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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Weiter konnte Morn die Überlegung nicht treiben. Sie führte zu allzu vielschichtigen Grübeleien, mündete in zu viele Folgerungen, die auf Verrat hindeuteten. Und sie hatte der VMKP praktisch von Geburt an immer vertraut, nicht anders als ihrem Vater. Sie mußte sich an das halten, was sie wußte, andernfalls verurteilte sie sich zur Handlungsunfähigkeit. Es galt, ihre Beachtung ganz dem Gegenwärtigen zu widmen; dem Z-Implantat und dem Überleben. Sie hatte sich auf Nick Succorso zu konzentrieren.
    Ehe Morn sich mit weiteren Erwägungen abgeben konnte, läutete der Interkom-Anschluß ihrer Kabine. »Nick?« fragte in indifferentem Tonfall eine Stimme, die klang, als gehörte sie Mikka Vasaczk.
    Nick setzte sich auf, als hätte er gar nicht geschlafen, schwang die Beine über den Rand der Koje. Ohne auf Morn zu achten, massierte er sich ein, zwei Sekunden lang mit den Händen das Gesicht: Mehr Zeit oder Aufwand brauchte er nicht, um die Schläfrigkeit abzuschütteln. Während Morn noch zu entscheiden versuchte, wie sie sich verhalten, wie sie von nun an ihre Rolle spielen sollte, stand er auf und tippte auf die Interkom-Taste.
    »Hier.«
    »Nick, du bist auf der Brücke erwünscht.« Die Interkom-Verbindung verlieh der Stimme Ausdruckslosigkeit, machte sie unpersönlich und ließ sie unbeteiligt klingen.
    Nick gab keine Antwort. Statt dessen schaltete er den Apparat aus, schnappte sich seine Bordmontur und die Stiefel.
    Noch immer hatte er Morn keines Blicks gewürdigt.
    Ihre Situation litt an zuviel Unwägbarkeiten, hatte zu viele Risiken; irgend etwas mußte Morn sagen. »Was ist los?« erkundigte sie sich, indem sie ihre Ermüdung und all die alte Furcht überwand, so natürlich, wie sie es schaffte.
    Nick zerrte den Reißverschluß seiner Bordmontur zu und stieg in die Stiefel, bevor er sich ihr zuwandte.
    Seine Augen leuchteten; sein Blick fiel mit einer Schärfe, voller Widerspiegelung innerer Stärke auf sie, die ihr womöglich gefallen hätten oder die ihrerseits zumindest als attraktiv anerkannt worden wäre, bevor sie Angus begegnete; falls das Schicksal ihr das Pech erspart hätte, Angus zu begegnen. Trotz seines Gehabes der Lässigkeit vermittelte Nick eine Ausstrahlung innerer Spannkraft und Straffheit, als wäre gerade seine körperliche Lockerheit ein Bestandteil dessen, was ihn so gefährlich machte.
    »Wir nehmen hier an Bord alles nicht so genau«, sagte er und lächelte dabei; und der Ton seiner Stimme lächelte gewissermaßen mit. »Anders als bei der VMKP.« Und doch konnte Morn sich nicht des Eindrucks erwehren, daß er sie warnte; ihr vielleicht sogar drohte. »Wir halten uns bloß an ’ne Handvoll Regeln. Aber die sind unumstößlich. Eine von ihnen lautet: Wenn man das Wort ›gewünscht‹ hört, stellt man keine Fragen. Dann gibt’s keine Diskussion. Man geht darauf ein. Kapiert?«
    Was er äußerte, war tatsächlich eine an Morn gerichtete Mahnung. Die Miene so neutral, als trüge sie eine Gipsmaske, nickte sie; nur einmal, aber deutlich.
    »Gut«, fügte Nick hinzu.
    Mit einem Fauchen rollte die Kabinentür auf, und er stapfte hinaus.
    Nachdem die Tür zugeglitten war, blieb Morn, wo sie lag, starrte die Fläche an, hinter der er verschwunden war, als hätte sein Abgang sie mit Lähmung geschlagen; als hätte er ihr jeden Beweggrund genommen, überhaupt noch irgend etwas anzufangen.
    Nick wurde auf der Brücke ›gewünscht‹. Und das Wort ›gewünscht‹ hatte an Bord dieses Raumschiffs besondere Wichtigkeit. Es bedeutete eine Aufforderung, die man nicht mißachtete, den absoluten Imperativ, ähnelte darin dem verschlüsselten Befehl, den Morns Vater ihr unter bestimmten Bedingungen gegeben hätte, wäre er je zu der Einschätzung gelangt, die Selbstvernichtung der Stellar Regent einleiten zu müssen; unter der Voraussetzung allerdings, sie hätte ihn leben gelassen, und nur wenn eine Situation entstanden wäre, die die Ausführung des Befehls begründete.
    Irgend etwas mußte passiert sein.
    Die Käptens Liebchen hatte beim Abflug von der KombiMontan-Station eine der üblichen Trajektorien genommen. Jedenfalls vermutlich. Was mochte geschehen sein? Von was für einem Vorfall sollte man bei realistischer Betrachtung ausgehen? Welche Art der Gefährdung oder Schwierigkeit konnte sich nach lediglich wenigen tausend Kilometern Flug, noch innerhalb der Ortungsreichweite der Station, ergeben haben?
    Nahezu mit Sicherheit stand der Grund irgendwie mit der KombiMontan-Station in

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