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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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betonten.
    Ich fing an, wie ich es immer tue – indem ich Howard erzählte, wie viel ich über ihn wusste. Er war ledig und nie verheiratet
gewesen. Aufgewachsen in Warrington als das jüngste von sieben Kindern einer großen, lauten Protestantenfamilie. Beide Eltern waren tot. Er hatte achtundzwanzig Nichten und Neffen und war Pate von elf von ihnen. 1962 wurde er nach einem Verkehrsunfall in einem Krankenhaus behandelt. Ein Jahr später erlitt er einen Nervenzusammenbruch und ließ sich freiwillig in einer ambulanten psychiatrischen Klinik im Norden von London behandeln. Er war als Lager- und Hilfsarbeiter, Anstreicher und Innenausstatter, LKW-Fahrer und zuletzt als Gärtner tätig gewesen. Er ging drei Mal pro Woche zur Kirche, sang im Chor, las Biographien, war allergisch gegen Erdbeeren und fotografierte in seiner Freizeit.
    Howard sollte sich fühlen, als wäre er als Fünfzehnjähriger beim Wichsen unter der Dusche in Cottlesoe Park erwischt worden. Und egal was für Ausflüchte er anführen würde, ich würde wissen, dass er log. Furcht und Ungewissheit – die mächtigsten Waffen in der bekannten Welt.
    »Sie haben etwas vergessen«, murmelte Howard.
    »Was denn?«
    »Ich bin Diabetiker. Insulinspritzen und der ganze Kram.«
    »Das hatte mein Onkel auch.«
    »Nein, sagen Sie nichts – er hat die Schokolade aufgegeben, angefangen zu joggen, und sein Diabetes ist wieder weggegangen. Das höre ich ständig. Das und den Spruch: ›Mein Gott, ich würde sterben, wenn ich mir jeden Tag eine Nadel in den Körper stechen müsste.‹ Oder der ist auch gut: ›Das kriegt man, wenn man fett ist, stimmt’s?‹«
    Leute mit Handschuhen und Overalls marschierten an uns vorbei. Einige trugen Kästen mit Kameraausrüstung und Scheinwerfern. Im Flur waren Laufbretter ausgelegt worden.
    »Wonach suchen Sie?«, fragte er leise.
    »Nach Beweisen. Das machen Detectives so. Die benutzen wir dann, um einen Tatvorwurf zu stützen. Dadurch werden aus Hypothesen Theorien und aus Theorien Fälle.«

    »Ich bin ein Fall.«
    »Wir arbeiten dran.«
    Und das war die Wahrheit. Ich konnte nicht sagen, wonach ich suchte, bis ich es gefunden hatte – Kleidung, Fingerabdrücke, Fesselmaterial, Videos, Fotos, ein lispelndes siebenjähriges Mädchen … irgendwas davon.
    »Ich möchte einen Anwalt.«
    »Gut. Sie können mein Telefon benutzen. Hinterher gehen wir gemeinsam raus und geben auf der Treppe vor dem Haus eine Pressekonferenz.«
    »Sie können mich nicht da rausbringen.« Die Fernsehkameras waren entlang des Weges aufgereiht wie Geigerzähler und schlugen nach jedem aus, der das Haus verließ.
    »Ich rieche Bleichmittel.«
    »Ich habe sauber gemacht.«
    »Mir kommen die Tränen, Howard. Was haben Sie denn sauber gemacht.«
    »Ich habe in der Dunkelkammer Chemikalien verschüttet.«
    Ich zeigte auf die Kratzer an seinen Handgelenken. »Woher haben Sie die?«
    »Zwei von Mrs. Swinglers Katzen sind in den Garten entwischt. Einer Ihrer Beamten hatte die Tür offen gelassen. Ich habe ihr geholfen, sie wieder einzufangen.«
    Er lauschte, wie Schubladen aufgezogen und Möbel bewegt wurden.
    »Kennen Sie die Geschichte von Adam und Eva, Howard? Es war der wichtigste Moment in der Geschichte der Menschheit, die erste Lüge. Das unterscheidet uns von den Tieren. Es hat nichts damit zu tun, dass Menschen auf einer höheren Bewusstseinsebene denken oder problemlos einen Kredit bekommen können. Wir belügen einander. Wir führen die anderen vorsätzlich in die Irre. Ich glaube, dass Sie ein ehrlicher Mensch sind, Howard, aber Sie geben mir falsche Informationen. Ein Lügner hat immer die Wahl.«

    »Ich sage die Wahrheit.«
    »Haben Sie Geheimnisse?«
    »Nein.«
    »Hatten Sie und Mickey ein Geheimnis?«
    Er schüttelte den Kopf. »Bin ich verhaftet?«
    »Nein. Sie helfen uns bei unseren Ermittlungen. Sie sind ein ungemein hilfsbereiter Mann. Das ist mir gleich aufgefallen, als Sie Fotos gemacht und Flugblätter gedruckt haben.«
    »Ich wollte den Menschen zeigen, wie Mickey aussieht.«
    »Sag ich doch. Hilfsbereit. Das sind Sie.«
    Die Suche dauerte drei Stunden. Oberflächen wurden auf Fingerabdrücke untersucht, Teppiche gestaubsaugt, Kleider abgebürstet und Waschbecken abmontiert. Einsatzleiter war George Noonan, ein Veteran der Spurensicherung, fast ein Albino, mit vollkommen weißen Haaren und blasser Haut. Noonan scheint es zu stören, wenn er keine Leiche hat. Für ihn ist der Tod immer eine Zulage.
    »Das sollten Sie sich vielleicht

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