Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost
oder in ihre Stirn gefallen ist.
Miss Foster blickt von ihren Unterlagen auf. »Warum haben Sie uns gebeten, die Tests durchzuführen, wenn ich das fragen darf? Wir arbeiten normalerweise nicht für die Polizei.«
»Es war ein privater Auftrag für die Mutter des Mädchens.«
»Aber Sie sind Detective.«
»Ja.«
Sie sieht mich erwartungsvoll an, bis sie merkt, dass ich keine weiteren Erklärungen abgeben werde. Dann wendet sie sich wieder ihrer Mappe zu und zieht mehrere Fotos heraus. »Kopfhaare sind für gewöhnlich länger und haben einen einheitlichen Durchmesser. Selbst ungeschnittene Haare scheinen sich zu den Spitzen hin zu verjüngen, aber in diesem Fall kann man den Schnitt einer Schere erkennen.«
Sie zeigt auf das Foto. »Die Haare waren weder gefärbt noch dauergewellt.«
»Sind Sie sicher?«
»Absolut.«
»Können Sie ihr Alter bestimmen?«
»Nein.«
»Könnte sie noch leben?«
Die Frage klingt allzu hoffnungsvoll, aber sie merkt es offenbar nicht. Stattdessen weist sie auf ein weiteres, extrem vergrößertes Bild. »Wenn Haare von einem Leichnam im Stadium der Verwesung stammen, kann man an der Wurzel manchmal einen dunklen Ring erkennen.«
»Ich sehe nichts.«
»Dann sind wir schon zwei.«
Eine zweite Serie von Fotos zeigt die Postkarte. Ihr Schriftbild ist genauso, wie ich es in Erinnerung habe, mit Großbuchstaben und völlig geraden Zeilen.
»Der Umschlag hat uns nicht viel verraten. Von wem auch immer er abgeschickt wurde, die Person hat die Briefmarke nicht angeleckt, und wir konnten auch keine Fingerabdrücke nachweisen.« Sie blättert weiter durch den Stapel Fotos. »Warum interessieren sich plötzlich alle für den Fall?«
»Wie meinen Sie das?«
»Letzte Woche hat ein Anwalt angerufen und nach forensischen Tests zu Michaela Carlyle gefragt.«
»Hat er seinen Namen genannt?«
»Nein.«
»Und was haben Sie gesagt?«
»Ich habe ihm erklärt, dass wir dazu nichts sagen können. Unsere Tests sind vertraulich.«
Vielleicht war es Howards Anwalt, was die Frage aufwirft, wie er davon erfahren hatte. Miss Foster sortiert die Akte wieder in den Schrank. Offenbar hält sie meine Wissbegierde für befriedigt.
»Wollen Sie nicht die Ergebnisse zu dem anderen Paket erfahren? «
Meine Verwirrung dauert nur den Bruchteil einer Sekunde – lange genug, um mich zu verraten.
»Sie erinnern sich nicht, stimmt’s?«
»Tut mir Leid. Ich hatte einen Unfall. Ich bin angeschossen
worden.« Ich zeige auf mein Bein. »Ich habe keine Erinnerung an das, was geschehen ist.«
»Retrograde Amnesie.«
»Ja. Deswegen bin ich hier – um die Teilchen zusammenzufügen. Sie müssen mir helfen. Was war in dem Paket?«
Sie öffnet einen Schrank unter einem Tresen und nimmt eine Plastikbox heraus, die einen durchsichtigen Beutel enthält. Mehrere Dreiecke aus pink – und orangefarbenem Kunststoff liegen darin. Ein Bikini!
Sie wendet den Beutel zwischen den Fingern hin und her. »Ich habe ein wenig recherchiert. Michaela Carlyle trug bei ihrem Verschwinden einen Bikini wie diesen. Deshalb haben Sie uns meiner Vermutung nach gebeten, ihn zu analysieren.«
»Das vermute ich auch.« Mein Mund ist auf einmal trocken.
»Woher haben Sie den?«
»Ich weiß es nicht.«
Sie summt wissend. »Sie können mir also nicht sagen, was hier los ist?«
»Nein, kann ich nicht. Tut mir Leid.«
Sie liest irgendetwas in meinem Blick und glaubt mir.
»Ist es Mickeys Bikini?«
»Wir konnten kein DNA-Material sichern, haben jedoch feine Spuren von Urin und Fäkalien nachgewiesen, leider nicht genug für eine Analyse. Ich habe allerdings herausgefunden, dass der Bikini in Tunesien gefertigt wurde, er gehörte zu einem Posten, der im Sommer 2001 in Läden und per Katalog verkauft wurde. Dreitausend Stück wurden nach Großbritannien importiert und dort verkauft, fünfhundert davon in Größe sieben.«
Rasch versuche ich die Informationen zu verarbeiten. Ein paar Dreiecke eines Polyestergewebes, Größe sieben, stellen noch kein Lebenszeichen dar. Howard hätte den Badeanzug als Souvenir behalten können, oder ein anderer hätte einen ähnlichen auftreiben können. Es gab sogar Fotos von Mickey, auf denen sie diesen Bikini trug.
Wäre das genug gewesen, um mich davon zu überzeugen, dass Mickey noch lebt? Ich weiß es nicht. Würde es Rachel überzeugen? Auf jeden Fall.
Ich unterdrücke ein Stöhnen und versuche, konzentriert nachzudenken. Mein Bein tut wieder weh. Es fühlt sich an, als würde es nicht mehr zu
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