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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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verschaffen uns fortlaufend ’n besseres Bild der Lage.«
     
    »Fünf Minuten«, bekräftigte am Scanningposten Allum. »Alles paßt zusammen.«
    Neunzig Millionen Kilometer. Und der Abstand verminderte sich mit einer relativen Geschwindigkeit von 150.000 km pro Sekunde. Somit blieb genug Raum zum Manövrieren. Genügend Zeit für Verzweiflungsmaßnahmen.
    Die Käptens Liebchen erhielt keine besonders guten Scanningergebnisse. Natürlich nicht. Dagegen konnte das Amnion-Kriegsschiff mit voller Funktionstüchtigkeit geflogen werden, weil es allen von Menschen gebauten Instrumenten überlegene Geräte hatte; keine Scanninganlagen menschlicher Herkunft erzielten diese Reichweite. Nicks Raumschiff sammelte alte Informationen – im Vakuum verteilte Partikelspuren – und extrapolierte auf ihrer Grundlage. Ironischerweise machte eben ihre durch Sabotage entstandene Geschwindigkeit es ihr möglich, über derartige Distanzen hinweg Scanningdaten zu interpretieren, gab ihr eine Chance zur Verteidigung. Eine Weltraumstation – etwa wie die KombiMontan-Station – wäre für die Gegenwart der Stiller Horizont blind gewesen.
    »Nick«, sagte Morn, zwängte Wörter aus ihrer trockenen Kehle, »gib ihnen durch, wir haben ’n Schaden. Daß die Havarie des Ponton-Antriebs auch die Steueranlagen der Pulsator-Triebwerke verbrannt hätte. Wir nicht abbremsen könnten.«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie merken bestimmt, daß das nicht stimmt.« Er hatte sich in eine derartig ungeteilte Konzentration vertieft, daß ihm die unterschwellige Aussage ihres Vorschlags entging. »Die Ersatzteile sind doch von ihnen. Sie wissen genau, wie unsere Havarie sich abgespielt hat. Lind, folgenden Text aufnehmen: ›Kapitän Nick Succorso an Amnion-Kriegsschiff Stiller Horizont. Ich habe das Kommando über mein Raumschiff zurückerlangt. Ich bedaure, daß meuterisches Verhalten bei meinen Untergebenen die Erfüllung Ihrer Ansprüche verhindert hat. Trotzdem bin ich zu keinem Bremsmanöver bereit. Meine Ansprüche sind ebensowenig erfüllt worden. Eine Beschädigung des Ponton-Triebwerks macht unsere Ankunft auf Thanatos Minor so bald wie möglich dringend notwendig. Wegen der Art der Havarie ist die Erfüllung Ihrer Ansprüche nicht mehr geboten‹.« Vorsichtshalber verzichtete er darauf, die Amnion der Hinterlist zu beschuldigen. »›Um eine Kollision zu vermeiden, ändern wir den Kurs.‹
    – Den Text senden. Pastille, du bekommst jetzt ’ne Gelegenheit, um zu beweisen, daß du nicht grundlos den Klugscheißer raushängst. Ich will ’ne Kurskorrektur um ein Grad. Und zwar mit größter Behutsamkeit. Unter einem Ge Schub. Auf diesem Vektor fliegen wir dann bei der Geschwindigkeit weit genug an ihnen vorbei.«
    »Wozu soll das gut sein?« erkundigte sich der Steueranlagen-Drittoperator. »Sie werden sich ganz einfach unserem Kurs anpassen.«
    »Habe ich dich nach deiner Meinung gefragt?« meinte Nick vollkommen ruhig. »Nee.«
    »Dann führ den Befehl aus. Wenn du deine eigenen Algorithmen nicht berechnen kannst, laß ’s den Computer für dich erledigen.« Er wandte sich an den Scanning-Drittoperator. »Sag mir Bescheid, sobald sie ihren Kurs angleichen.«
    Um seinen Verdruß oder seine Verärgerung zu verbergen, drehte sich Pastille der Tastatur zu.
    Instinktiv klammerte Morn die Hände an die Kante der Datensysteme-Kontrollkonsole und wartete auf eine erhöhte G-Belastung – das Aufzucken der Klarheit, das sie in den Untergang stürzen mußte.
    Aber wenn er es wollte, konnte Pastille an seinem Posten Bestleistungen zustande bringen. Morn spürte plötzlich Andruck, ihr Gewicht schien in die Zentrifuge der Eigenrotation der Käptens Liebchen zu rutschen; das Gefühl einer feststellbar höheren Schwerkraftbelastung entstand jedoch nur, weil der Andruck sich mit der Bordgravitation des Raumschiffs überschnitt. Und nach einem Moment war alles vorüber. Anschließend schwindelte es Morn, ihr war fiebriger denn je zumute; doch nicht infolge des Hyperspatium-Syndroms, sondern eher aus Erleichterung.
    »Fertig«, meldete Pastille in trotzigem Ton.
    »Ist mit dir alles in Ordnung, Morn?« fragte Nick.
    Seine Frage hatte einen durchaus vielschichtigen Hintergrund; oberflächlich aufgefaßt, blieb sie eine schlichte Fragestellung. Morn nickte.
    Fünf Minuten Verzögerung. Zehn für einen Funkspruch und seine Beantwortung. Nein, weniger. Die Käptens Liebchen verringerte die Entfernung mit halber Lichtgeschwindigkeit; dabei war die kleine

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