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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Verträglichkeit. »Aber du hast wohl zuviel Sorgen, um welchen zu finden. Komm und trink ’n Becher Kaffee. Er ist frisch aufgegossen. Vielleicht kann ich dir einiges erzählen, das dir den Bammel nimmt.«
    Morn musterte ihn. Sie hegte keine Bereitschaft, an Bord der Käptens Liebchen irgend jemandem oder irgend etwas zu trauen, am wenigsten der Freundlichkeit eines völlig Fremden. Sie mochte, so wie Nicks vordergründige Lässigkeit, reine Schau sein. Sie blieb, wo sie zögerte, ihre Ellbogen durchgedrückt, die Hände in den Taschen.
    »Sie wissen, wer ich bin«, sagte sie mit leidlich beherrschter Stimme.
    Unverwandt lächelte der Mann. »Das ist doch wohl klar«, antwortete er ohne Sarkasmus. »Ich habe dich oft genug bei Mallory gesehen. Und du bist diesmal die einzige Passagierin, die Nick zum Mitfliegen eingeladen hat. Das dürfte einer der Gründe sein, weshalb du so bang bist. Wir kennen dich alle, wissen schon einiges über dich. Dir ist keiner von uns bekannt. Du kennst bloß Nick, und das nutzt dir vielleicht nicht viel.«
    Er schwieg, räumte Morn eine Gelegenheit ein, etwas zu sagen oder zu tun. »Na ja, jedenfalls werde ich mich mal vorstellen«, fügte er hinzu, als nichts geschah. »Ich bin Vector Shaheed, der Bordtechniker. Momentan hab ich dienstfrei. Mein Vertreter ist Lumpi, ’n Bürschchen von der Valdor-Industrie, wo man nichts lernt, aber er versteht zumindest soviel vom Fach, daß er uns bei diesem Schub alles in Ordnung halten kann. Darum hab ich jetzt Zeit, um mich in meinem einzigen wirklichen Talent zu üben, nämlich dem Kaffeekochen.«
    Morn beobachtete ihn. Sie hatte schweißnasse Hände, aber beließ sie in den Taschen zu Fäusten geballt.
    Mit so steifen Bewegungen, als täten ihm sämtliche Gelenke weh – aber ohne daß sich an seinem Lächeln etwas geändert hätte –, stand Vector Shaheed auf, holte aus einem Wandschrank einen Becher. Er füllte ihn aus der Kanne mit dampfend-heißem Getränk und stellte ihn für Morn auf den Tisch. Dann nahm er wieder Platz.
    »Das ist natürlich kein Grund, um zu mir vertrauensselig zu sein«, erklärte er. »Wir sind alle Illegale, und du bist von der VMKP. Du müßtest verrückt sein, um einem von uns Vertrauen entgegenzubringen. Aber wir sind hier allein, und ich bin gerade in der Laune, um mich mit dir zu unterhalten. So ein Angebot solltest du wirklich nicht versäumen.«
    Das leuchtete Morn ein. Sie schüttelte den Kopf, aber nicht zur Verneinung dessen, was er gesagt hatte, sondern um sich damit möglichst aus ihrer Erstarrung zu reißen. Währenddessen bemerkte sie bei sich die unbestimmte Neigung, aus Shaheeds Gegenwart zu flüchten. Seine Leutseligkeit war verführerisch: Er verkörperte eine Falle. Aber sie war ohnehin in einer Falle, und es mochte sein, daß sich, was er redete, für sie als nützlich erwies.
    Auch Morn spürte in ihren Gliedmaßen eine häßliche Steifheit, als sie die Kombüse betrat.
    Erst als sie am Tisch saß, zog sie die Fäuste aus den Taschen. Dann legte sie ruckartig beide Hände auf den Tisch und schlang sie um den Kaffeebecher. Sie brauchte etwas, an das sie sich klammern durfte, um denken zu können. Der Kaffee hatte ebenfalls Verführungskraft, aber ihm war sie zu trauen bereit.
    In einer Hinsicht hatte Shaheed auf alle Fälle die Wahrheit gesprochen: Zum Kaffeekochen war er begabt. Nachdem Morn zwei kochendheiße Schlückchen geschlürft hatte, fühlte sie fast sofort eine gewisse Stärkung. »Danke«, sagte sie einfach aus Dankbarkeit durch den Dampf. Dann trank sie noch einen Schluck.
    »Na siehst du, ’s klappt doch.« Bei oberflächlicher Betrachtung erweckte Vector Shaheeds Beifälligkeit einen ehrlichen Anschein. »Ich mag’s nicht, wenn jemand so verschüchtert rumläuft… Am wenigsten ’ne Frau wie du. Es gibt da so manchen alten Raumfahrer, der meint, Frauen sind das tollste. Was mich betrifft« – flüchtig drückte sein Lächeln Versonnenheit aus – »genügt’s mir schon völlig, wenn du hier sitzt und mit mir meinen Kaffee trinkst. Was möchtest du über uns wissen?«
    »Wohin fliegen wir?« fragte Morn spontan.
    Vectors Lächeln verlor keinen Deut seiner friedlichen Gutmütigkeit, doch rings um seine Augen zogen sich die Müskelchen zusammen. Er trank etwas von seinem Kaffee, bevor er antwortete. »Wahrscheinlich kannst du dir denken, daß das eines der Themen ist, über die ich nicht plaudern will.«
    Ein zweites Mal schüttelte Morn, betroffen gemacht von der eigenen

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