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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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kein Elternteil hat sich über ihn beschwert. Niemand fand ihn merkwürdig oder hat angedeutet, dass man ihn von Kindern fern halten sollte. In seinem Computer haben wir tausende von Bildern gefunden, von denen man jedoch nur eine Hand voll als fragwürdig einstufen könnte, und keines wäre ein Beweis für pädophile Neigungen. Er hatte keine Vorgeschichte in Sachen sexueller Belästigung, aber plötzlich tritt er als ausgewachsener Kindesmörder in Erscheinung.«
    Joe betrachtet die bastumhüllte Weinflasche. »Jemand kann Phantasien über Kinder haben, ohne je aktiv zu werden. Eine lebendige Phantasie kann durchaus Befriedigung bringen.«
    »Genau, und ich konnte keine Progression erkennen. Sie haben mir erklärt, dass man abweichendes Verhalten beinahe als graphische Achse darstellen kann. Jemand fängt damit an, Pornos zu sammeln, und schreitet dann auf der Skala weiter fort. Entführung und Mord stehen ganz am Ende.«
    »Haben Sie pornographisches Material gefunden?«
    »Howard besaß einen Wohnwagen, den er angeblich verkauft hatte. Mithilfe von Tankquittungen und Reinigungscoupons haben wir ihn aufgespürt. Er stand auf einem Campingplatz an der Südküste. Er hat die Platzmiete jährlich im Voraus bezahlt. Dort haben wir Kartons mit Zeitschriften vor allem aus Osteuropa und Asien gefunden. Kinderpornographie.«
    Joe beugt sich vor. Seine kleinen grauen Zellen summen wie die Festplatte eines Computers.
    »Was Sie beschreiben, ist eine Form von Pädophilie, bei der sich der Täter sein Opfer sorgsam auswählt. ›Grooming‹ nennen wir das. Er hat Mickeys Verwundbarkeit erkannt. Er hat sich mit ihr angefreundet, sie mit Lob und Geschenken überschüttet, ihr Spielzeug und Kleider gekauft. Er hat sie fotografiert und ihr erklärt, wie hübsch sie aussieht. Irgendwann beginnt der sexuelle Teil des ›Tanzes‹, die verstohlenen Berührungen, das Balgen im Spiel. Nicht sadistische Pädophile nehmen
sich manchmal Monate oder sogar Jahre Zeit, um ein Kind kennen zu lernen und es zu konditionieren.«
    »Genau, sie sind extrem geduldig. Warum sollte Howard erst all die Zeit und Mühe investieren, sich Mickey ›heranzuziehen‹, und sie dann plötzlich im Treppenhaus verschleppen?«
    Joes Arm zittert wie nach einem Fang. »Sie haben Recht. Ein Pädophiler von diesem Typus setzt auf langsame Verführung, nicht auf gewaltsame Verschleppung.«
    Ich bin erleichtert. Es ist schön, dass jemand meine Meinung teilt.
    Joe mahnt zur Vorsicht. »Psychologie ist keine exakte Wissenschaft. Und selbst wenn Howard unschuldig ist, wird Mickey davon nicht wieder lebendig. Die Veränderung einer Tatsache macht nicht automatisch die anderen ungeschehen. Was ist passiert, als Sie Campbell von Ihren Zweifeln berichtet haben?«
    »Er hat gesagt, ich soll meine Polizeimarke wegstecken und wie ein Mensch handeln. Ob ich glaubte, dass Mickey tot sei? Ich dachte an das Blut an dem Badelaken und sagte Ja. Alles wies auf Howard hin.«
    »Sie haben ihn nicht verurteilt – das waren die Geschworenen. «
    Joe will bestimmt nicht gönnerhaft klingen, aber ich hasse es, wenn Menschen Ausflüchte für mich finden. Er trinkt sein Glas leer. »Dieser Fall ist Ihnen wirklich nahe gegangen, was?«
    »Ja, mag sein.«
    »Ich glaube, ich weiß, warum.«
    »Lassen Sie es gut sein, Professor.«
    Er schiebt unsere Weingläser beiseite und pflanzt seinen Ellenbogen in die Mitte des Tisches. Er will eine Runde Armdrücken veranstalten.
    »Sie haben keine Chance.«
    »Ich weiß.«
    »Wozu dann der Aufstand?«

    »Hinterher werden Sie sich besser fühlen.«
    »Wie das?«
    »Im Moment benehmen Sie sich, als würde ich auf Sie einprügeln. Das ist Ihre Chance, es mir heimzuzahlen. Vielleicht merken Sie dann, dass wir hier keine Wettkämpfe austragen. Ich versuche, Ihnen zu helfen.«
    Ich spüre einen Stich im Herzen und schmecke den bitteren Hefegeschmack seiner Medizin, die mir im Hals stecken bleibt. Joe hält die Hand immer noch ausgestreckt. Er grinst. »Sollen wir uns auf ein Remis einigen?«
    Auch wenn ich es nur höchst ungern zugebe, sind Joe und ich eine Art Seelenverwandte – Verbündete. Beide kämpfen wir gegen das »Ungeheuer Zeit«. Meine Karriere neigt sich dem Ende zu, und seine Krankheit wird ihn des Alters berauben. Außerdem versteht er vermutlich, wie es sich anfühlt, zufällig oder fahrlässig für den Tod eines anderen Menschen verantwortlich zu sein. Dies ist vielleicht meine letzte Chance, es wieder gutzumachen und zu beweisen, dass ich

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