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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Zusammenhang. Mit dem Sicherheitsdienst und Angus Thermopyle.
    Morn vermochte den Blick schlichtweg nicht von der Tür zu wenden, dem Fleck, wo sie Nick zuletzt gesehen hatte; sie blieb sich zu rühren unfähig. Was sollte sie nun machen? Es zeichnete sich ab, daß sich die Schubladen ihrer Seele verselbständigten; Anteile ihres Zweifels und des tiefsten Entsetzens strömten ineinander, sie vermengten, vereinten sich wie Komponenten eines binären Gifts. Zu gerne wäre sie schlicht und einfach geflohen, doch sie konnte nirgends hin. Ringsum hätte sie nichts außer Panik erwartet.
    Zitternd beschloß sie, als befände sie sich im Epizentrum eines Erdbebens und müßte daraus flüchten, den Raum zu verlassen.
    Weil sie jederzeit halb mit einer Schwankung der Bordgravitation der Käptens Liebchen rechnete, dem Anzeichen einer Kursänderung – mit dem Zweck, zur Station umzukehren oder weil Kosmo-Interzeptoren der KombiMontan-Station anflogen –, stieg Morn von der Koje und machte sich daran, die Einbauschränke nach einer sauberen Bordmontur zu durchwühlen.
    Es fiel leicht, eine zu finden: Die Käptens Liebchen war wirklich gut auf Gäste eingestellt. Vor allem, wenn man nach dem Schnitt der Monturen urteilte, weibliche Gäste. Aber Morn nahm von der Bequemlichkeit, endlich wieder Kleidung zu tragen, die ihr paßte, kaum Notiz; sie fühlte sich zur Hast gedrängt, und das einzige, was sie in diesen Augenblicken beschäftigte, war das Zittern, das sie wiederholt befiel – beziehungsweise die Gefahr, daß es sie zu irgendeiner Dummheit verleiten könnte.
    Sie schloß die Bordmontur, holte ihre Stiefel aus der Hygienezelle. Infolge ihrer Panikneigung eilte sie zur Koje und nahm das Kontrollgerät des Z-Implantats unter der Matratze hervor; sie mochte keinesfalls von dem Gerät getrennt sein.
    Dann jedoch riß sie sich zusammen. Der Teil ihres Ichs, der durch Angus Thermopyle so drastisch beeinflußt und umgemodelt worden war, reagierte auf ihre Ängste und Befürchtungen auf eine sogar für sie selbst neuartige Weise. Schon das Kontrollgerät einfach nur in ihrem Besitz zu haben, verband sich mit zu hohem Risiko. Trug sie es bei sich, konnte jeder, der sie durchsuchte oder bloß gegen sie rempelte, es entdecken.
    Ihre Kabine war der einzige Abklatsch von Privatsphäre, den sie zur Verfügung hatte. Irgendwo hier mußte sie das Gerät verbergen. Es unter der Matratze versteckt zu halten, sicherte zwar umstandslose Greifbarkeit, war aber zu einfach. Hätte sie die richtigen Werkzeuge zur Hand gehabt, wäre es ihr am angenehmsten gewesen, entweder die Türschloß-Tastatur oder den Interkom-Apparat aufzumachen und das schwarze Kästchen zwischen ihren Schalttafeln und Drähten zu deponieren. Leider hatte sie nichts anderes als das Nähzeug.
    Ihr Zittern wurde so lästig, daß es jede Regung unzuverlässig machte, während Morn nochmals die Hygienezelle aufsuchte, das Nähzeug nahm. Sie warf einige Stücke Stoff und Rollen Band in den Müllschacht, um in der Dose Platz zu schaffen; dann stellte sie das Kontrollgerät auf den Boden der Dose und bedeckte es mit dem restlichen Inhalt.
    Das müßte genügen. Wenn sie noch lange herumstand und sich über das perfekte Versteck den Kopf zerbrach, würde ihr Zittern stärker, bis es ihren inneren Halt zerbröckelte und Panik sie überwältigte.
    Nahezu überstürzt verließ sie die Kabine.
    Sich umschauen, das wollte sie nun, sich einfach einmal umgucken. Nick hatte nicht von ihr verlangt, daß sie in ihrer Unterkunft blieb. Und daß ihr daran lag, sich in einem neuen Schiff zu orientieren, könnte jeder nachvollziehen. Solange jedenfalls, wie sie nicht zufällig den Betrieb auf der Brücke störte.
    Sie stemmte die Fäuste tief in die Taschen, zum Teil, um das Beben ihrer Hände zu unterbinden, teils um sich anzugewöhnen, die Hände in den Taschen zu haben, damit künftig niemand daran etwas Besonderes fand. Dann eilte sie – in Gegenrichtung zu dem Lift, in dem Vasaczk mit ihr auf dieses Deck gefahren war – durch den Korridor.
    Nein, sie durfte nicht so hastig sein. Hast konnte sie sich nicht erlauben. Damit gäbe sie Anlaß zu Fragen. Sie spürte, wie der Streß ihre Willenskraft verschliß, aber zwang sich zum Gemächlichgehen, versuchte sich aufs Schlendern zu beschränken. An vier oder fünf Türen kam sie vorüber, die alle der Tür ihrer Kabine ähnelten; vermutlich hatte die Käptens Liebchen so viele Unterbringungsmöglichkeiten für Passagiere. Dahinter gelangte

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