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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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deren er bedurfte, vor einer gewaltigen Herausforderung.
    »Na gut«, sagte sie, mißachtete ihre Bürde, weil er sich in einer viel schlimmeren Notlage befand. »Jetzt weiß ich, wo ich anfangen muß. Am wichtigsten ist folgendes: Nichts von allem, an das du dich über dein scheinbares Leben als Morn Hyland erinnerst – oder je erinnern wirst –, ist dir wirklich passiert. Du weißt, daß ich die Wahrheit sage, es ist ja ganz offensichtlich, daß du kein Mädchen bist. Du hast keine äußere Ähnlichkeit mit deinem Bild in deinem Gedächtnis. Es sind nämlich nicht deine Erinnerungen. Sie stammen aus meiner Vergangenheit. Ich bin Morn Hyland. Du bist Davies Hyland, mein Sohn. Als ich gemerkt habe, daß ich schwanger bin, ist meine Entscheidung gegen eine Abtreibung ausgefallen. Aber ich konnte dich nicht an Bord dieses Raumschiffs gebären. Es ist ein Illegalen-Raumer, Davies. Er heißt Käptens Liebchen und gehört Nick Succorso, dem Mann, der sich verhält, als ob er dich haßt. Wir sind auf der Flucht. Der Ponton-Antrieb war beschädigt, und wir konnten keine sichere Astro-Reede anfliegen.« Sie verkürzte ihre Darstellung der Ereignisse drastisch, nicht um sie zu verfälschen – er würde ihr nie mehr etwas glauben, belöge sie ihn jetzt –, sondern um sie ihm erträglicher zu präsentieren. »Deshalb ist Nick mit uns in den Bannkosmos geflogen. Nach Station Potential… Zu den Amnion.«
    Davies’ Schweigen bedrückte Morn ärger, als hätte er geschrien oder geschimpft. Er verfügte über genügend ihrer Erinnerungen, um die Bedeutung ihrer Worte zu verstehen.
    »Die Amnion kennen eine sogenannte Schnellwachstum-Methode, ein Verfahren, um bei Föten eine beschleunigte physiologische Ausreifung herbeizuführen. Ich habe darin eingewilligt, weil ich keine andere Möglichkeit sah, um dich zu behalten. Aber ein Fötus hat keine eigene Lebenserfahrung, nichts gelernt, keinen Verstand. Einen Körper können die Amnion im Schnellverfahren wachsen lassen, aber keine Intelligenz, keine Persönlichkeit erzeugen. Darum kopieren sie die Persönlichkeit der Mutter. Daher kommt es, daß du denkst, du wärst ich. Nach deiner Geburt hat man dir meine Vergangenheit gegeben – meine Erinnerungen, meine Kenntnisse, meine Ausbildung –, um deinen Mangel an eigener Vergangenheit auszugleichen. Der Mann, an den du dich entsinnst, ist Kapitänhauptmann Davies Hyland, Kommandant des Raumschiffs Stellar Regent. Du hast von mir seinen Namen bekommen, weil ich ihn geliebt und bewundert habe… und weil ich etwas von ihm am Leben erhalten möchte.«
    Alles andere habe ich getötet.
    Aber das konnte sie nicht aussprechen: Sie durfte es nicht riskieren, womöglich die Erinnerungen, vor denen er verschont geblieben war, dadurch zu wecken. Das durfte nicht geschehen, bevor sie sie ihm in einen Bezugsrahmen gesetzt hatte; bis es ihr gelungen war, ihn davon zu überzeugen, daß sie ihr, nicht ihm gehörten.
    »Niemand haßt dich«, stellte sie fest, bot allen Nachdruck auf, um glaubhaft zu sein. »Dich persönlich nicht. Wie ich dir schon gesagt habe: Nick behandelt dich so mies, weil er mich haßt. Darum hat er dich an die Amnion verkauft. Du hast nichts Böses getan. Dich trifft keine Schuld. Er ist bloß auf Mittel erpicht, um mir weh zu tun.«
    »Warum?« fragte Davies, als ob seine Stimme aus unermeßlicher Ferne käme.
    »Weil er ein Illegaler ist«, antwortete Morn – schilderte noch immer alles sehr verkürzt –, »und ich eine Polizistin bin. Das ist ein Grund. Er hat noch andere, ausschlaggebendere Beweggründe, aber darüber möchte ich erst sprechen, wenn du ausreichend auf so etwas vorbereitet bist.«
    Davies, was denkst du? Was empfindest du? Was brauchst du nun?
    Die Wand war zu hart, zu unpersönlich. Morn hatte das Bedürfnis, ihrem Sohn ins Gesicht zu blicken, sie wollte ihn in den Armen halten; sie spürte den Drang, sich zwischen ihm und seiner bedrohlichen Krise zu postieren.
    Sie rechnete damit, daß er sich nach Nicks anderen Beweggründen erkundigte. Doch seine nächste Frage überraschte sie völlig.
    »Morn, wieso enden meine Erinnerungen so plötzlich? Dein Leben hat nicht geendet. Du bist schwanger geworden. Du hast die Stellar Regent verlassen und bist in dieses Raumschiff gelangt. Du hast dich in dermaßen tiefe Schwierigkeiten gebracht, daß du Hilfe bei den Amnion suchen mußtest. Weshalb entsinne ich mich an nichts davon?«
    »Da bin ich mir nicht sicher«, meinte Morn bedächtig, mußte sich selbst

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