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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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ein. »Ich führe eine begrenzte Suchaktion durch, Sir. Die Unterlagen des Friedhofs verzeichnen, welche Gräber kürzlich ausgehoben wurden. Die Unstimmigkeiten lohnen eine genauere Untersuchung.«
    »Was ist mit den Grabsteinen?«
    »Wir geben uns Mühe, sie nicht zu berühren.«
    Campbell begann sämtliche Leute aufzuzählen, die einer Exhumierung zustimmen mussten, unter anderem der Richter eines Grafschaftsgerichts, der Leiter des Friedhofsamts und der leitende Amtsarzt der Bezirksverwaltung von Westminster Council.
    »Wir sind keine Leichendiebe oder Grabräuber«, versicherte ich ihm.
    Zu diesem Zeitpunkt waren bereits fünfundzwanzig Meter Beete und Rasen umgegraben worden. Pflastersteine lehnten an Mauern, Rasenbahnen waren zu schlammigen Bündeln zusammengerollt worden. Zwei Monate zuvor hatte Howard geholfen, den Garten für einen Wettbewerb zu bepflanzen – Westminster blüht, hieß die Devise.

    Außerdem wurden zweiundzwanzig andere Stellen auf dem Friedhof ausgehoben. Obwohl es klingt wie ein cleveres Versteck, ist es nicht leicht, auf einem Friedhof eine Leiche verschwinden zu lassen. Zunächst muss man sie unbemerkt vergraben, höchstwahrscheinlich nachts. Und ganz egal, ob man an Gespenster glaubt, fühlen sich nur wenige Menschen nach Einbruch der Dunkelheit auf Friedhöfen wohl.
    Während der Grabungsaktion hielten die Medien still, aber ich wusste, dass dem nicht lange so sein würde. Irgendjemand muss Rachel angerufen haben, und sie tauchte gleich am ersten Nachmittag auf. Zwei Polizeibeamte mussten sie hinter dem Absperrungsband festhalten, während sie sich wehrte und flehte, sie sollten sie loslassen.
    »Ist es Mickey?«, rief sie mir zu.
    Ich zog sie beiseite, um sie zu beruhigen. »Das wissen wir noch nicht?«
    »Haben Sie etwas gefunden?«
    »Ein Badelaken.«
    »Mickeys Badelaken?«
    »Das wissen wir erst, wenn…«
    »Ist es Mickeys Badelaken?«
    Sie las die Antwort in meinem Blick, riss sich los und rannte zu der Grube. Ich hielt sie zurück, bevor sie den Rand erreichte, und schlang meine Arme um ihre Hüften. Sie weinte und versuchte, sich mit ausgestreckten Armen in das Loch zu stürzen.
    Es gab nichts, was sie hätte trösten können – nichts, was sie je trösten könnte.
    Hinterher brachte ich sie zur Kapelle und wartete auf einen Polizeiwagen, der sie nach Hause bringen sollte. Wir saßen auf einer Steinbank unter einem Plakat, auf dem stand: »Kinder sind die Hoffnung der Welt.«
    Wo denn, bitte? Man kann sie wollen, sich um sie sorgen und sie mit seinem ganzen Wesen lieben, aber man kann sie nicht beschützen. Zeit, Unglück und das Böse werden siegen.

    In der Restaurantküche fällt klirrend ein Tablett mit Gläsern zu Boden. Die Gäste halten kurz inne, bevor die Gespräche weitergehen. Joe blickt über den Tisch, so unergründlich wie immer. Er würde es auf das Parkinson’sche Maskengesicht schieben, aber ich glaube, es gefällt ihm, undurchschaubar zu sein.
    »Warum die Haarfarbe?«, fragt er.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie haben gesagt, an dem Badelaken habe man Spuren von Haarfarbe gefunden. Wenn Howard sich Mickey im Treppenhaus geschnappt und in seiner Wohnung umgebracht hat, warum sollte er sich vorher die Mühe machen, ihr die Haare zu färben? «
    Er hat Recht. Aber vielleicht war das Badelaken schon früher beschmutzt worden. Möglicherweise hatte sich Rachel die Haare gefärbt. Niemand hat sie danach gefragt. Ich sehe, wie Joe die Information unter »später erinnern« abspeichert.
    Mein Hauptgericht ist serviert worden, aber ich habe keinen Hunger mehr. Das liegt am Morphium – es verdirbt mir den Appetit. Ich drehe die Nudeln mit der Gabel auf und lasse sie auf dem Teller liegen.
    Joe gießt sich ein weiteres Glas Wein ein. »Sie haben gesagt, dass Sie wegen Howard Ihre Zweifel hatten. Warum?«
    »Es ist seltsam, aber der Grund ist etwas, das Sie einmal gesagt haben. Als wir uns bei den Ermittlungen im Mordfall Catherine McBride zum ersten Mal über den Weg gelaufen sind, haben Sie mir das Profil eines Mörders entwickelt.«
    »Und was hab ich da gesagt?«
    »Sie sagten, dass Sadisten, Pädophile und sexuelle Psychopathen nicht als solche geboren werden. Sie werden dazu gemacht. «
    Joe nickt, entweder beeindruckt von meinem Gedächtnis oder von seinem klugen Rat.
    Ich versuche, es zu erklären. »Bis wir Mickeys Badelaken gefunden hatten, gründete sich unser Verdacht gegen Howard
eher auf Wunschdenken als auf harte Fakten. Kein Kind in seiner Obhut und

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