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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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etwas wert bin; die letzte Chance, die Bilanz meines Lebens auszugleichen.

17
    Als ein schwarzes Taxi mich vor dem Haus von Alis Eltern absetzt, ist es schon dunkel. Sie öffnet eilig die Tür und schließt sie gleich wieder. Auf dem Boden liegen zwischen Keramikscherben eine Kehrschaufel und ein Handbesen.
    »Ich hatte Besuch«, erklärt sie.
    »Keebal.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich rieche sein Aftershave – Eau de Clan. Wo sind Ihre Eltern?«
    »Bei meiner Tante Meena – sie kommen bestimmt bald nach Hause.«
    Ali holt den Staubsauger, während ich die Scherben in den Mülleimer werfe. Sie trägt einen Sari, der sie ebenso zu besitzen scheint wie sie ihn. Kreuzkümmel, Jasmin und Sandelholz steigen mir aus den Stofffalten in die Nase.
    »Was wollte Keebal?«
    »Man wirft mir Verstöße gegen die Dienstvorschrift vor. Polizeibeamte dürfen im Urlaub keine privaten Ermittlungen durchführen und auch keine Waffe tragen. Es wird eine Anhörung geben. «
    »Das tut mir Leid.«
    »Machen Sie sich deshalb keine Sorgen.«
    »Nein, es ist meine Schuld. Ich hätte Sie nie fragen dürfen.«
    Das macht sie wütend. »Hören Sie, ich bin ein großes Mädchen. Ich treffe meine Entscheidungen selbst.«
    »Ich denke, ich sollte lieber gehen.«
    »Nein! Es ist schließlich keine glorreiche Karriere, die ich aufs Spiel setze. Ich passe auf Botschafter und Diplomaten auf,
chauffiere ihre verwöhnten Kinder zur Schule und ihre Frauen zu Harrod’s. Es gibt mehr im Leben.«
    »Was wollen Sie denn stattdessen anfangen?«
    »Ich könnte alles Mögliche tun. Mich selbstständig machen. Vielleicht heirate ich …«
    »Wen? ›New Boy‹ Dave?«
    Sie ignoriert meine Frage. »Es sind die ganzen politischen Machenschaften, die mich ankotzen – und Typen wie Keebal, die man schon vor Jahren hätte aussortieren sollen, die aber im Gegenteil befördert werden. Er ist ein rassistischer, chauvinistischer Wichser!«
    Ich betrachte die zerbrochene Vase. »Haben Sie ihn getroffen? «
    »Ich habe danebengeworfen.«
    »Schade.«
    Sie lacht, ich will sie umarmen, aber der Moment verstreicht.
    Ali setzt Wasser auf und öffnet eine Packung Schokoladenkekse.
    »Ich habe heute ein paar interessante Dinge in Erfahrung gebracht«, sagt sie, tunkt einen Keks in ihren Kaffee und leckt sich die Finger ab. »Alexej Kuznet hat eine Motoryacht. Sie liegt im Chelsea Harbour, und er benutzt sie hauptsächlich für geschäftliche Treffen. Der Kapitän ist ein Serbe und lebt an Bord. Ich könnte ihm ein paar Fragen stellen, aber ich dachte, dass wir vielleicht behutsam vorgehen sollten.«
    »Gute Idee.«
    »Und noch etwas. Alexej hat in letzter Zeit eine Menge Aktien und Anteile an seinen Firmen verkauft. Sein Haus in Hampstead steht auch zum Verkauf.«
    »Warum?«
    »Eine Freundin von mir arbeitet bei der Financial Times . Sie sagt, Alexej liquidiere Vermögensanteile, aber niemand wisse genau, warum. Gerüchten zufolge steht er schwer unter Druck, möglicherweise weil er irgendwelche Schulden abbezahlen muss.
Vielleicht bereitet er sich aber auch auf eine große Übernahme vor.«
    »Er verkauft sein Haus.«
    »Es wird seit einem Monat annonciert. Vielleicht können wir den Keller aufbuddeln und nachsehen, wo er seinen Bruder verscharrt hat.«
    »Ich habe gehört, Sascha soll ausgeweidet worden sein.«
    »Das war vermutlich vor seinem Säurebad.«
    Wir lachen zynisch, weil wir beide wissen, dass die meisten Legenden den Kern an Wahrheit enthalten, der sie am Leben erhält.
    Ali hat noch etwas, macht jedoch eine Pause, um die Spannung zu erhöhen. »Ich habe Kirsten Fitzroy ein wenig durchleuchtet. Erinnern Sie sich, dass sie uns erzählt hat, sie würde eine Zeitarbeitsfirma im West End leiten? Die Firma hatte Räume in einem Haus in Mayfair, gemietet von einer Firma mit Sitz auf den Bermudas. Der Mietvertrag ist vor acht Monaten abgelaufen, alle Rechnungen wurden bezahlt. Seitdem wird die Post an ein Büro in Soho und von dort an eine Anwaltskanzlei in der Schweiz weitergeleitet. Sie vertritt den Besitzer, eine Firma in Nevada.«
    Außer den Wachhunden vom Wirtschaftsministerium stechen solche Firmenstrukturen jedem ins Auge wie ein nackter Hundearsch. So handelt nur, wer etwas zu verstecken hat, Steuern hinterziehen oder sich aus der Haftung schleichen will.
    »Laut Aussagen der Nachbarn hat die Agentur manchmal private Empfänge gegeben, meistens jedoch hat sie Personal für kurzfristige Anstellungen vermittelt. In den Akten werden die Mitarbeiter als

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