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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Antrag stellen.«
    »Ja, wahrscheinlich. Könnte eine Weile dauern.«
    »Wie lange?«
    Er reibt sich über das Kinn. »Ein paar Wochen, nehme ich an.«
    Ich seh schon, worauf das hinausläuft. Die gewaltigen, klapprigen Räder der britischen Bürokratie werden meinen Antrag entgegennehmen und ihn zwischen Ausschüssen, Unterausschüssen und Arbeitsgruppen hin und her schieben, er wird diskutiert, ventiliert und abgeklopft werden – und all das nur, um sich auf die Formulierung der Ablehnung zu einigen.
    Nun, es gibt mehr als eine Methode, eine Katze zu häuten. Angeblich sind es drei, sagt der Professor, und der sollte es wissen – er hat schließlich Medizin studiert.
    Vor fast zehn Jahren betrat in der Schlacht um die Umgehungsstraße in Newbury ein Mann die öffentliche Bühne und hauste sechzehn Tage lang in einem Loch, das nicht breiter war als seine Schultern. Wir mussten ihn ausgraben, aber er buddelte
mit bloßen Händen schneller als ein Dutzend Männer mit Hacken und Schaufeln.
    Er nannte sich einen Ökokrieger, der gegen die »Vergewaltiger der Erde« kämpfte. Die Boulevardpresse nannte ihn »Moley, den Maulwurf«.
    Ali brauchte drei Stunden und fünfzig Pfund Bestechungsgeld, um seine letzte bekannte Adresse herauszubekommen – ein leer stehendes Lagerhaus in Hackney, in einer jener heruntergekommenen Gegenden, die man nur schwer findet, wenn man nicht eine Spraydose bei sich trägt oder einen Schuss braucht.
    Wir fahren langsam an rußgeschwärzten Fabriken und an zugenagelten Schaufenstern vorbei und halten vor einer Brache, wo Kinder zwischen zwei durch Daunenjacken markierten Toren Fußball spielen. Unsere Ankunft bleibt nicht unbemerkt. Die Nachricht wird sicher durchs ganze Viertel telegrafiert, oder welche Kanäle auch immer unter Steine und in Höhlen führen.
    »Vielleicht sollte ich beim Wagen bleiben«, schlägt sie vor, »solange er noch vier Räder hat.«
    Die Mauern der leer stehenden Fabrik vor uns haben im Laufe der Jahre zahllose Graffitischichten aufgesaugt, sodass eine als Grundierung für die nächste dient. An einem Ende befindet sich vor einem Rolltor eine erhöhte Laderampe. Auf einer Seite ist eine Sicherheitstür mit Wellblech verkleidet. Ich stemme sie auf und betrete das Gebäude. Lichtstrahlen fallen schräg durch die hohen Fenster und verwandeln schwebende Spinnennetze in Silberfäden.
    Das Erdgeschoss ist bis auf ein paar alte Kartons und Kisten leer. Im ersten Stock stoße ich auf eine Reihe ehemaliger Büros, die Rigipsplatten an den Wänden sind zerbrochen, Leitungen liegen frei. In einem kaum vier Quadratmeter großen Raum findet sich ein schmales Regal neben einer Matratze, einer Decke und einem Bündel Kleidung. An einem Nagel hängt eine Hose, und auf einem der Balken reihen sich Konservendosen aneinander.
Auf einer Kiste in der Mitte des Raums stehen ein Blechteller und ein Batman-Becher.
    Ich stolpere über eine Öllampe auf dem Boden und fange sie auf, bevor sie zerbricht. Das Glas ist noch warm. Er muss mich gehört haben.
    Die Wände sind mit Zeitungen und alten Wahlplakaten tapeziert, eine regelrechte Nachrichtencollage – Saddam Hussein, Tony Blair, Yassir Arafat und David Beckham. Dazu in wüstentauglicher Tarnmontur George W. Bush, der einen Truthahn hochhält.
    Auf der anderen Seite sehe ich ein Bild von Art Carney, darunter seinen Nachruf. Ich wusste gar nicht, dass Art Carney gestorben ist. Ich sehe ihn immer noch mit Jackie Gleason in The Honeymooners . Er war der Nachbar von oben. In einer Folge versuchen er und Jackie mithilfe eines Buches Golf zu lernen, und Jackie sagt: »Als Erstes muss man sich dem Ball zuwenden. « Daraufhin winkt Art und sagt: »Hallloooo, Ball!«
    Im selben Moment schlage ich mit der Faust durch die Zeitung hindurch und bekomme ein Büschel schmutzige, verfilzte Haare zu packen. Als ich daran ziehe, zerfetzt das Papier, und eine quiekende, wilde Gestalt windet sich zu meinen Füßen.
    »Ich war’s nicht! Ich war’s nicht«, ruft Moley und rollt sich zusammen. »Tun Sie mir nichts! Tun Sie mir nichts!«
    »Niemand will dir was tun. Ich bin die Polizei.«
    »Betreten verboten. Dazu haben Sie kein Recht! Sie können hier nicht einfach reinkommen – das dürfen Sie nicht!«
    »Du bist ein Hausbesetzer. Ich glaube nicht, dass du allzu viele Rechte hast.«
    Er blickt aus blassen Augen in einem noch blasseren Gesicht zu mir auf. Seine zu Rastalocken verfilzten Haare hängen wie Rattenschwänze in seinem Nacken. Er trägt eine

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