich überaus reumütig. Er konnte es mir leider nicht selbst sagen. Seine Stimmbänder waren weggeätzt. Man sollte Flaschen mit Säure wirklich besser auszeichnen.«
    Alexejs Blick schweift über das Kopfsteinpflaster. »Sie haben meine Diamanten genommen. Sie wollten meine Investition sicher aufbewahren.«

    Ich denke an meinen Mantel auf dem Beifahrersitz von Alis Wagen. Wenn er wüsste!
    »Lebt Mickey noch?«
    »Das sollten Sie mir sagen!«
    »Wenn es eine Lösegeldforderung gab, muss es auch ein Lebenszeichen gegeben haben!«
    »Die Erpresser haben Haarsträhnen geschickt. Sie haben eine DNA-Analyse veranlasst. Die Haare stammten von Mickey.«
    »Das beweist nicht, dass sie noch lebt. Die Haare könnten von einer Bürste oder einem Kopfkissen stammen; sie hätten drei Jahre alt sein können.«
    »Ja, Inspector, aber Sie waren sich sicher . Sie haben Ihr Leben darauf gesetzt.«
    Die Art, wie er das Wort »Leben« ausspricht, gefällt mir nicht. Bei ihm klingt es wie ein wertloser Gutschein. Panik breitet sich in meiner Brust aus.
    »Warum haben Sie mir geglaubt?«
    Er blinzelt mich kalt an. »Sagen Sie mir, welche Wahl ich hatte.«
    Plötzlich verstehe ich sein Dilemma. Ob Mickey noch lebte oder schon tot war, spielte keine Rolle – Alexej musste das Lösegeld stellen. Es ging darum, das Gesicht zu wahren und nach einem Strohhalm zu greifen. Man stelle sich eine Chance von eins zu tausend vor, sie zurückzubekommen. Er könnte sie nicht unbeachtet lassen. Wie würde das aussehen? Was würden die Leute sagen? Von einem Vater wird erwartet, dass er sich an unmögliche Träume klammert. Er muss seine Kinder beschützen und sicher nach Hause bringen.
    Vielleicht ist es diese Erkenntnis, jedenfalls empfinde ich plötzlich so etwas wie Mitgefühl mit Alexej. Beinahe genauso rasch fällt mir der Überfall im Krankenhaus wieder ein.
    »Jemand hat gestern versucht, mich umzubringen.«
    »Na, so was.« Er legt die Spitzen seiner Finger zusammen. »Vielleicht haben Sie ihm etwas weggenommen.«

    Das ist kein Geständnis.
    »Wir können die Dinge bereden.«
    »Wie Gentlemen?« Jetzt macht er sich über mich lustig. »Sie haben einen Akzent.«
    »Nein, ich bin hier geboren.«
    »Mag sein, aber Sie haben trotzdem einen Akzent.«
    Er zieht ein schmales Zuckertütchen aus der Tasche und reißt es mit den Zähnen auf.
    »Meine Mutter ist Deutsche.«
    Nickend streut er sich den Zucker auf die Zunge. »Zigeunerin? «, fragt er höhnisch. »Mein Vater hat immer gesagt, die Zigeuner sind die achte Plage Ägyptens.«
    Er spricht die Beleidigung ohne jede Bösartigkeit aus.
    »Haben Sie Kinder, Detective?«
    »Zwillinge.«
    »Wie alt sind sie?«
    »Sechsundzwanzig.«
    »Sehen Sie sich oft?«
    »Inzwischen nicht mehr.«
    »Vielleicht haben Sie vergessen, wie es sich anfühlt. Ich bin jetzt sechsunddreißig. Ich habe Dinge getan, auf die ich nicht besonders stolz bin, aber damit kann ich leben. Ich schlafe wie ein Baby. Aber lassen Sie mich Ihnen eins sagen – es ist mir egal, wie viel jemand auf der Bank hat – , solange er kein Kind hat, besitzt er nichts von Wert. Gar nichts!«
    Er kratzt sich an der Narbe auf seiner Wange. »Meine Frau hat sich schon vor langer Zeit von mir abgewandt,

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