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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Hochwasserschutz gearbeitet.«
    »Ja, später, aber das war erst, nachdem sein Rücken schlappgemacht hat. Er hat Thames Water geholfen, Notfallpläne für eine Flutwelle in London zu entwickeln. Die Leute vergessen, dass die Themse ein Tidefluss ist. Das war sie schon immer, und sie wird es auch bleiben.«
    Sie klingt verbittert. »Als man das Themsesperrwerk gebaut hatte, meinten sie, Springfluten seien kein Problem mehr. Sie haben Ray rausgeschmissen. Er hat gesagt, das sind alles Idioten! Der Meeresspiegel steigt, und der Südosten Englands senkt sich. Da kann sich jeder selbst ausrechnen, was Sache ist.«
    »Wie ist er auf einen Pub gekommen?«
    »Zeigen Sie mir einen Mann, der keine Kneipe aufmachen will.«

    »Die meisten von ihnen versaufen den Profit.«
    »Mein Ray nicht – er hat seit sechzehn Jahren keinen Tropfen mehr angerührt. Er hat den Laden geliebt. Es lief ganz gut, wissen Sie, bis ein Stück die Straße rauf dieser beschissene Themen-Pub aufgemacht hat. Frog & Lettuce. Was ist denn das für ein Name für eine Kneipe, hä? Wir wollten den Laden renovieren und Dartturniere veranstalten. Tony wollte das arrangieren. Er kennt viele Profis.«
    »Wie geht es Tony?«
    Sie verstummt.
    »Ich hatte gehofft, kurz mit ihm sprechen zu können.«
    »Er ist nicht hier.«
    Die Antwort kommt zu plötzlich. Ich blicke zur Decke. Die Frau ist wie die Kugel einer Wahrsagerin. Man braucht sie nur zu schütteln, und die Antwort steht ihr ins Gesicht geschrieben.
    »Mein Tony hat nichts Falsches getan. Er war ein braver Junge.«
    »Wann ist er rausgekommen?«
    »Vor sechs Monaten.«
    »Hat Ray je eine Kirsten Fitzroy erwähnt?«
    Der Groschen fällt langsam.
    »Das war doch diese hochnäsige Tussi aus den Dolphin Mansions. Sie hatte eine Narbe am Hals …«
    »Ein Muttermal.«
    »Egal«, sagt sie abschätzig.
    »Hat sie ihn je besucht oder angerufen?«
    »Die würde Ray nicht bumsen. Sie ist zu dürr. Er mag Frauen mit ein bisschen Fleisch auf den Rippen. Und genau das macht er wahrscheinlich gerade – irgendein Flittchen bumsen. Er kommt schon früh genug wieder nach Hause. Das macht er immer.«
    Draußen stottert und faucht ein Motor. Stevie späht unter die Motorhaube, während Ali hinter dem Steuer sitzt und aufs Gaspedal
drückt. Irgendwo über mir geht ein Schiebefenster auf, und jemand flucht und fordert Ruhe.
    »Jetzt wo Tony wach ist …«, sage ich zu Mrs. Murphys größtem Unbehagen.
    Sie pflanzt beide Hände auf den Tisch, erhebt sich und schleppt sich müde die Treppe hinauf.
    Ein paar Minuten später erscheint Tony, drahtig und geschmeidig in einem Bademantel. Er hat sich den Schädel rasiert und nur ein paar Haare stehen lassen, eine kreisrunde Fläche im Nacken. Mit den Tätowierungen auf den Unterarmen und den Ohren, die abstehen wie Satellitenschüsseln, sieht er aus wie ein Statist aus einer Folge von Raumschiff Enterprise .
    Tony war wie sein Vater ein viel versprechender Boxer gewesen, bis er anfing, sich zu sehr an den Catchern zu orientieren. Das pompöse Getue und die künstlichen Fehden mochten ja noch angehen, aber als er Kämpfe zu manipulieren begann, bekam er Ärger. Das nächste Mal scheiterte er bei dem Versuch, den Ausgang eines Dartturniers zu arrangieren. Einem Teilnehmer, der sich verzählte und eine Runde gewann, die er hätte verlieren sollen, brach er die Finger.
    Tony macht den Kühlschrank auf, trinkt Orangensaft aus einem Pappkarton, wischt sich die Lippen ab und setzt sich. »Ich muss auf gar nichts antworten. Ich muss für Sie nicht einmal aus dem Bett steigen.«
    »Ich weiß deine Anstrengungen zu schätzen.« Der Sarkasmus ist verschwendet. »Wann hast du deinen Vater zum letzten Mal gesehen?«
    »Sehe ich aus, als würde ich ein beschissenes Tagebuch führen? «
    Ich schiebe eine Schale mit aufgeweichten Cornflakes beiseite, greife über den Tisch und drücke seinen Unterarm mit der Faust auf die Platte. »Hör mal gut zu, du mieser kleiner Drecksack. Du bist immer noch auf Bewährung. Willst du zurück in den Knast? Gerne. Ich werde dafür sorgen, dass du dir eine Zelle
mit dem größten und gemeinsten Schwulen teilen darfst. Dann musst du überhaupt nicht mehr aufstehen, Tony. Der lässt dich den ganzen Tag flach liegen.«
    Ich sehe, wie sein Blick zu dem Buttermesser auf dem Tisch schweift, doch es ist nur ein flüchtiger Gedanke.
    »Das war vor etwa drei Wochen. Ich habe ihn in den Süden von London gefahren und am Nachmittag wieder abgeholt.«
    »Was hat er dort

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