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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Hand und lacht. Ich stehe im Hintergrund und starre auf die Sohlen meiner Sandalen, als wäre ich in irgendetwas reingetreten.
    »Du hast immer auf den Boden geguckt«, hat Daj oft zu mir
gesagt, »und es trotzdem geschafft, über deine eigenen Füße zu stolpern.«
    Ich erinnere mich an den Tag. Auf dem Pier fand ein Talentwettbewerb statt. Hunderte von Menschen saßen in der Sonne und lauschten gewöhnlichen Allerweltstypen, die Lieder sangen und Witze erzählten. Luke zerrte die ganze Zeit an Dajs Hand, weil er auch etwas singen wollte. Er war damals erst vier. Sie befahl ihm, ruhig zu sein.
    Dann sahen wir einem Typen in einem karierten Jackett und mit pomadisierten Haaren zu. Er schnitt Grimassen und erzählte Witze. Plötzlich stutzte er, weil ein kleines Kind direkt auf die Bühne gelaufen war. Es war Luke mit seiner blonden Tolle und seinen eisverschmierten Shorts. Der Komiker senkte mit großer Geste das Mikrofon, um Luke eine Frage zu stellen.
    »Na, wie heißt du denn, kleiner Mann?«
    »Luke.«
    »Machst du hier Ferien, Luke?«
    »Nein, ich bin mit meiner Mum hier.«
    Alle lachten, und Luke runzelte die Stirn. Er begriff nicht, was daran so komisch war.
    »Warum bist du hier hochgekommen, Luke?«
    »Ich will ein Lied singen.«
    »Was willst du denn singen?«
    »Ich weiß nicht.«
    Die Leute lachten wieder, und ich wäre am liebsten gestorben, aber Luke stand einfach da und starrte gebannt in die Menge. Selbst als Daj ihn von der Bühne zerrte und alle klatschten, winkte Luke nicht oder nahm das Publikum sonst wie zur Kenntnis. Er starrte einfach.
    Joe geht weiter den Inhalt meiner Brieftasche durch. »Jeder hinterlässt Spuren«, sagt er. »Es sind nicht nur Fotos und Papierschnipsel. Es ist auch der Eindruck, den wir auf andere machen, die Art, wie wir uns der Welt stellen.«

    Er blickt nach rechts. »Nehmen Sie zum Beispiel das Paar dort.«
    Ein Mann und eine Frau bestellen. Er trägt ein legeres Jackett, sie einen klassisch ausgestellten Rock und einen Kaschmirpullover.
    »Sehen Sie, dass er den Kellner nicht ansieht, während er sich die Spezialitäten des Tages vortragen lässt. Stattdessen guckt er nach unten, als würde er die Karte studieren. Seine Begleiterin ist ganz anders. Sie beugt sich vor, stützt die Ellenbogen auf den Tisch und rahmt ihr Gesicht mit den Händen ein. Sie interessiert sich für alles, was der Kellner sagt.«
    »Sie flirtet mit ihm.«
    »Glauben Sie? Gucken Sie auf ihre Beine.«
    Sie hat einen Schuh abgestreift und streicht mit dem Fuß über die Wade ihres Begleiters. Sie neckt ihn. Sie will, dass er sich entspannt.
    »Sie müssen das ganze Bild betrachten«, sagt Joe. »Ich weiß, dass Sie sich an bestimmte Dinge nicht erinnern können – noch nicht jedenfalls. Also müssen Sie alles aufschreiben oder sich genau merken. Schnappschüsse, Bilder, Wörter, Gesichter, was immer Ihnen einfällt. Im Augenblick ergeben sie keinen Sinn, aber vielleicht eines Tages.«
    Eine Kellnerin bringt einen Teller Sardinen.
    »Mit Empfehlung des Küchenchefs«, sagt sie.
    Ich hebe mein Glas und proste Alberto zu, der in der Küchentür steht. Er schlägt sich an die Brust wie ein Gladiator.
    Während Joe sich das Fischöl von den Fingern leckt, konzentriert er sich auf den Bikini und erörtert dann die Frage, wer ihn besessen haben könnte. Mickey war sehr leicht bekleidet, als sie verschwand, und ihr Badelaken wurde zum Hauptbeweisstück gegen Howard.
    Jede Ermittlung braucht einen Durchbruch – einen Zeugen oder ein Beweisstück, durch die aus einer Theorie eine Tatsache wird. In Mickeys Fall war es ihr gestreiftes Badelaken. Eine
Frau, die ihren Hund ausführte, fand es auf dem Friedhof von East Finchley. Es war stark verschmutzt mit Blut, Erbrochenem und Haarfarbe. Howard besaß kein Alibi für den Zeitpunkt von Mickeys Verschwinden und hatte in den Tagen danach auf dem Friedhof gearbeitet.
    Ein Präzipitationstest bestätigte, dass das Blut auf dem Badelaken von einem Menschen stammte – A negativ, Mickeys Blutgruppe (die sie mit sieben Prozent der Bevölkerung teilt). Die DNA-Analysen waren eindeutig.
    Ohne zu zögern ordnete ich eine Inspektion der Blumenbeete und der kürzlich ausgehobenen Gräber an. Zum Einsatz kamen ein Bodenradar, ein kleiner Bagger sowie mehrere Teams der Spurensicherung mit Handspaten und Sieben.
    Campbell rastete natürlich aus. »Du gräbst einen verdammten Friedhof um!«, brüllte er. Ich musste den Hörer weit von meinem Ohr weghalten.
    Ich atmete tief

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