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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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fähig sein dürfen, das Gräßliche solcher Traumbilder zu verkraften.
    Nick brachte sie nach Station Potential. Zur Quelle des Grauens.
    Aber sie lebte noch. Zeit war verstrichen, und sie kam allmählich zu Bewußtsein. Der unpersönliche Stoff des Kissens rieb über ihre Wange; die Matratze trug ihr Körpergewicht. Unter ihrer Hüfte spürte sie wie einen Klumpen ihr schwarzes Kästchen; sie hatte es noch in der Tasche ihrer Bordmontur.
    Falls Nick die Absicht verfolgte, sie zu hintergehen, hatte sich in dieser Hinsicht bisher nichts ereignet.
    Du sollst dein Kind haben, jawohl, und ich helfe dir sogar dabei, hatte er gesagt. Dort kann man dir binnen einer Stunde ein ausgewachsenes Kind übergeben.
    Vielleicht brauche ich dich dann, hatte er hinzugefügt, nicht abzuschieben.
    Sie verstand ihn nicht. Sie hatte keine Ahnung, was er meinte. Innerhalb einer Zeitspanne von dreißig Sekunden war er auf der Brücke zu etwas so Fremdem und Unheilvollem wie die Amnion geworden.
    Es schien, als ob sie aufwachte, weil sie die Schrecknisse ihrer Träume nicht mehr ertragen konnte. Doch das Wachsein hielt andere Schrecken für sie bereit. Sie wußte nicht, wie sie sie noch erdulden sollte.
    »Falls Sie gerade zu sich kommen«, sagte Mikka Vasaczk barsch, »können Sie’s ruhig zeigen. Ich kann Nick nicht ewig warten lassen.«
    Die Stimme der Ersten Offizierin zu hören, überraschte Morn nicht. Ihre Fähigkeit, Überraschung zu empfinden, war erloschen, durch Nick und die Alpträume überstrapaziert worden. Alles entlarvte sich in der einen oder anderen Weise als Verrat. Es gab nichts mehr, das sie hätte überraschen können.
    Trotzdem drehte Morn den Kopf und sah ihre Besucherin an.
    Mikka saß neben der Tür auf einem Stuhl und wirkte so unerbittlich wie hinter ihr das Schott. Sie hatte die Arme unter den Brüsten verschränkt; ihre starre Körperhaltung erweckte den Eindruck, als wären ihr sämtliche Gelenke unwiderruflich eingerostet. Eine innere Gefühlsregung, die Feindseligkeit oder seelische Misere sein mochte, trübte ihre Augen.
    Morn schluckte, um ihren vom Schlafen trockenen Gaumen zu befeuchten. »Worauf wartet er denn?« brummelte sie einen Moment später.
    »Er will wissen, wie’s um Sie steht.« Mikkas Ton entsprach ihrer Haltung. »Wir müssen ein Bremsmanöver einleiten, und er macht sich Sorgen wegen Ihres Hyperspatium-Syndroms. Er wartet auf meinen Bescheid, daß Sie wach und gesund sind. Und in Gewahrsam.«
    Ein Bremsmanöver, dachte Morn, ohne überrascht zu sein. Hoch-G-Belastung. Die klare Stimme des Universums. Bei dieser Erinnerung hätte sie am liebsten weggeschaut.
    Doch Mikkas Blick ließ es nicht zu. Morn schluckte ein zweites Mal. »Wo sind wir?«
    Die Erste Offizierin zögerte nicht mit der Antwort. »Ein paar Flugtage von Station Potential entfernt. Die Frist fürs Bremsmanöver wird schon knapp. Fliegen wir zu schnell an, kann’s sein, daß die Amnion uns aufgrund allgemeiner Überlegungen abknallen und pulverisieren.«
    Morn zwinkerte, während sie die Angaben zur Kenntnis nahm. Ein paar Flugtage von Station Potential entfernt. Schon. Im Laufe der Zeit, die sie verschlafen hatte, waren ihr sämtliche Alternativen genommen worden. Sie hatte sogar die Gelegenheit verpaßt, hoffen zu dürfen, sie und das ganze Raumschiff würden den Sprung ins Hyperspatium nicht überstehen.
    »Der Ponton-Antrieb hat funktioniert?« fragte sie matt.
    »Mehr oder weniger«, antwortete Mikka. »Vector hat uns durchgebracht. Ich hätt’s ihm gar nicht zugetraut. Der Antrieb ist in ’n kritischen Zustand geraten und ausgefallen, kaum daß wir in die Tach gewechselt waren, aber er hat die Schutzschaltungen einfach korrekturgesteuert, dem Feldgenerator genug Energie zugeleitet, um in die Tard zurückzufallen, und das ziemlich schnell. Wir haben den Wiedereintrittspunkt bloß um eine Million Kilometer verfehlt. Zu nah an der Station sind wir trotzdem. Wir möchten ja nicht den Eindruck erwecken, wir hätten ’n Angriff vor. Deshalb ist es so dringend, daß wir zum Bremsmanöver übergehen.«
    Für einen Moment schwieg Mikka. »Der starke Energieschub hat den ganzen Antrieb zerschmolzen«, fügte sie dann hinzu. »Zu dumm.«
    Vielleicht versuchte sie ironisch zu sein, aber ihre Worte bezeugten nichts als schmerzliche Betroffenheit. »Falls Nick keine gute Idee hat«, schloß sie rauh, »gelangen wir aus dem Bannkosmos nicht mehr fort.«
    »Das verstehe ich nicht.« Morn schaffte es nicht, über den

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