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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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wie ein glubschäugiges Starlet in ’m lausigen Videofilm.«
    Entschieden gab Mikka alle Zurückhaltung auf. »Ich muß verstehen, wieso du so bist«, sagte sie. »Sonst bin ich erledigt.«
    Wenn ich es dir erkläre, bin ich erledigt, hätte Morn antworten können. Doch sie spürte instinktiv, daß es sich dabei nicht um die Wahrheit gehandelt hätte; in diesem Moment zumindest nicht. Und Morn war schon zu lange allein; sie hatte zu viele Lügen erzählt, zu viele Verluste erlitten. Wie die Erste Offizierin hatte sie das Bedürfnis, alle Vorbehalte abzulegen, und sei es bloß für einen Augenblick, nur vor einer ehrlichen Gegnerin.
    »Es hat leider nichts Wundervolles damit auf sich«, sagte sie, ohne überhaupt zu versuchen, die möglichen Konsequenzen zu erraten. »Es ist auch nichts Wunderbares an mir. Als der Kapitän der Strahlenden Schönheit erfuhr« – abermals mochte sie Angus’ Namen nicht aussprechen –, »daß ich ’n Hyperspatium-Syndrom habe, hat er mir ’n Zonenimplantat eingepflanzt. Dadurch mußte ich bei ihm bleiben… Damit hat er mich zu tun gezwungen, was er wünschte. Aber er wußte, man würde ihn hinrichten, falls der Sicherheitsdienst der Kombi-Montan-Station das Kontrollgerät bei ihm findet. Also hat er’s im letzten Moment mir angeboten, und ich hab’s angenommen. Ihm dafür praktisch das Leben geschenkt.«
    Mikka war völlig entgeistert. Sie ließ die Arme sinken, ihr sackte der Unterkiefer herunter; Schleier breiteten sich über ihre Augen, als sähe sie vor sich die Tragweite der von Morn geäußerten Enthüllung. Ihre Miene spiegelte Fassungslosigkeit wider und etwas, das nach einer Anwandlung mit Betroffenheit vermischten Mitgefühls aussah. Sie stand auf, als hätte sie es auf einmal mit dem Verlassen der Kabine eilig; ebenso plötzlich setzte sie sich wieder hin und verschränkte erneut die Arme. Die einzige Stellungnahme, die sie sich im ersten Moment abringen konnte, bestand aus einem unartikulierten Ächzen, als hätte jemand sie in die Magengrube geboxt.
    Dann richtete sie den Blick langsam zurück auf Morn. Sie holte tief Luft, atmete schnaufend aus und senkte die Arme an die Seiten.
    »Na ja, das ist ’n Trost«, sagte sie leise. »Es tut mir gut zu wissen, daß du in Wirklichkeit gar nicht viermal besser als ich bist.«
    »Wirst du’s Nick sagen?« erkundigte Morn sich beinahe kaltschnäuzig.
    »Ach was!« erwiderte Mikka sofort. »Wenn er den Unterschied zwischen wahrer Hingabe und… und dem, was du ihm zukommen läßt, nicht bemerkt, ist das sein Problem.«
    Ruckartig stand sie zum zweitenmal auf. »Ich bin schon zu lange hier. Bestimmt stellt er peinliche Fragen. Ich muß dich einschließen, damit wir endlich das Bremsmanöver einleiten können. Möchtest du vorher noch irgendwas?«
    Eine Ehrlichkeit führte zur nächsten. Morn wog das Risiko nicht ab. »Ich möchte mit Nick reden«, sagte sie ganz einfach.
    Die Erste Offizierin verengte die Lider. »Das dürfte ihm gar nicht passen. Er steht stark unter Druck.«
    Morn hob die Schultern. »Ich auch.« Allem Anschein nach hatte er mit der VMKP irgendeinen Handel hinsichtlich ihrer Befreiung aus Angus’ Gefangenschaft gehabt. Deshalb erachtete sie es als nicht undenkbar, daß die VMKP die Absicht hegte, sie durch ihn nach Station Potential befördern, sie dort von ihm verkaufen zu lassen. Morn hatte vor, eine Erklärung von ihm zu verlangen. Vor seiner Wut fürchtete sie sich nicht mehr. Ihre einzige Furcht betraf die Aussicht, daß er sie den Amnion auslieferte.
    Sie sprang von der Koje und schaute Mikka erwartungsvoll an.
    Mikka zog eine düstere Miene. »Falls du dein Z-Implantat erwähnst«, meinte sie mit strengem Ernst, »fühlt er sich garantiert hintergangen. Vielleicht prügelt er dich tot.«
    »Ich weiß«, antwortete Morn. »Allerdings gruselt’s mir momentan mehr vor anderen Dingen.«
    Mikka stieß ein Brummen aus. Aber sie wies auf die Tür. »Nach dir.«
    Morn schlang die Finger um ihr schwarzes Kästchen und behielt es fest im Griff. Es war ihr letztes Hilfsmittel – und verkörperte ihre letzte Hoffnung. Solange sie es hatte, konnte sie sich jederzeit umbringen; noch immer dem entgehen, was Nick mit ihr vorhaben mochte.
    In Mikkas Begleitung ging sie zum Kommandomodul.
    Als sie die Brücke betraten, schwenkte Nick seinen Andrucksessel zu ihnen herum, als wollte er ihnen Flüche entgegenschleudern. Die Verbissenheit seiner Miene verriet innere Anspannung; sein Blick war gehetzt. Doch kaum sah er

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