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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Unterschied ist, wirst ja wohl sogar du kapieren.«
    Mit einem wüsten Knurren fuhr er herum.
    Aber er schlug sie nicht; er grapschte lediglich ihren Arm. Indem er sie fast von den Füßen riß, stieß er sie in Richtung des Lifts.
    »Mach deine Sache gut«, maulte er, schubste sie vorwärts. »Je mehr du mich nervst, um so weniger habe ich davon, dich am Leben zu lassen.«
    Mach deine Sache gut. Morn hatte längst keine Ahnung mehr davon, was das überhaupt bedeuten sollte. Von Minute zu Minute durchschaute sie ihre Entscheidungen, die Tragweite ihrer eigenen Handlungen, immer weniger. In mehr als nur einer Beziehung war ihr der Einfluß auf die Geschehnisse entglitten. Die Kluft zwischen dem, was sie dachte oder plante, und dem, was sie tat, klaffte stets weiter. Alles an ihr war durch Krampfhaftigkeit und Fieberhaftigkeit gezeichnet, als begänne bei ihr tatsächlich eine Art von Entzug.
    Dennoch reagierte sie auf seine Forderung, als könnte er auf sie bauen; als wäre sie ihrer selbst vollständig sicher.
    Zusammen eilten sie durch die Käptens Liebchen zur Brücke.
    Bei ihrer Ankunft sah man Liete Corregios stumpfer Miene der Kompetenz Erleichterung an. Im Gegensatz zu Morn war sie inzwischen im Krankenrevier gewesen; ihre Verletzungen waren behandelt worden. Außerdem hatte sie sich einige Ruhe gönnen dürfen. Und es hatte ihr nie an Vertrauen in ihre grundlegenden Fähigkeiten gefehlt. Trotzdem merkte man ihr deutlich an, daß sie in dieser Situation das Kommando über das Raumschiff nicht ausüben mochte. Ihre Erleichterung deutete an, daß sie nicht mehr wußte, was sie von ihrem Kapitän halten sollte. Sie wollte ohne seine Anwesenheit keine Konfrontation mit einem amnionischen Kriegsschiff durchstehen, weil sie das Gefühl hatte, nicht mehr in jedem Fall mit seiner Billigung ihrer Maßnahmen rechnen zu können.
    Doch Nick nahm keinen Anstoß an der Weise, wie sie sein Erscheinen aufnahm. »Meldung!« ordnete er barsch an, während sein Blick über die Anzeigen schweifte.
    Mit einem Nicken wies Liete auf einen Bildschirm. »Es ist vor fünf Minuten aufgetaucht. So ziemlich am Rand unserer Scanning-Reichweite in die Tard zurückgeschwuppt gekommen. Bisher haben wir von dem Schiff nur unzureichende Scanningdaten. Einmal verursachen die Echtzeit-Verzerrungen unseren Sensoren noch Komplikationen. Zum anderen sind wir für derartig starke Dopplereffekte einfach nicht ausgerüstet. Wir müssen acht- bis zehnmal messen, bloß um die Störungen auszufiltern. Im Moment kann ich dir noch nicht mal die Flugrichtung nennen. Aber es ist ’n Amnion-Raumschiff. Da sind wir sicher. Und seine Emissionen ähneln den Identifikationssignaturen eines der Kriegsschiffe, denen wir bei Station Potential begegnet sind, der Stiller Horizont. Durch irgendeinen unglaublichen Zufall befindet es sich genau zwischen uns und Thanatos Minor. Ich meine, direkt dazwischen. Wenn nicht einer von uns den Kurs ändert, werden wir kollidieren.«
    Grimmigen Blicks betrachtete Nick die Sichtgeräte. »Wie ist das möglich?« fragte er ungehalten.
    Liete nickte dem übelriechenden Frettchen zu, das den Posten des Steueranlagen-Drittoperators hatte.
    »Ohne weiteres«, erklärte Pastille, indem sein Schnurrbärtchen zuckte. Er genoß die Gelegenheit, einmal seine Fachkenntnisse zu bekunden. »Alba und ich hätten’s auch geschafft.« Sein Grinsen stellte klar, daß er die mathematischen Probleme als geringfügig erachtete, nicht etwa von Alba Parmute eine hohe Meinung hatte. »Wenn sie unsere Geschwindigkeit, die Beschleunigung, den Vektor und einigermaßen korrekte Hysteresis-Parameter kennen und die Energiekapazität des Hyperfeldgenerators gut schätzen, können sie unsere theoretische Hyperspatium-Durchquerung vom Ausgangspunkt Station Potential bis praktisch in die Unendlichkeit berechnen. Wären sie bei den Hysteresis-Parametern und der Hyperfeldgenerator-Energiekapazität auf Vermutungen angewiesen, war’s unmöglich. Aber sie hatten uns ja die Ersatzteile geliefert, also hatten sie präzise Informationen. Wenn sie so pessimistisch gewesen und davon ausgegangen sind, daß wir ihren Sabotageakt überleben könnten, hat’s ihnen keine großen Umstände bereitet, anhand der Daten herauszufinden, wo sie uns suchen müssen, solange wir auf ihrer Seite des Weltalls in die Tard zurückfallen.«
    Das alles war Morn geläufig. Sie war sich sicher, daß Nick ebenfalls darüber Bescheid wußte. Aber Pastille zuzuhören, gab ihm Zeit zum Nachdenken

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